Gegründet 1947 Sa. / So., 20. / 21. April 2024, Nr. 93
Die junge Welt wird von 2767 GenossInnen herausgegeben

Leserbriefe

Liebe Leserin, lieber Leser!

Bitte beachten Sie, dass Leserbriefe keine redaktionelle Meinungsäußerung darstellen. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe zur Veröffentlichung auszuwählen und zu kürzen. Leserbriefe sollten eine Länge von 2000 Zeichen (etwa 390 Wörter) nicht überschreiten. Kürzere Briefe haben größere Chancen, veröffentlicht zu werden. Bitte achten Sie auch darauf, dass sich Leserbriefe mit konkreten Inhalten der Zeitung auseinandersetzen sollten. Ein Hinweis auf den Anlass Ihres Briefes sollte am Anfang vermerkt sein (Schlagzeile und Erscheinungsdatum des betreffenden Artikels bzw. Interviews). Online finden Sie unter jedem Artikel einen Link »Leserbrief schreiben«.

Leserbrief zum Artikel Syrien-Krieg: Angst vor Luftangriffen vom 12.04.2018:

Spielball innenpolitischer Probleme

Ich denke, die allermeisten Deutschen, die allermeisten Menschen dieser Welt wollen keinen Krieg, dennoch besteht die Gefahr, dass sie sich durch ihre Regierungen in einen solchen hineinziehen lassen. Eine Gefahr, deren möglicher katastrophaler Ausgang gar nicht absehbar ist. Angeblich hat der syrische Präsident Assad Giftgas eingesetzt, und die USA wollen das mit einem Militärschlag vergelten, vor allem Großbritannien und Frankreich stehen offenbar an ihrer Seite. Ohne Despoten wie Assad, Putin, aber auch Erdogan »schönreden« zu wollen: Bewiesen ist gar nichts. Warum gibt es keine Untersuchung? Es gibt genügend Hinweise, dass »Rebellen«, sehr häufig mit islamistischem Hintergrund, angebliche Beweise fälschen und selbst Giftgas eingesetzt haben. Also: warum keine genaue Untersuchung? Nicht vergessen ist bspw. die Präsentation gefälschter »Beweise« für die angeblichen Massenvernichtungsmittel des Diktators Saddam Hussein durch den damaligen US-Außenminister Colin Powell vor dem UN-Sicherheitsrat. Diese zwischenzeitlich von ihm selbst zugegebene und anerkannt enttarnte Lüge sollte die völkerrechtswidrige Invasion des Irak durch US-amerikanische und britische Truppen am 20. März 2003 rechtfertigen. Der Krieg kostete bis zum Ende der Besetzung mindestens 115.000 Zivilisten das Leben. Die Menschen dieser Welt sollten sich Gehör schaffen, Europa und Deutschland sollten sich nicht als willige »Vasallen« (so ein Originalbegriff des in den USA anerkannten, inzwischen verstorbenen Geostrategen Zbigniew Brzezinki) in im Ausgang nicht absehbare, vielleicht katastrophale Kriegsabenteuer hineinziehen lassen. Trump, May und Macron haben mehr oder weniger große innenpolitische Schwierigkeiten, wir sollten uns hiervon nicht zum Spielball machen lassen und ihre kriegstreiberischen Muskelspiele nicht unterstützen. Wer glaubt denn, dass Russland, China, Nordkorea, der Iran »und, und, und« das alles stillschweigend hinnehmen werden. Und den internationalen Terrorismus werden wir mit solchen Muskelspielen auch nicht wirklich einschüchtern und eindämmen können, ganz im Gegenteil.
Martin Radde
Veröffentlicht in der jungen Welt am 12.04.2018.