Leserbrief zum Artikel Südafrika: Zur Kasse gebeten
vom 22.01.2018:
Im Dickicht der Korruption
Der ANC ist leider noch lange nicht aus dem Dickicht von Korruption und Betrug befreit. Der frischgewählte Generalsekretär Ace Magashule steht jetzt im Rampenlicht einer Untersuchung zu einem betrügerischen Milchfarmprojekt in der Provinz Freestate. Dieses Projekt sollte, so die veröffentlichte Absicht, armen Bauern zu Arbeit und Einkommen verhelfen. Einziger Direktor des Projekts: der IT-Manager einer Computerfirma aus dem Gupta-Imperium. Die Provinzregierung von Freestate hatte 2013 dem Projekt 220 Millionen Rand überwiesen. Der Löwenanteil dieses Geldes verschwand umgehend auf Konten der Gupta-Familie, die damit u. a. die berühmt-berüchtigte Märchenhochzeit 2013 in Sun City finanzierte, einschließlich Privatjet und Polizeieskorte. Beim Farmprojekt selber sind schlappe fünf Millionen gelandet, womit eine Mauer und ein Eingangstor gebaut wurden. Die Bauern sahen weder Geld noch Milchkühe, die 4.400 Hektar Land stehen unberührt. Ein wahrhaft Potemkinsches Dorf. Ace Magashule war langjähriger ANC-Provinzchef und Premier von Freestate. Sein Sohn ist Geschäftspartner der Guptas, ebenso wie Präsident Zumas Sohn. Der derzeitige von Zuma ins Kabinett berufene Minister für Bodenschätze und Bergbau, Mosebenzi Zwane, war damals Provinzminister für Landwirtschaft und zuständig für das Milchfarmprojekt. Die im Artikel erwähnte »Abteilung zur Beschlagnahme von Vermögen aus kriminellen Handlungen« (AFU) ist dabei, 220 Millionen Rand von diversen Konten des Milchfarmprojekts zu beschlagnahmen. Wird der ANC seinen neuen Generalsekretär zur Rechenschaft ziehen, oder wird er nach dem Motto »Schwamm drüber« entlastet? Einer von vielen kommenden Lackmustests für den ANC-Präsidenten Cyril Ramaphosa.
Veröffentlicht in der jungen Welt am 03.02.2018.