Jetzt zwei Wochen gratis testen.
Gegründet 1947 Freitag, 19. April 2024, Nr. 92
Die junge Welt wird von 2767 GenossInnen herausgegeben
Jetzt zwei Wochen gratis testen. Jetzt zwei Wochen gratis testen.
Jetzt zwei Wochen gratis testen.

Leserbriefe

Liebe Leserin, lieber Leser!

Bitte beachten Sie, dass Leserbriefe keine redaktionelle Meinungsäußerung darstellen. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe zur Veröffentlichung auszuwählen und zu kürzen. Leserbriefe sollten eine Länge von 2000 Zeichen (etwa 390 Wörter) nicht überschreiten. Kürzere Briefe haben größere Chancen, veröffentlicht zu werden. Bitte achten Sie auch darauf, dass sich Leserbriefe mit konkreten Inhalten der Zeitung auseinandersetzen sollten. Ein Hinweis auf den Anlass Ihres Briefes sollte am Anfang vermerkt sein (Schlagzeile und Erscheinungsdatum des betreffenden Artikels bzw. Interviews). Online finden Sie unter jedem Artikel einen Link »Leserbrief schreiben«.

Leserbrief zum Artikel Geschichtspolitik: Wahrheiten aus der Grauzone vom 16.04.2018:

Unangebrachter Applaus

Am Sonntag, den 15. April, fand das Gedenken an die Opfer des Faschismus in Buchenwald statt. Bei dieser Veranstaltung konnte man nur staunen, wieviel applaudiert wurde. Obwohl es ein Gedenken an die 56.000 Todesopfer war; schon erstaunlich. Man stelle sich vor, auf einem Friedhof würde Applaus ertönen. Das entspricht ja wohl dem Anliegen in Buchenwald. Verständlich wird es nur, wenn man die Rhetorik des Herrn Knigge verfolgt. Anfangs werden die Todesopfer aufgezählt, dann wird die Anzahl der Häftlinge des KZs genannt, über ihren kräftezehrenden Aufenthalt gesprochen, um dann über das Heranwachsen des äußersten rechten Randes zu sprechen. Und zwar auf eine Art, die man nur applausheischend nennen konnte. In etwa so, dass man doch auf die Identitären aufpassen sollte usw. Wer würde dem denn nicht zustimmen. Nur dass es bei diesem Gedenken um die Todesopfer und Inhaftierten gehen soll, und das ohne irgendein anderes Anliegen. Mag es noch so zutreffend sein. Bis vor ein paar Jahren war das auch noch selbstverständlich. Damals war die Rhetorik entsprechend. Der Herr Knigge ist schon ein Könner, und was für einer. Und das als Leiter der Gedenkstätte.
Es haben nicht alle applaudiert, aber leider die meisten. Besonders merkwürdig war, dass die Vertreter der Partei Die Linke dabei mitmachten. Waren ja zahlreich vertreten, Die Linke, Rebell, MLPD und, besonders merkwürdig, Antifa. So werden die damaligen Opfer ein zweites Mal verhöhnt. Sind wir schon so gedankenlos geworden?
Ohne Zweifel waren da auch Claqueure anwesend, in teuren Stoff gekleidet. Die waren besonders eifrig beim Applaudieren. Und da reißt es die meisten anderen mit. Es wäre schön, wenn man sich dagegen etwas überlegen würde.
Das zweite Merkwürdige: Bei Gedenken an irgendwelche SS-Größen wird nicht applaudiert. Im Fernsehen mehrmals gezeigt. Vielleicht, wenn dort ihre Untaten aufgezählt werden.
Alexander Zagornik, Naumburg
Veröffentlicht in der jungen Welt am 19.04.2018.
Weitere Leserbriefe zu diesem Artikel:
  • Wie war »Opfertausch« möglich?

    Der interessante Artikel von Sabine Kebir zum wichtigen Buch von Sonia Combe ließ mich erstmals darauf stoßen, wie der »Opfertausch« technisch möglich war. Zufällig lag ein Buch auf dem Tisch, Charlot...
    Martin Vollberg
  • Tragisches Schicksal

    Mit großer Aufmerksamkeit habe ich den Beitrag von Sabine Kebir über die neue Buchveröffentlichung gelesen. An einer Stelle der Darlegungen muss ich ihr und auch der Buchautorin gegenüber jedoch Zweif...
    Rainer Döhrer
  • Dringende Ergänzung

    Der Artikel (…) bedarf einer dringenden Ergänzung! Der kommunistische Lehrer Wilhelm Hammann rettete in Buchenwald 159 jüdischen Kindern das Leben, und wir konnten durch eine große internationale Such...
    Geert Platner
  • Akribie und Klassenkampf

    Dass die Geschichte des Widerstands im KZ Buchenwald einmal mehr rehabilitiert und insbesondere die Problematik des sogenannten »Opfertausches« ins rechte Licht gerückt wurde, ist erfreulich. Die fran...
    Ulrich Peters