Leserbrief zum Artikel Breitensport: »Wir sind nicht zu spät!«
vom 01.12.2017:
Neoliberale Sportpolitik
Ich hätte mir von der jungen Welt doch einen kritischen Artikel zu dieser Thematik erwartet. Schon die Organisatoren dieses Projektes, der Berliner Senat, der Landessportbund (LSB) und eine private Fachhochschule, sollten jeden aufgeklärten Menschen stutzig machen. So wirkten die Beteiligten wie der Berliner Senat, egal in welcher Zusammensetzung, und der LSB im Osten der Stadt tatkräftig an der Liquidierung der DDR-Sportinfrastruktur mit, die auch für die vorzügliche Förderung des Breitensports stand. Der Senat sparte in den letzten Jahrzehnten massiv im Schulbereich und an der sportlichen Infrastruktur der Stadt, was jeder am Personalmangel, fehlenden oder verrotteten Sportanlagen sowie an der qualitativ nachlassenden Sportausbildung an den Schulen und in den Vereinen feststellen kann. Es ist daher auch bezeichnend, dass eine dieser Veranstaltungen im Rahmen des »Deutschen Motoriktests« (DMT) in dem vor sich hin rottenden Berliner Olympiastützpunkt stattfand. Auch die in der Vergangenheit ziemlich dilettantische Organisation dieser Veranstaltungen wäre eine Kritik wert. Nun stellen ebendiese Akteure das katastrophale Ergebnis ihrer Politik fest und wollen daraus auch noch Profit schlagen. Dass nun eine private Fachhochschule ein Nutznießer dieser neoliberalen Sportpolitik werden soll, indem man zum eigenen wirtschaftlichen Vorteil fragwürdige Studiengänge kreiert, ist da nur folgerichtig.
Veröffentlicht in der jungen Welt am 08.12.2017.