Leserbrief zum Artikel Jobcenter: Sperrmüll für die Armen
vom 18.11.2017:
Abscheulich und unwürdig
Die gewährten Summen für einzelne Güter beruhten »auf Erfahrungswerten aus den vergangenen zehn Jahren«, beteuerte Stadtsprecher Jürgen Ramspeck. Muss wohl eher heißen: beruhten »auf Erfahrungswerten von vor zehn Jahren«. Und: »Der Verweis auf den Ankauf gebrauchter Gegenstände ist keine unzumutbare Ausgrenzung gegenüber der übrigen Bevölkerung.« Sicher nicht. Aber was ich z. B. in einer anderen mittelfränkischen Stadt miterleben durfte, war dann doch zu hart. Beschädigte Schränke mit ausgerissenen Scharnieren, Spielschränke mit zerbrochenen Spiegeln und last but not least auch Matratzen mit Flecken, die ich besser hier nicht beschreiben möchte. Das Ganze war so abscheulich und menschenunwürdig, dass das entsetzte Gericht sogar anfragte, ob es die Fotos der »Sozialgegenstände« behalten könne. Wenn dann noch Elektrogeräte gekauft werden sollen, die außer Stromfressen nichts können, dann reichen die 31,50 Euro, die für Strom vorgesehen sind, zumal die meisten ihre Zeit tagsüber eh zu Hause verbringen (müssen), erst recht nicht. Während man den Beziehern von Arbeitslosengeld II und Grundsicherung das Existenzminimum in den letzten zehn Jahren um 64 Euro monatlich erhöht hat, also aufs Jahr gesehen um 768 Euro, haben sich unsere Abgeordneten ihr Existenzminimum um 30.392,88 Euro, ihre Kostenpauschale um 9.784,56 Euro und ihre Mitarbeitergehälter um 70.704,00 Euro erhöht. Ist ja auch schon was …
Veröffentlicht in der jungen Welt am 23.11.2017.