Gegründet 1947 Freitag, 26. April 2024, Nr. 98
Die junge Welt wird von 2751 GenossInnen herausgegeben

Leserbriefe

Liebe Leserin, lieber Leser!

Bitte beachten Sie, dass Leserbriefe keine redaktionelle Meinungsäußerung darstellen. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe zur Veröffentlichung auszuwählen und zu kürzen. Leserbriefe sollten eine Länge von 2000 Zeichen (etwa 390 Wörter) nicht überschreiten. Kürzere Briefe haben größere Chancen, veröffentlicht zu werden. Bitte achten Sie auch darauf, dass sich Leserbriefe mit konkreten Inhalten der Zeitung auseinandersetzen sollten. Ein Hinweis auf den Anlass Ihres Briefes sollte am Anfang vermerkt sein (Schlagzeile und Erscheinungsdatum des betreffenden Artikels bzw. Interviews). Online finden Sie unter jedem Artikel einen Link »Leserbrief schreiben«.

Leserbrief zum Artikel Arbeitskampf: Airports lahmgelegt vom 11.04.2018:

Beschämendes Schweigen

Was tun Sie, werte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, egal an welchem Platz der jW, wenn morgen Krieg ist? In Syrien bereiten die USA, die NATO und Europa einen Militärschlag vor (wir brauchen die Lügen nicht zu wiederholen, die allzeit kursieren), und Russland sagt: Alle Raketen, die gestartet werden, und auch alle Trägermittel werden vernichtet. Glauben Sie alle wirklich, dass nur in Syrien Krieg sein wird mit Russland? Wie einfältig muss man sein, um das zu glauben? Und morgen ist Krieg, und wir alle werden mittendrin sein. Und Sie? Sie schreiben drei kleine (nichtsagende) Berichte in der heutigen Tagesausgabe. Über Belanglosigkeiten wie Uber, Streik (Airports lahmgelegt), »Die Lücke schließen«, »Republik der Freiheit«, Steven Spielberg und »Ready Player One« … Wo gehen wir morgen hin, wenn der Krieg im Land ist? Wie und wo werden Sie wohnen? Was essen, trinken Sie? Wer gibt Ihnen Geld zum Leben für den Alltag? Nichts rüttelt Sie wach, nichts geht Sie wirklich an. Sie glauben nicht an dieses Szenario, das ist Ihnen soweit weg wie die Arktis und dortiger Schneefall.
Es ist beschämend, ihre Zeitung aufzuschlagen und »nichts« zu lesen außer viel dumme Worte. Ich habe die jW abonniert und zahle den Höchstpreis dafür (weil ich an Sie glaube und an Ihre Existenznotwendigkeit). Ich lege die Zeitung aus, wo ich bin und kann; ich habe Probeabos vermittelt und zahle Geld dafür, um Mitstreiter und neue Menschen für die jW zu gewinnen. Doch schaue ich in letzter Zeit in die Zeitung, schlage ich sie oft genug bekümmert gleich wieder zu. Ich schäme mich für das Geschreibsel. Kein Thema, was uns interessiert, nur hin und wieder ein »Ah!« Im Land gibt es genug Probleme, im Land warten Menschen auf Rat und Hinweise für andere, neue Wege. Es erwarten so viele, dass über sie geschrieben wird und über das, was bewegt werden kann und muss. Oh ja, über Brasilien wissen wir Bescheid, danke! Auch Argentinien ist uns nahe (gebracht). Was sagt Heinz, der Familienvater in Hartz IV, wie es ihm geht? Wem geht es noch wie so vielen überhaupt hier unten am Rande der Gesellschaft? Es gibt in den Kaufcentern soviel zu fressen, soviel Zähne haben wir nicht im Maul. Aber auch große Häuser, die sich Arbeitsamt nennen, Bettler auf den Straßen und Obdachlose, die vegetieren, gibt es mehr als Sand am Meer. Die gibt es bei uns wirklich, rufen Sie aus? Gleich nebenan? Uns geht es doch gut! Und Krieg? Ja, das ist soweit weg, kommt ja in den Medien und so, da wird schon alles seine Richtigkeit haben ...
Was tun Sie morgen, wenn Krieg ist, werte Menschen der jW? Ich sage es Ihnen: nichts mehr! (Denn heute tun Sie schon wenig.) Ich denke, das wird die Leserpoststube nicht verlassen, man weiß ja zu verhindern. Aber das macht nichts, Sie, der Sie das hier lesen und bearbeiten, werden mit hineinkommen, das ist sicher. Wie das Amen in der Kirche. Alles Gute für Sie.
Gabriele und Ullrich Uhle, von Ihnen allen sehr enttäuscht und traurig. Und das ist ganz persönlich.
PS: Und sollte morgen kein Krieg sein, dann kommt er vielleicht übermorgen. Er kommt, wenn wir alle weiter so belanglos leben.
Gabriele und Ullrich Uhle
Veröffentlicht in der jungen Welt am 12.04.2018.
Weitere Leserbriefe zu diesem Artikel:
  • Putzige Nachrichten

    Man liest und hört heute in Presse und Medien, dass viele Beobachter der aktuellen Situation der Meinung sind, dass die Welt am Rande eines Atomkrieges steht, sollte es zu einem US-amerikanischem Mili...
    Annett Jubara
  • Bedrohung des Weltfriedens

    Ist jW (11.4.) zum Provinzblatt verkommen? Hauptschlagzeile und -berichte müssten heute die Skripal-Giftgas-Fake-Kampagnen sowie die Bombardierungen (Luftstützpunkt der SAA durch Israel) des imperiale...
    Thomas Pelte