Leserbriefe

Ist es ein Kurswechsel? Rein deklarativ, ja. Aber es gibt in Pjöngjang eine frappierende Kontinuität mit einem steigenden Erfolgsquotienten. Man hat jetzt eine Verhandlungsmasse, die man vor zehn Jahren nicht hatte. Im Korea-Problem bewegte sich über Jahrzehnte nichts. Auch zu sowjetischen Zeiten tat sich nicht viel (man muss besser sagen: überhaupt nichts). Nun hat man Nuklearwaffen.
Aber was hat sich noch verändert:
– das Klima in der Republik Korea (RK) ist ganz anders. Ein Präsident, der dem demokratischen Lager angehört, und vor allem eine nie vorher so starke basisdemokratische Bewegung
– Den USA vergeht der Spott über die DVRK. Man möchte nicht auch noch die auf der Gefahrenliste haben.
– Dieses Mal gehört nicht nur der Friedensvertrag auf die Verhandlungsliste der Gegenseite. Auch das Raketenabwehrsystem THAAD und die US-Truppenpräsenz mit ihren alljährlichen, provokativen Manövern sind Verhandlungsmasse.
– Beide koreanische Staaten können in regionale Integrationsmechanismen, die entweder neu geschaffen werden sollten (nordostasienspezifisch) oder bereits existieren (Shanghai-Konferenz-Staaten, Seidenstraßen-Initiative), eingebunden werden.
– Die DVRK hat erstmals die Möglichkeit, einen relativ unbeschränkten Zugang zum Welthandel und zur Weltpolitik zu bekommen.
Kurswechsel? Das ist eine semantische Frage.