Leserbrief zum Artikel Pseudo-Gewerkschaft: Gewerkschaft der Bosse
vom 28.06.2018:
Alleinvertretungsanspruch schwindet
Das mag ja rechtlich alles richtig sein, aber der jahrzehntelang gepflegte Alleinvertretungsanspruch der Einzelgewerkschaften im DGB schwindet so langsam dahin. Verdi hat seit Gründung innerhalb von 15 Jahren ein Drittel seiner Mitglieder (900.000) verloren, und die Auseinandersetzung mit dem DHV ist demzufolge ein »Scheingefecht«. Darüber hinaus erwächst Verdi auch noch eine Konkurrenz durch den »Marburger Bund«, der sich jetzt auch für Krankenpfleger und -innen öffnen will, Piloten treten immer in die Gewerkschaft »Cockpit« ein, und Transnet muss sich der GDL erwehren. Wer sich die Frage stellt, warum das so ist, muss feststellen, dass es sich bei letztgenannten um die konsequenteren Interessenvertreter handelt. Den Gewerkschaften im DGB fällt dann nur noch die Beschimpfung »unsolidarisch« ein, weil bei den Tarifabschlüssen immer nur spezielle Gruppen bedient werden, aber was hindert denn die Gewerkschaften daran, auch mal richtig auf den »Putz« zu hauen, anstatt im Vorfeld die Ergebnisse immer schon »auszumauscheln«? Wäre Verdi konsequent, hätte man das Problem mit der Tarifbindung bei Real »ratzfatz« gelöst. Die Metro Service GmbH (Eigentümerin von Real) wird 2019 zu Tarifverhandlungen aufgefordert. Forderung: Eintritt in den Flächentarifvertrag, sechs Prozent mehr Gehalt für zwölf Monate und die Einführung der 35-Stunden-Woche. Das wäre doch was und wäre auch mobilisierungsfähig. Allein, mir fehlt der Glaube, dass der Interessengegensatz zwischen Kapital und Arbeit mal wieder zum Handlungsansatz wird ...