Leserbrief zum Artikel Schon gelaufen: Nachschlag: Löbliche Botschaft
vom 17.10.2017:
Entlarvender Krimi
Im Nachschlag zum ungewöhnlichen »Tatort«-Beitrag »Der rote Schatten« zum »Deutschen Herbst« fehlt der entscheidende Aspekt. Der Autor (…) hat die Mordthese übersehen, wenn er schreibt: »Lässt der Film doch offen, ob nicht der Geheimdienst insofern in den Tod von Baader, Ensslin und Raspe verwickelt war, als er ihn wissentlich geschehen ließ.« Das ist als Hinweis auf die offizielle Selbstmordthese zu verstehen. Tatsächlich werden drei Thesen nebeneinander gezeigt, und mit atemberaubender Deutlichkeit wird die dritte Möglichkeit nachgestellt, wie ein Einsatzkommando die Zellen stürmt, nachdem Wachen und Kameras ausgeschaltet wurden, und alle drei nacheinander ermordet. In der ARD-Mediathek ist der Film noch bis Mitte November zu sehen. Wer sich für diese zeitgeschichtliche Entlarvung der Staatsgewalt interessiert, möge auch das Interview mit der einzigen Überlebenden, Irmgard Möller, von 2006 lesen oder von Bakker Schut »Stammheim«.
Veröffentlicht in der jungen Welt am 28.10.2017.