Leserbrief zum Artikel Interessenkollision: Trump sprengt die G 7
vom 11.06.2018:
Konfliktlinien
Es gibt zu viele Konfliktlinien im althergebrachten Lager des »westlichen« Kapitalismus. Der rheinische und der US-amerikanische Kapitalismus funktionierten noch nie besonders gut miteinander. Das wurde kräftig übertüncht bei der Suche nach einem gemeinsamen Feind im Osten. Und dort boten sich mit China sowieso und dann durch den Wandel unter Putin (die russischen Bodenschätze wurden nicht mehr als frei verfügbare Anlagesphäre zugelassen, dies und andere »Sünden« machten Russland verdächtig. Als Russland im Konflikt um die Ukraine eigene Interessen zeigte, war das Bündnis mit Russland endgültig tot) mit Russland auch plötzlich Gegner an. Westeuropa (Deutschland, Frankreich) bezog eifrig Position in den Konflikten. Natürlich stramm westlich. Aber was ist Westeuropa? Der »Brexit« macht es kleiner und schwächer. Und auch ohne Großbritannien kriselt es heftig. In den USA wollte man nicht mehr die Kosten der Auseinandersetzung mit Systemalternativen weitgehend allein schultern. Es gibt tatsächlich auch Ungleichgewichte im Handel der USA mit Westeuropa. Und warum sollte »USA first« Rücksicht auf einen Partner nehmen, der den US-Markt im interessanten Bereich der Autoindustrie (und auch auf anderen Gebieten) zu kontrollieren drohte und als unzuverlässig gilt? In vielen Bereichen (Rüstung, Finanzkapital, Luftverkehr usw.) gelten die USA als dominierend. Aber Westeuropa holt auf. Soll man mit solch einem Partner »brüderlich« den Kuchen teilen? Das US-Finanzkapital und auch der MIK (militärisch-industrieller Komplex) sehen dazu nicht den geringsten Anlass! Es ist nahezu unmöglich, diese Ehe wieder zu kitten. Westeuropa (was ist das eigentlich?) muss sich nun einigen und auch emanzipieren, wenn man ein Mitspracherecht beanspruchen will. In bezug auf den Osten (Russland, China) hat man noch kräftig Sand in den Augen. Aufgewacht ist man noch nicht!