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Leserbriefe

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Leserbrief zum Artikel 50 Jahre »68«: »Kampf dem USA-Terror« vom 17.02.2018:

Klare Position

Dem gelungenen und informativem Beitrag hätte vorangestellt werden können/sollen, dass der Kongress Höhepunkt einer seit 1965 formierten Protest- und Solidaritätsbewegung mit dem Befreiungskampf Vietnams gegen die US-Aggression war. Dazu hätte sich der Keller geeignet. Nach der Ausdehnung der im August 1964 begonnenen Luftangriffe der USA auf die gesamte Demokratische Republik Vietnam (DRV) und der Landung der ersten Bodentruppen in Südvietnam 1965 waren die Proteste gegen den Krieg in der BRD zu einer breiten Solidaritätsbewegung verschiedenster Organisationen und Gremien angewachsen. Sie erhob ihre Stimme nicht nur gegen den verbrecherischen US-Krieg in Vietnam und dessen aktive Unterstützung durch die BRD, sondern solidarisierte sich ebenso mit dem nationalen Befreiungskampf des vietnamesischen Volkes und gewährte ihm auch materielle Hilfe. Anhänger der Solidaritätsbewegung bezogen radikaldemokratische, antikapitalistische, antiimperialistische und auch sozialistische Positionen. Die erste Organisation entstand im Juli 1965 mit der »Hilfsaktion Vietnam«, in der Persönlichkeiten aus Kirchen, Gewerkschaften und der Deutschen Friedensgesellschaft, darunter Martin Niemöller, Prof. Max Born, der Präses der evangelischen Kirche Westfalens, D. Wilms, der Rabbiner Dr. Robert Raphael Geis, Eugen Kogon, Renate Riemeck und Martin Walser aktiv waren. Eine aktive Rolle spielten die DKP und ihre SDAJ mit Rolf Priemer an der Spitze. Im Januar 1967 besuchte eine Delegation mit Martin Niemöller und dem Generalsekretär der Caritas, Monsignore Dr. Georg Hüssler, die DRV und wurde dort Zeuge der barbarischen Verbrechen der US-Luftwaffe an der Zivilbevölkerung. Ihre Berichte trugen dazu bei, dass das Spendenaufkommen bis zum 11. September auf 1.139.268,34 DM anwuchs und in den folgenden Jahren Millionenhöhe erreichte. Großen Einfluss übte die »Kampagne für Abrüstung« (KfA) aus, die die machtvollen »Ostermärsche der Atomwaffengegner« (1968 mit 300.000 Teilnehmern) organisierte. Auftrieb ging auch von den Tagungen des Internationalen Russell-Tribunals zur Untersuchung der in Vietnam von den USA begangenen Kriegsverbrechen 1967 in Stockholm und Roskilde/Dänemark aus und von der »Weltkonferenz über Vietnam« in Stockholm im gleichen Jahr, an der 462 Persönlichkeiten aus 63 Ländern, mehr als 200 nationale Organisationen und Vietnam-Komitees sowie 22 internationale Gremien teilnahmen. Aus der Bundesrepublik waren die KfA, der SDS, die DFG und die »Hilfsaktion Vietnam« anwesend. Die Konferenz verurteilte in einem Appell den US-Krieg als Aggression und Völkermord, forderte die sofortige Beendigung und den bedingungslosen Abzug der USA sowie die Respektierung der Genfer Indochina-Abkommen von 1954. Diese Ereignisse trugen mit dazu bei, dass der Kongress in Westberlin klare antiimperialistische Positionen bezog, entschieden die Beteiligung der BRD an der US-Aggression verurteilte, sich mit dem bewaffneten Befreiungskampf in Südvietnam und dem sozialistischen Aufbau in der DRV solidarisierte, was übrigens etwas unterbelichtet bleibt.
Doris Prato
Veröffentlicht in der jungen Welt am 24.02.2018.