Leserbrief zum Artikel Spanien: Massaker am Rio Tinto
vom 02.02.2018:
Gestörte Idylle
Danke für diese Themenseite, wird doch hier veranschaulicht, wie eng der Zusammenhang von sozialen Konflikten und Umweltzerstörung sein kann – auch schon vor 130 Jahren. In derselben andalusischen Region kam es 1998 zu einer schlimmen Umweltkatastrophe, als der Damm eines Beckens für giftigen Klärschlamm brach. Der Schlamm enthielt unter anderem Quecksilber, Blei und Kupfer aus einer Mine in Aznalcóllar des in Schweden ansässigen Konzerns »Boliden«. Diese schwarze Brühe ergoss sich bis an den Rand des Nationalparks Donana (ca. 100 Kilometer entfernt) in der Nähe der Mündung des Guadalquivir am Atlantik und verseuchte Teile der von Landwirtschaft und Fischfang geprägten Region langfristig. Die daraus resultierenden Existenznöte beunruhigten die dortige Bevölkerung stark, fanden jedoch in den zentralen spanischen Medien kaum Resonanz, irgendwelche Warnungen gab es nicht – wie ich es während meiner dortigen Anwesenheit kurz nach dieser Katastrophe erleben konnte. Die andalusische Idylle wurde noch durch einen weiteren Fakt erheblich gestört. Vom US-Stützpunkt Rota stiegen Militärmaschinen in Richtung Jugoslawien auf, es wurde soviel Militärpersonal herangeschafft, dass dieses in Hotelanlagen untergebracht wurde und in voller Montur an den Pools lümmelte und gaffte.
Nachdem in 20 Jahren viel für die Beseitigung der Schäden getan wurde, denkt man an die Wiederaufnahme des Bergbaus u. a. wegen der starken Nachfrage nach bestimmten Metallen. Die Meinung vor Ort ist gespalten. Wegen der hohen Arbeitslosigkeit gibt es durchaus viele Befürworter, die glauben, dass sich eine solche Katastrophe nicht wiederholen kann.
Bezogen auf unsere Region stellt sich die Frage: Bahnt sich hier eine schleichende Katastrophe an? Die Belastung mit Sulfat im Berliner Trinkwasser als Folge des Braukohleabbaus in der Lausitz steigt stetig. Auch hier gilt: Profit vor Lebensqualität.
Nachdem in 20 Jahren viel für die Beseitigung der Schäden getan wurde, denkt man an die Wiederaufnahme des Bergbaus u. a. wegen der starken Nachfrage nach bestimmten Metallen. Die Meinung vor Ort ist gespalten. Wegen der hohen Arbeitslosigkeit gibt es durchaus viele Befürworter, die glauben, dass sich eine solche Katastrophe nicht wiederholen kann.
Bezogen auf unsere Region stellt sich die Frage: Bahnt sich hier eine schleichende Katastrophe an? Die Belastung mit Sulfat im Berliner Trinkwasser als Folge des Braukohleabbaus in der Lausitz steigt stetig. Auch hier gilt: Profit vor Lebensqualität.
Veröffentlicht in der jungen Welt am 10.02.2018.