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Leserbriefe

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Leserbrief zum Artikel Prophetendiskurs: Im Rausch vom 23.06.2018:

Glückliches Vergessen

Sicher ist der Fußball, weil er rund ist, geeignet, auf dem Rasen zu rollen. Und wenn zwei sich um ihn streiten, kann daraus auch ein volksbelustigendes Spiel oder – wenn es hart auf hart kommt – sogar ein volksbeängstigendes Dilemma werden. Auf alle Fälle ist diesem Spiel nicht abzusprechen, dass es in die Kategorie solcher Tätigkeiten gehört, die schon seit dem Entstehen des Privateigentums geeignet sind, das Volk – den Plebs – von den Problemen seines Lebens abzulenken. Schon im alten Rom wurden solche Tätigkeiten entwickelt und unter dem Begriff »Panem et circenses« (Brot und Spiele) zusammengefasst.
Nun haben in der Neuzeit, nachdem Dampfmaschinen, Elektromotoren, Computer und anderes Eingang ins tägliche Leben gefunden haben, die alten Vorlieben für die Unterhaltung der Massen – des Plebs – eine völlige äußere Umwandlung erfahren, aber ihre Funktion ist geblieben. Statt mit Schwertern und anderen Mordinstrumenten gegeneinander oder auch mit Löwen und Bären um den Sieg zu kämpfen, müssen heute 22 Männerbeine beweisen, welche Schusskraft in ihren Waden steckt. Und ein Weltbund setzt diese Wadenleistungen in klingende Münze um. Dabei werden diese Waden, wenn sie bewiesen haben, dass sie profitabel einzusetzen sind, zu horrend hohen Beträgen verhökert. Die ganze Profitmacherei wird unter dem wohlklingenden Begriff »Weltmeisterschaft« verkauft und führt dazu, dass weltweit viele Millionen – wie gebannt – wochenlang vor ihrer Glotze hocken und vergessen, dass nach diesem Spiel ihre Probleme wieder auf sie wirken werden.
Dr. agr. Günther Freudenberg