Leserbrief zum Artikel Bundesregierung: Das Blaue vom Himmel
vom 22.03.2018:
Staat versus Gesellschaft
Auch diese Regierung Merkel kann keine Spaltung der Gesellschaft verhindern. Schon der medial häufig zitierte Satz »Deutschland sind wir alle« macht das deutlich. Den Unterschied zwischen Staat und Gesellschaft kennt Frau Merkel offenbar nicht. Ein Staat wie die BR Deutschland ist eine Verwaltungseinheit nach Völkerrecht. Der kann auch abgeschafft werden, wie die Beispiele DDR oder BR Jugoslawien zeigen. Wir Hannoveraner würden auch gern Bayern in die Unabhängigkeit entlassen. Mit Herrn Söder ist dort ja das Franken-Problem gelöst. Die Gesellschaft existiert unabhängig von Staaten und spaltet sich immer noch zwischen Arm und Reich. Wiewenig Frau Merkel und andere religiös Geprägte dieser Gesellschaft etwas zu sagen haben, zeigt sich auch am Schwerpunkt »Familie«. Längst leben 43 Prozent der Bundesbürger in Einpersonenhaushalten. Da sind katholische Dörfer aus Hinterbayern schon eingerechnet. Familie hatte historisch die Funktion, männlichen Bauern die Bewirtschaftung privater Äcker zu ermöglichen. Dafür brauchte es die monotheistischen Religionen und die Unterwerfung der Frauen unter Geburtenprogramme der Männer. Die Kinder wurden ja als Arbeitskräfte gebraucht. Verhütung und Abtreibung durfte es da nicht geben. Heute sollen Familienstrukturen soziale staatliche Aufgaben ersetzen. Wo es etwas kostet, möchte auch die neue Bundesregierung staatliche Sozialsysteme wieder durch unbezahlte Frauenarbeit ersetzen. Etwa bei der Pflege oder der Kinderaufzucht. Eine gesellschaftliche Perspektive ist das nicht. Da ist es nur ein Nebenthema, dass die SPD sich mit dem Begriff der »staatspolitischen Verantwortung« längst aus der Gesellschaft verabschiedet hat. Die Gesellschaft hat keine Verantwortung für den Staat – es sei denn, sie erduldet ihn!
Veröffentlicht in der jungen Welt am 27.03.2018.