Gegründet 1947 Sa. / So., 20. / 21. April 2024, Nr. 93
Die junge Welt wird von 2767 GenossInnen herausgegeben

Leserbriefe

Liebe Leserin, lieber Leser!

Bitte beachten Sie, dass Leserbriefe keine redaktionelle Meinungsäußerung darstellen. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe zur Veröffentlichung auszuwählen und zu kürzen. Leserbriefe sollten eine Länge von 2000 Zeichen (etwa 390 Wörter) nicht überschreiten. Kürzere Briefe haben größere Chancen, veröffentlicht zu werden. Bitte achten Sie auch darauf, dass sich Leserbriefe mit konkreten Inhalten der Zeitung auseinandersetzen sollten. Ein Hinweis auf den Anlass Ihres Briefes sollte am Anfang vermerkt sein (Schlagzeile und Erscheinungsdatum des betreffenden Artikels bzw. Interviews). Online finden Sie unter jedem Artikel einen Link »Leserbrief schreiben«.

Leserbrief zum Artikel Skripal-Affäre: Geplatzte Lügen vom 06.04.2018:

Tradition der Doppelzüngigkeit

Theresa May steht an der Spitze eines Staates mit einer jahrhundertelangen Tradition von Doppelzüngigkeit und kolonialer Menschenverachtung. Ihre Politik steht aber außerhalb unserer Einflussmöglichkeit. Was mich deshalb viel mehr interessiert, ist, warum unsere Politik und unsere Medien sich in diese plumpe Kampagne - volles Rohr auf allen Kanälen - einbinden lassen. Die Schuldzuweisung wird – wie in anderen vergleichbaren Fällen (Flugzeug »MH 17«, Giftgas in Syrien), in denen es darum geht, Russland die Schurkenrolle zuzuweisen – mit der immer gleichen Plausibilitätsfloskel begründet. Doch die einfache Frage nach der Plausibilität wird in Wirklichkeit gar nicht gestellt geschweige denn beantwortet. Auch der neue Außenminister Heiko Maas bedient sich, kaum im Amt, dieses Textbausteins. Das erinnert an den Text auf einer satirischen Postkarte: »Meine Meinung steht fest, irritieren Sie mich nicht mit Tatsachen.« Betätigt sich der neue Außenminister hier als Verschwörungsdogmatiker? Es ist offensichtlich, dass es für die russische Administration keinen Sinn macht, unmittelbar vor der Präsidentenwahl und der Fußball-WM aus niedrigen Rachemotiven solch einen Skandal zu riskieren. Dagegen hat die liebe Frau May jeden Grund, ihre vom »Brexit« durchgeschüttelte, mit erkennbarem Verfallsdatum agierende Regierung durch Ablenkungsmanöver zu entlasten. Ihre miserablen Umfragewerte sind nach ihrem TV-Auftritt auch prompt in die Höhe geschossen. Dabei ist es gleich, ob sie wie seinerzeit G. W. Bush nach dem 11. September nur die Gelegenheit als Trittbrettfahrerin nutzt oder selbst an der Inszenierung mitgewirkt hat. Zuzutrauen ist das der westlichen Wertegemeinschaft allemal. Man erinnere sich an den Auftritt von Powell vor dem UN-Sicherheitsrat vor dem Einmarsch in den Irak. Der Journalistin Krone-Schmalz blieb es vorbehalten, bei Lanz in den Nachtstunden darauf hinzuweisen, dass das Gift – wenn überhaupt – zu Sowjetzeiten in Usbekistan produziert wurde und insofern heute vielen Kunden zugänglich wäre. Die USA und übrigens auch die Bundesrepublik hatten zwischenzeitlich Miltärstützpunkte in Usbekistan. Sie müssten also eigentlich wissen, wovon die Rede ist. Der Hinweis von Gabriele Krone-Schmalz hat natürlich den Weg in die Hauptnachrichten nicht gefunden. Die beschäftigen sich lieber mit den May-Auftritten und den Blanko-Solidaritätserklärungen von USA, Deutschland, Frankreich, EU, NATO und so weiter. Man ist geneigt, angesichts solch demonstrativer Einmütigkeit den Begriff Lügenpresse nicht dem braunen Sumpf und der AfD zu überlassen.
Horst Dejas
Veröffentlicht in der jungen Welt am 09.04.2018.
Weitere Leserbriefe zu diesem Artikel:
  • Besser beraten

    Sind die Russen noch zu retten? Also, entweder sind die Russen strohdoof oder dummdreist! Spätestens seit dem Attentat auf den Exilrussen Litwinenko weiß doch alle Welt, dass solche Giftmorde nicht un...
    Jörg Laugsch, Königs Wusterhausen
  • Wanted!

    Wäre es nun nicht endlich mal an der Zeit, öffentlich nach den Vergiftern von Demokratie, Frieden und Völkerverständigung in Europa zu fahnden und diese nach Den Haag zu überstellen? Der Giftanschlag ...
    Reinhard Hopp
  • Raufbold Boris Johnson und der blasse Heiko

    Boris Johnson hat wohl während des Studiums einige Restaurants zerlegt. Diese Hooligan-Eigenschaften teilte er mit dem durch eine beachtliche Links-rechts-Wanderung geprägten Joschka Fischer, der zumi...
    Achim Lippmann
  • Stümperhafte Aktion

    Diese Giftaktion ist mit absoluter Sicherheit von unseren »Freunde«, den Geheimdiensten, eingefädelt worden. Natürlich spricht es nicht von überdurchschnittlicher Intelligenz aller seit den ersten Mär...
    Dr. agr. Günther Freudenberg