Leserbrief zum Artikel Wirtschaftskrieg: Konzerne knicken ein
vom 08.08.2018:
Keine Schaumschlägerei
Kronauer hat im allgemeinen recht. Insbesondere betrifft das eben gerade die »Global player« der deutschen Exportindustrie. Doch von bloßer »Schaumschlägerei« kann man m. E. auch nicht reden oder schreiben. Es gibt Unternehmen, die aufgrund von Patent- oder anderen Streitigkeiten ohnehin über längere Zeit auf dem US-Markt keine Chance haben (eine Zeitlang ging es z. B. der Windkraftanlagenbaufirma Enercon so), oder die einfach bisher zu klein waren, um dort Fuß zu fassen. Die könnten sich nun »im Schatten« der EU-Blocking-Vorschriften sehr gut und sehr rasch durch verstärkte Iran-Exporte entwickeln. Das könnte auch in Kooperation mit chinesischen und russischen Unternehmen erfolgen. Aber dann müssen sie »bis auf weiteres« alle Hoffnungen aufgeben, je in die USA zu exportieren. Und für die Bezahlung muss peinlich genau der US-Dollar »umschifft« werden. Wer will beides schon? Zudem wären im Falle eines US-amerikanisch-israelisch-saudiarabischen Aggressionskrieges gegen Teheran, wie ihn Netanjahu anstrebt, Geschäfte und Investitionen in Iran akut bedroht – das will gut überlegt sein. Aber nicht zu lange.
Veröffentlicht in der jungen Welt am 09.08.2018.