Leserbrief zum Artikel Geschichtspolitik: Wahrheiten aus der Grauzone
vom 16.04.2018:
Tragisches Schicksal
Mit großer Aufmerksamkeit habe ich den Beitrag von Sabine Kebir über die neue Buchveröffentlichung gelesen. An einer Stelle der Darlegungen muss ich ihr und auch der Buchautorin gegenüber jedoch Zweifel anmelden: Ernst Busse und sein tragisches Schicksal eignen sich nicht als exemplarische Hervorhebung für das Ringen um Machtpositionen in der Führung der DDR unmittelbar nach deren Gründung. Kein Geringerer als der erste Staatspräsident der DDR, Wilhelm Pieck, ebenfalls aus Moskau zurückgekehrter Exilant, hat sich nach Verhaftung und Verurteilung von Ernst Busse persönlich bei Stalin in zwei Briefen energisch für den KPD- und späteren SED-Funktionär Ernst Busse eingesetzt. Leider blieb die sowjetische Seite bei ihren Vorwürfen, der Buchenwald-Häftling Ernst Busse habe als Funktionshäftling zuwenig für die Rettung von sowjetischen Häftlingen im KZ Buchenwald unternommen. Ernst Busse starb am 31. August 1952 an Leberzirrhose im Sonderlager Workuta in der Republik Komi, wo er unter vielen Kriegsverbrechern der SS und der Naziwehrmacht eine lebenslange Freiheitsstrafe verbüßen sollte. Diese Fakten bestätigte mir der bekannte Historiker Klaus Drobisch, er gilt als international anerkannter Experte für die KZ-Forschung und die Erforschung der Judenverfolgung, bereits am Anfang der 1980er Jahre während einer öffentlichen Lesung aus seinem Buch »Die weiße Rose« zur »Woche des Buches in der DDR« in meinem Heimatort Barchfeld.
Veröffentlicht in der jungen Welt am 20.04.2018.