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Leserbriefe

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Leserbrief zum Artikel Zeitungsmarkt: Was bleibt? vom 14.06.2018:

Noch viele Jahre

Ich sehe die elektronischen Formen eher als – zudem unausgereifte – Ergänzung des gedruckten Worts und behaupte, dass a) in der IT-Form bestimmte Kulturen, wie sie dem Brief wie dem Gespräch eigneten, sich erst noch herausbilden müssen, und b) für die konzentrierte Auseinandersetzung der gedruckte Text spezifische Vorteile hat und zunächst noch notwendig bleibt.
Jahrelang las ich regelmäßig Neues Deutschland, jW und Freitag, die ich – wie mitunter auch die UZ, ein Gewerkschaftsmagazin die Düsseldorfer Terz und sporadisch auch Mainstreamprovinzblätter, mit Qualitätsleserbriefen mitgestaltete. Freitag ruhe in Frieden: Der Freitag – das Meinungsmedium sank auf oder unter Zeit-Niveau, und die möglicherweise noch spannenden Artikel verstecken sich in einem Wust von Blogging-Beiträgen, wo ich sie nicht mühsam suchen mag. – ND ist vielseitig und im besten Sinne »linkspluralistisch«, vor allem auch eine Leserzeitung de luxe: Als es dort noch öfter als nur am monatsletzten Sonnabend eine Seite auch für ausführliche Leserbriefe gab, lieferte ich mir einmal über zwei plus zwei gleich vier Briefe hinweg einen regelrechten Dialog zur Energiefrage nebst Nebenfragen und Hierarchisierung von Problemkreisen. Auch die »kleine« tägliche Leserbriefseite verhalf mir einmal zu einer hochinteressanten persönlichen Bekanntschaft mit E. Field Horine, dessen Lebensstationen in »Auflehnung – Treue: Die Odyssee eines amerikanischen Querdenkers«, teils auch im (kürzeren) »Herbstlaub – Herbstwelten?« nachzulesen sind: 1915 geboren, hatte Horine u. a. Die Kandidatur F. D. Rossevelts unterstützt, als Offizier 1945 Radio München mit aufgebaut, war als Gesundheitsjournalist für die WHO tätig, praktizierte im Bodenseeraum als Fachpsychologe nach C. G. Jung, blockierte aktiv die Stationierung der »Pershing-II«-Atomraketen in Mutlangen – und lud mich im Sommer 2000 zu angenehmen und gehaltvollen Gesprächen ins Freiburger Augustinum ein (nachdem unsere Briefe am gleichen Tag erschienen waren und meiner sich auf Mutlangen bezogen hatte). – Andererseits hätte ich im ND weder den Farbdruck nötig gehabt noch die vielen Sportseiten bei Olympiaden oder Weltmeisterschaften, die teils auf Kosten der Briefe gingen.
Hatte ND bei mir 1999 vor allem durch ausgewogenere Berichte über serbische und »ethnoalbanische« Gewalt im Kosovo gepunktet, während in Mainstreammedien bis hin zu Taz, FR und SZ immer nur die Serben Böses taten, so imponierte mir die jW anfangs (auch ab 1999) vor allem durch bahnbezogene Themenseiten von Winfried Wolf. Ausdrücklich würdige ich auch die Praxis, gekürzte Stellen in Briefen mit drei Punkten zu markieren, die ich sonst nur von der UZ (und z. B. Nicht vom ND) kenne. Hilfreich ist auch der Terminkalender: dass ich heuer in Eupen (B), Düren und Aachen in Sachen Tihange präsent war, ist mittelbar einer jW-Notiz zu verdanken. Eine weitere Würdigung betrifft die faire Praxis des kostenlosen Probeabos – während die SZ in ähnlicher Sache sehr unfair das Auslaufen beim aggressiven Marketing zwar zusichern lässt, aber sehr schwierig gestaltet.
Jedenfalls wünsche ich ND wie jW noch viele Jahre Prosperität (…)!
Bernhard May, Solingen
Veröffentlicht in der jungen Welt am 21.06.2018.
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