Gegründet 1947 Dienstag, 23. April 2024, Nr. 95
Die junge Welt wird von 2767 GenossInnen herausgegeben

Leserbriefe

Liebe Leserin, lieber Leser!

Bitte beachten Sie, dass Leserbriefe keine redaktionelle Meinungsäußerung darstellen. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe zur Veröffentlichung auszuwählen und zu kürzen. Leserbriefe sollten eine Länge von 2000 Zeichen (etwa 390 Wörter) nicht überschreiten. Kürzere Briefe haben größere Chancen, veröffentlicht zu werden. Bitte achten Sie auch darauf, dass sich Leserbriefe mit konkreten Inhalten der Zeitung auseinandersetzen sollten. Ein Hinweis auf den Anlass Ihres Briefes sollte am Anfang vermerkt sein (Schlagzeile und Erscheinungsdatum des betreffenden Artikels bzw. Interviews). Online finden Sie unter jedem Artikel einen Link »Leserbrief schreiben«.

Leserbrief zum Artikel Sondierungsgespräche: Schulz fabuliert Erfolg herbei vom 13.01.2018:

»Groko« ante portas

(…) Es war Kaiser Wilhelm II., der kurz vor dem Ersten Weltkrieg verkündete: »Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur noch Deutsche.« Die SPD hatte verstanden. Als die Bündnisgrünen den Flieger nach Jamaika gebucht hatten, war es Cem Özdemir, der die Reise mit überschäumendem Patriotismus begründete: »Erst das Land, dann die Partei.« Jetzt hat die SPD noch eins draufgesetzt. In panischer Angst, wegen nicht durchgesetzter sozialer Forderungen den letzten Rest an Glaubwürdigkeit zu verlieren und aus der Kurve zu fliegen, hat sie das Projekt »Europa« auf den Schild gehoben. Was mag der ehemalige Präsident des europäischen Parlaments und derzeitige sozialdemokratische Frontmann Martin Schulz damit wohl gemeint haben? Es war doch auch sein Lissabon-Europa, das erst im zweiten Anlauf und diesmal an den nationalen Parlamenten vorbei, eingepfercht im neoliberalen Korsett, festgeschrieben hat, was Sahra Wagenknecht für die geringfügig veränderte Neuauflage der Koalition gesagt hat: »Alles wird so weitergehen: Niedriglöhne, unsichere Jobs, Altersarmut.« Hinzu kommt der sich mit jeder Presseerklärung verhärtende Konsens: Ausländer schnellstens raus. Und ja, die Militarisierung Europas, wenn möglich unter deutschem Kommando, muss forciert werden. Auf einen Nenner gebracht: Konzern-Europa first. Etwas präziser formuliert: Ziel ist es, gemeinsam mit Emmanuel Macron die Vorherrschaft von Deutschland und Frankreich auf dem Kontinent zu festigen. (…)

Und dennoch, was stirbt zuletzt? Richtig, die Hoffnung. In diesem Fall eine, die sich an eine Opposition richtet, die sich nicht einseifen lässt.
Hans Schoenefeldt
Veröffentlicht in der jungen Welt am 29.01.2018.
Weitere Leserbriefe zu diesem Artikel:
  • Warnung vor »Groko«

    Das Ergebnis der Sondierungsverhandlungen muss sich gerade für die SPD als enttäuschend darstellen. Wer hier von Erfolg oder gar Durchbruch spricht, lügt sich in die eigene Tasche. Gerade das Beispiel...
    Thomas Henschke