Leserbrief zum Artikel Armut per Gesetz: Angriff auf Lohnabhängige
vom 14.03.2018:
Rechte fährt Ernte ein
Der Weg nach unten ist heutzutage verdammt kurz: Firma pleite, ALG beziehen, Erspartes verbrauchen – und schon ist man ohne jegliche eigene Schuld »Hartzer«. Die Auswirkungen auf den Lebensstandard sind katastrophal, aber noch schlimmer ist die Stigmatisierung als Versager und Schmarotzer. Wichtiges politisches Ziel dieser asozialen Aktion war auch, die Betroffenen vom Anspruchsteller zum Bittsteller zu degradieren, Kontrolle und Erpressung jederzeit ausüben zu können und jegliches Selbstbewusstsein und Forderungen bereits im Keim zu ersticken. Arbeitslosigkeit hat als selbstverschuldet zu gelten und muss gesellschaftlich geächtet sein. Die Ziele sind im Interesse der Konzerne voll erfüllt, die Erfüllungsgehilfen SPD und Grüne loben den wirtschaftlichen Aufschwung und heucheln Betroffenheit, reden aber geflissentlich beharrlich nicht über ihre eigene schäbige Rolle dabei. Abschaffung von »Hartz IV« war mal zu Beginn Hauptforderung der Linkspartei, leider begnügt man sich da mittlerweile ebenfalls mit reiner Kosmetik der Auswirkungen. Auf diesem so bereiteten Feld fahren leider die rechten Strömungen gerade die Ernte ein.
Veröffentlicht in der jungen Welt am 16.03.2018.