Leserbrief zum Artikel Schlagworte: Rotlicht: Heimat
vom 14.03.2018:
Geschäft der Multis
Herr Bratanovic weist also die »Heimat« für die heute Lebenden einer weit entfernten Zeit oder dem Himmel zu. Sie leben aber heute, und zwar wie einstmals die Dorfeliten sehr oft auch auf eigenem Grund und Boden in ihren Dörfern und Stadtteilen. Die Verbundenheit vieler Mieter mit ihrem Dorf oder ihrem Kiez ist auch in der jW Thema, besonders in sozialen Kämpfen. Viele Kleineigentümer und Mieter setzen sich dafür ein, schon jetzt ein lebenswertes Leben für sich und ihre Mitmenschen zu organisieren. Das bedeutet eben auch die Entwicklung von Verbundenheit mit diesem Fleck und diesen Menschen – Heimatgefühl. Selbstverständlich und zu Recht betrachten sie diese Heimat als ihren Schutzraum in einer ansonsten schwierigen bis feindlichen Welt, der er tatsächlich auch ist. Glaubt irgendein Mensch, der sich »links« nennt, dass diese Menschen ihn verstehen, wenn er das als »irrationalen ideologischen Klimbim« bezeichnet und ihnen per se Fremdenfeindlichkeit unterstellt? Glauben »Linke« wirklich, dass eine Welt ohne Traditionen, Bodenständigkeit und Versöhnung mit der Natur funktionieren kann? Erledigen hier nicht so manche »Linke« das Geschäft der Multis und der Politik, die stets Menschen ohne Bindungen (…) als billige und zu jeder Schandtat bereite Arbeitskräfte und Fremdenlegionäre benötigen? Wieso überlassen »Linke« so gern Begriffe wie Heimat, Volk, (deutsche) Nation, Patriotismus den anderen (…)? Könnte es sein, dass sie gerade keine Heimat haben, sich nicht zum Volk gehörig betrachten, sondern als etwas Besseres? Komisch, dass diese »Besseren« so weit weg von den Menschen zu sein scheinen, dass diese solche Leute wählen, die eben nicht »links« sind.
Veröffentlicht in der jungen Welt am 16.03.2018.