Gegründet 1947 Donnerstag, 25. April 2024, Nr. 97
Die junge Welt wird von 2751 GenossInnen herausgegeben

Leserbriefe

Liebe Leserin, lieber Leser!

Bitte beachten Sie, dass Leserbriefe keine redaktionelle Meinungsäußerung darstellen. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe zur Veröffentlichung auszuwählen und zu kürzen. Leserbriefe sollten eine Länge von 2000 Zeichen (etwa 390 Wörter) nicht überschreiten. Kürzere Briefe haben größere Chancen, veröffentlicht zu werden. Bitte achten Sie auch darauf, dass sich Leserbriefe mit konkreten Inhalten der Zeitung auseinandersetzen sollten. Ein Hinweis auf den Anlass Ihres Briefes sollte am Anfang vermerkt sein (Schlagzeile und Erscheinungsdatum des betreffenden Artikels bzw. Interviews). Online finden Sie unter jedem Artikel einen Link »Leserbrief schreiben«.

Leserbrief zum Artikel Krieg und Frieden: Flagge zeigen gegen Erdogan vom 03.03.2018:

Tödlicher Nationalismus

Auf den Demonstrationen gegen den türkischen Terrorangriff auf Afrin traf ich nicht nur kurdische Friedensfreunde und Genossen, sondern auch kurdische Nationalisten, die sich von unseren deutschen Nationalisten in ihrer Kriegsbereitschaft nur wenig unterschieden. Nur weil sich Kurden gegen einen Angriffskrieg eines NATO-Staates aussprechen, sind sie doch nicht alle »links«. Auch kurdischer Nationalismus ist ein Beitrag zum Krieg. Auch kurdischer Militarismus führt zu Krieg und Zerstörung.
Als Kriegsgegner können wir doch keine Freude empfinden, wenn die kurdischen »Davids« mit »Milan«-Panzerabwehrraketen aus deutscher Produktion die Panzer »Leopard 2« aus ebenfalls deutscher Produktion abschießen, um die türkischen »Goliaths« zu besiegen.
Die »Milan«-Panzerabwehrrakete enthält Thorium. Selbst die Bundeswehr sagt, dass dort, wo eine »Milan« abgeschossen wurde, keine Landwirtschaft mehr betrieben werden darf. Thorium ist radioaktiv, ebenso wie das abgereicherte Uran, das mit den türkischen »Leopard 2« verschossen werden kann (die Bundeswehr verschießt damit »nur« Wolfram, das aber auch krebserregend ist). Zusammen tragen beide Seiten jeweils ihren Teil dazu bei, Syrisch-Kurdistan nachhaltig zu zerstören. Militärische Verteidigung ist auch in Syrisch-Kurdistan Selbstzerstörung.
Der Vorsitzende der kurdischen Gemeinde in Deutschland, Toprak (CDU), sagte sinngemäß im Deutschlandfunk, es sei ein falscher Eindruck, dass die kurdische Armee YPG ein Bündnispartner der kurdischen Arbeiterpartei PKK sei. Richtig sei vielmehr, dass die kurdische YPG ein Verbündeter der NATO, der USA und Europas sei und deswegen unterstützt werden müsse.
Die Flagge, die gegen Erdogan gezeigt werden muss, ist die Fahne der Friedensbewegung, sicher nicht die einer Armee, die im Krieg mit Erdogan die gemeinsamen Lebensgrundlagen zerstört. Zum gewaltfreiem Widerstand ist Krieg keine Alternative.
Ralf Cüppers