Gegründet 1947 Dienstag, 23. April 2024, Nr. 95
Die junge Welt wird von 2767 GenossInnen herausgegeben

Leserbriefe

Liebe Leserin, lieber Leser!

Bitte beachten Sie, dass Leserbriefe keine redaktionelle Meinungsäußerung darstellen. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe zur Veröffentlichung auszuwählen und zu kürzen. Leserbriefe sollten eine Länge von 2000 Zeichen (etwa 390 Wörter) nicht überschreiten. Kürzere Briefe haben größere Chancen, veröffentlicht zu werden. Bitte achten Sie auch darauf, dass sich Leserbriefe mit konkreten Inhalten der Zeitung auseinandersetzen sollten. Ein Hinweis auf den Anlass Ihres Briefes sollte am Anfang vermerkt sein (Schlagzeile und Erscheinungsdatum des betreffenden Artikels bzw. Interviews). Online finden Sie unter jedem Artikel einen Link »Leserbrief schreiben«.

Leserbrief zum Artikel Kultur: Zur Ästhetik der Großen Weigerung vom 06.01.2018:

Vermeidbare Entscheidung

Die Einstellung von Melodie & Rhythmus ist ein Verlust für die Bewegung, die sich zum Ziel setzt, »alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist« (Marx). Sie markiert aber auch ein Versagen dieser Bewegung, die es nicht schafft, Kultur als Bestandteil des Klassenkampfs zu begreifen und zu betreiben, sondern ihr höchstens mal die Rolle des unterhaltenden Begleitprogramms zugesteht. Im Programm meiner Partei findet sich die kluge Feststellung: »Es geht nicht um die ›Befreiung von der Arbeit‹, sondern um die Befreiung der Arbeiterklasse von kapitalistischer Ausbeutung. Erst dann kann sich der Mensch als kulturelles Wesen entwickeln. Kultur wächst da, wo der Mensch seine Anlagen und Neigungen über die Befriedigung der unmittelbaren Lebensbedürfnisse hinaus entfalten kann. (…) Alle kulturelle Tätigkeit ist ein Vorgriff auf diese menschliche Zukunft; sie ist kritisch, insofern sie die Verkürzung des Menschlichen in der Klassengesellschaft entlarvt. Sie ist ein wesentliches Element des Klassenkampfes und des kommunistischen Bewusstseins.« (DKP-Programm) Wenn auch nur die wenigen Genossinnen und Genossen meiner kleinen Partei diesem Anspruch die erforderliche Aufmerksamkeit widmen würden (…) – die Entscheidung zur Einstellung von M&R hätte wohl vermieden werden können.
Jürgen Lloyd
Veröffentlicht in der jungen Welt am 12.01.2018.