Leserbrief zum Artikel Aus Leserbriefen an die Redaktion
vom 08.03.2018:
Gespanntes Verhältnis
Das Verhältnis zwischen dem Staat DDR und der Kirche in der DDR war wegen der Weltanschauungsfrage immer insgesamt gespannt. (…) Die Kirche war dem neuen Staat DDR gegenüber reserviert. Die Kirchenleitung der BRD hatte in der DDR-Kirche großen Einfluss. Mit der Zeit (…) hat sich das Verhältnis verbessert, aber es hat sich nie stabilisiert. (…) 1978 hat ein Kirchenvertreter den Begriff von der »Kirche im Sozialismus« geprägt. Dagegen protestierten die eigene und die BRD-Kirchenführung, weil das Anpassung an die SED-Politik wäre. Auf Veranlassung der Kirche entstanden in der DDR Friedensgruppen, Friedensseminare, der Arbeitskreis »Solidarische Kirche«, die Initiativgruppe »Leben« und die Arbeitsgruppe »Menschenrechte«. Es gab gezielte Aktivitäten gegen das Fach Wehrkunde an den Oberschulen. (…) Die Kirche (…) errichtete Kontaktstellen für alle, die die DDR verlassen wollten, und forderte die Menschen auf, entsprechende Anträge zu stellen. 1988 fanden Kirchentage in Erfurt, Görlitz, Halle und Rostock statt, die Disproportionen in der volkswirtschaftlichen Entwicklung der DDR anprangerten. Es wurden 20 Thesen zur Erneuerung und Umgestaltung der DDR vorgetragen. Die Methoden der Kirche blieben nicht ohne Erfolg. Besonders junge Menschen gingen ihr auf den Leim. Das war keine »Kirche im Sozialismus«. Das war sie nie gewesen. Es waren (…) Propagandatricks gegen die DDR, kein Beitrag zu ihrer Erneuerung, sondern zu ihrer Destabilisierung. (…)
Veröffentlicht in der jungen Welt am 14.03.2018.