Leserbrief zum Artikel Katalonien: Votum gegen Madrid
vom 23.12.2017:
Von oben herab
(…) Die Reaktionen der bürgerlichen Presseorgane und des staatlichen Fernsehens und Rundfunks zeigen, dass sie nicht mit Demokratie umzugehen verstehen. Sie haben tatsächlich Angst. Da wird in der ARD der Konflikt auf die beiden »Sturköpfe« Rajoy und Puigdemont heruntergeredet. Die Millionen Wähler spielen gar keine Rolle. Arrogant und von oben herab den Willen von Millionen Wählern ignorierend, erteilt man in großdeutscher Manier Ratschläge (…). Nicht zu vergessen die Hinweise der Qualitätsjournalisten an die britische Regierung seinerzeit, wie man das Votum zum »Brexit« einfach umgehen könnte. Kein Wort darüber, dass sehr viele Bürger und Bürgerinnen nahezu alle Wahllokale kontrollierten, und zwar von der Öffnung bis zum Abschluss der Auszählung der Stimmen. Ein gesellschaftliches Engagement, was zu würdigen ist. Sorgen bereiten das schlechte Abschneiden der CUP und dass Herr Rajoy vorhat, die Repressalien noch zu verschärfen (…). Der Mann hat jegliches Maß verloren, der dreht frei. Nicht nur die spanische Regierung hat ein Problem mit Demokratie. Zu viele Freiräume fürs Volk (…) erweisen sich zunehmend als Ärgernis der Herrschenden. Demokratie ist Sand im Getriebe der imperialistischen Herrschaftsausübung. In Katalonien geht es um die Errichtung einer demokratischen Republik, und der Bezug zur spanischen Republik von 1936 fällt immer öfter auf. Allerdings nicht zu vergessen (…): Millionen von Wählern haben sich gegen eine katalanische Republik entschieden. (…)
Veröffentlicht in der jungen Welt am 29.12.2017.