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Leserbrief zum Artikel Lesen und Sammeln: »Ich lass’ mir die DDR nicht nehmen, das Erbe muss bewahrt werden« vom 17.03.2018:

Glaube an eine bessere Welt

Peter Sodann, eine Persönlichkeit, ein Ostgewächs, das sich nicht wie so viele in erwünschte und erwartete Selbstverleugnung, Gefallsucht, Delegitimierungsorgien mit allem peinlichsten und ekelerregenden Eifer gegenüber der neuen Macht nach 1989 geworfen hat. Dabei hätte seine Biographie dafür weit mehr schlechte Erfahrungen hergegeben, als sie so manch anderer mühsam erfinden musste. So viele, die sich des erlernten aufrechten Ganges bis heute rühmen, finden sich als armselige Kriecher wieder. Anders ein Peter Sodann. Es ist nicht nur Trotz, was ihn sagen lässt: »Ich lass’ mir die DDR nicht nehmen, das Erbe muss bewahrt werden.« Zu Recht hadert er mit all denen, die sich die DDR und damit ihre Geschichte, Leistung, Hoffnung und Träume über Nacht haben nehmen lassen, sie weggeworfen haben. (…) Wie sehr zu vermissen sind heute staatspolitische Prinzipien der DDR, die dem Frieden, Antifaschismus, der Völkerfreundschaft, Solidarität, Bildung, Erziehung im Sinne des Humanismus u. a. dienten und manchmal auch »verordnet« wurden. Zahllose Bemerkungen Sodanns lassen seine Überzeugung erkennen, warum ihm das DDR-Erbe in Form von mehr als einer Million Bücher am Herzen liegt. Es muss sein tiefer Glaube an eine bessere Welt sein, eine bessere Welt, in die auch eine DDR erste Schritte gegangen ist. Es muss Überzeugung sein bei einem, der die Ungerechtigkeit der DDR erfahren musste. Es gab davon wenige, die DDR hätte mehr davon gebraucht. (…)
Es ist zwei, drei Jahre her, da hatten meine Frau und ich uns in Peter Sodanns Refugium in Staucha angemeldet und um eine kleine Führung gebeten. Er hatte wohl gerade nicht den besten Tag, seine Mitarbeiterin sprach von einem Interview mit Bild, was eine Erklärung sein könnte. Es war ihm anzumerken, er musste Frust loswerden, seine Unzufriedenheit, seinen Hader mit der Dummheit so vieler Menschen, denen er täglich begegnet. Im Land der Dichter und Denker, die er an Wänden und in Räumen vielfach zum Leben erweckt, da scheint ihn der geistig-kulturelle Abgrund oft zu plagen. Kriegsereignisse haben Sodann zum Sozialisten gemacht, und die Begegnung mit politisch aufrechten Menschen hat ihn nicht davon abgehen lassen. Vielleicht ist Peter Sodann vor allem ein moralisch-humanistisch geprägter Sozialist, ein wertvoller. Er muss aber auch, anders ist seine Person kaum zu verstehen, viel von dem verstanden, verinnerlicht haben, was ein Marx und Engels über viele materiell-dialektische Entwicklungsschwierigkeiten der neuen sozialistischen Gesellschaft, des neuen Menschen hinterlassen haben. In wenigen Wochen begehen wir den 200. Geburtstag des großen Denkers, dessen Aktualität nicht größer sein könnte.
Roland Winkler
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