Jetzt zwei Wochen gratis testen.
Gegründet 1947 Dienstag, 16. April 2024, Nr. 89
Die junge Welt wird von 2767 GenossInnen herausgegeben
Jetzt zwei Wochen gratis testen. Jetzt zwei Wochen gratis testen.
Jetzt zwei Wochen gratis testen.

Leserbriefe

Liebe Leserin, lieber Leser!

Bitte beachten Sie, dass Leserbriefe keine redaktionelle Meinungsäußerung darstellen. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe zur Veröffentlichung auszuwählen und zu kürzen. Leserbriefe sollten eine Länge von 2000 Zeichen (etwa 390 Wörter) nicht überschreiten. Kürzere Briefe haben größere Chancen, veröffentlicht zu werden. Bitte achten Sie auch darauf, dass sich Leserbriefe mit konkreten Inhalten der Zeitung auseinandersetzen sollten. Ein Hinweis auf den Anlass Ihres Briefes sollte am Anfang vermerkt sein (Schlagzeile und Erscheinungsdatum des betreffenden Artikels bzw. Interviews). Online finden Sie unter jedem Artikel einen Link »Leserbrief schreiben«.

Leserbrief zum Artikel Analyse: »Eine Welt, in der sich die Macht neu verteilt« vom 07.07.2018:

Hellsichtige Prognose

Einen hervorragenden Artikel habt Ihr da mal wieder veröffentlicht! Endlich ist da mal klipp und klar zu lesen, dass »der Imperialismus eine Peripherie verlangt. Irgendwer muss ausgebeutet werden. Die Grenzen zwischen den Ausbeutern und den Ausgebeuteten mögen sich verändern, aber es werden nie alle Ausbeuter sein. Das ist unmöglich«, und: »Sozialismus in einem Land ist unmöglich. Der Nationalstaat ist der Liebling der Rechten; das entspricht ihrer nationalistischen, rassistischen und chauvinistischen Ausrichtung«.
Gerade vor diesem Hintergrund finde ich schon die Formulierung der Überschrift ein wenig bedauerlich. Als ob nicht die Neuverteilung von Macht ehernes Gesetz jeder Klassengesellschaft wäre! Und China als »Peripherie«? Bis vor 300 Jahren war China für Jahrtausende Zentrum, auch wenn das vom durch Eurozentrismus mit Blindheit geschlagenen Europa aus nicht so wahrgenommen wurde! Vor dem Hintergrund einer zehntausendjährigen menschlichen Kulturgeschichte sind kaum 300 Jahre Peripherie so gut wie nichts!
Und schließlich frage ich mich, wie der Satz »Gleichzeitig brachte der Neoliberalismus dem kapitalistischen System ein Goldenes Zeitalter« als Antwort auf die Frage, warum »gegen Ende der 1980er Jahre … der Antiimperialismus vom Radar der Linken« verschwand, zu verstehen ist. Sieht es nicht eher so aus, als sei ein »Goldenes Zeitalter« just »gegen Ende der 1980er Jahre« vorbei gewesen?
Für sehr hellsichtig halte ich dagegen die Feststellung: »Der Kapitalismus wird dieses Jahrhundert nicht überleben, womöglich nicht einmal das Jahr 2050.« Da bleibt nur, im Sinne von Peter Hacks zu »hoffen, die Menschheit schafft es«, und nicht befürchten zu müssen, dass der Kapitalismus gleich die ganze Spezies Mensch mit in den Abgrund reißt! Wir können es nur verhindern, wenn wir Torkil Lauesens Satz beherzigen: »Unsere Solidarität ist die der Klasse, nicht der Nation!«
Ortwin Zeitlinger