Leserbrief zum Artikel Gesundheitswesen: »Bleiben Sie zu Hause!«
vom 10.11.2017:
Versorgung kaputtgespart
Vielen Dank für den umfassenden Artikel zur Krankenhausreform (besser: -konzentration) in Dänemark. (…) Die Rettungswagen brauchen 30 Minuten und mehr, vor allem in den ländlichen Gebieten. Worauf das Ekstra Bladet am 7. Januar 2017 eine »Todeskarte« abdruckte, auf der zu sehen ist, wo man besser nicht wohnen und einen Herzinfarkt oder Schlaganfall bekommen sollte. Die Nachbehandlung wird auf den häuslichen Bereich verlagert, es gibt kaum noch Rehakliniken. Psychisch Erkrankte werden nach 2,5 Tagen entlassen, Obdachlose direkt auf die Straße. (…) Bei Krebsdiagnose besteht ein Anspruch auf Behandlung binnen sechs Wochen nach Feststellung (in Deutschland sofort). Weil das oft nicht klappt, gehen die Patienten, die das zahlen können, zum Privatarzt. Zu Krebsbehandlungsterminen gibt es kein Taxi, sondern Bussammelfahrten; man bleibt so lange im Krankenhaus, bis alle behandelt sind. Ärztliche Behandlungsfehler gibt es ständig, sie werden aber unter den Teppich gekehrt. Die Patienten bzw. ihre Angehörigen haben keine Rechte. In Deutschland sind die Krankenkassen gesetzlich verpflichtet, ihre Versicherten bei Behandlungsfehlern zu unterstützen. Nebenbei wird seit Jahren jedes Krankenhausbudget vom Staat um ein Prozent gekürzt, und das Jahr für Jahr, wobei die Verwaltung so weit am Limit arbeitet, dass die Regierung den Sparkurs voraussichtlich ändern wird. Das sind nur einige Beispiele, die dänischen Zeitungen sind seit Wochen voll mit kritischen Berichten.
Veröffentlicht in der jungen Welt am 18.11.2017.