Leserbrief zum Artikel Bildungspolitik: »Man hat die Datenlage nicht richtig studiert«
vom 28.11.2017:
Vorsortiertes Humankapital
In einen argen Widerspruch verwickelt sich der bildungsreformerische Professor namens Gerd Bosbach. Einerseits behauptet er, die Kultusminister wollten nicht zur Kenntnis nehmen, dass es steigende Schülerzahlen und infolgedessen Lehrermangel gebe, dessen Beseitigung Geld koste. Andererseits konstatiert er, dass beispielsweise die unzureichende Finanzierung des Schulsektors in NRW ein Resultat der »Sparvorgaben des Finanzministers« gewesen sei. Daraus kann man schlussfolgern, dass die Unterfinanzierung des Schulsektors vom staatlichen Herrschaftspersonal gewollt ist, weil durch die Sparmaßnahmen der Zweck der bürgerlichen Lehranstalten nicht gefährdet wird. In der Marktwirtschaftsdemokratie geht es leider nicht um das Wohlergehen der Schülerinnen und Schüler, sondern um deren Tauglichmachung für den Arbeitsmarkt. Die Damen und Herren Unternehmer benötigen nämlich vorsortiertes »Humankapital«, das in den unterschiedlichen Marktwirtschaftsberufen vernutzt werden kann, um die Vermehrung des Unternehmergeldes zu bewerkstelligen.
Veröffentlicht in der jungen Welt am 05.12.2017.