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Leserbriefe

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Leserbrief zum Artikel Politische Justiz: Einladung in den Knast vom 06.04.2018:

Brasiliens Eliten

Brasiliens Eliten sind nicht gerade vergleichbar mit denen in China. Als ich in den 80ern dort lebte, war Brasilien China voraus und exportierte zunehmend Industriegüter.

Heute ist offensichtlich, dass China sehr weit vor Brasilien steht und Brasilien auch unter einer linken Regierung keine Chancen hätte, jemals wieder an China heranzukommen.

Man hat in Brasilien viele Sprüche von dem schlafenden Riesen gehört. Unter den jetzt nach der Macht greifenden Gruppierungen der Oligarchie sollte man das abhaken. Und die Armee hatte ihre letzten großen Geister vor 100 Jahren. Ausgediente Militärs greifen gern jede sich bietende Geschäftsmöglichkeit auf und sind dabei nicht besonders geschickt.

Die Gruppe Globo hat mit ihren mittlerweile immer langweiligeren Telenovelas das Land im Griff. International gab es keinen Durchbruch. Aber welche brasilianischen Unternehmer verfügen über die intellektuellen Eigenschaften, die man dazu bräuchte?

Auch wenn die Linke sich jetzt sammelte, wäre der Druck noch nicht groß genug. Die PCB, die Moskau nahestand, hatte neben dem bekanntesten Brasilianer, Oscar Niemeyer, auch zu viele Wackelkandidaten in ihren Reihen. Einer, Aloysio Nunes, ist Außenminister der Temer-Regierung, und der andere, Roberto Freire, bekam auch einen Spitzenjob unter Temer. Diese Partei kann man leider vergessen. Dafür haben wir die PT, PSoL, PCdB und weitere. Dieses Lager wird an Einfluss gewinnen. Andere Parteien werden sich dem anschließen.

Aber es braucht Kräfte, die für eine dringend notwendige Demokratisierung des sehr korruptionsanfälligen brasilianischen Politbetriebes eintreten und Verbündete der Linken werden. Auch die ökologische Bewegung des Landes könnte stärker sein.

Eines ist jedenfalls sicher: Die herrschenden Klassen fühlen sich momentan sehr sicher. Sie sitzen aber auf einem sehr wackligen Stuhl, und ihre Zukunft ist nicht rosig!
Achim Lippmann