Leserbrief zum Artikel Porträt: Ruhmredner des Tages: Sigmar Gabriel
vom 28.08.2017:
Auch du, mein Sohn Brutus
Mit großer Erheiterung hat die Öffentlichkeit den Tritt Gabriels vors Schienenbein seines Parteivorsitzenden zur Kenntnis genommen. Der Kampf um den Vizekanzlerposten und ein Bundesministerium unter Merkel ist also zwischen beiden nun offiziell eröffnet. Das Schlimme dabei ist, dass das Stimmungstief, aus dem die SPD vor der Wahl nicht mehr herauskommt, hauptsächlich eben diesem Gabriel geschuldet ist. Er hat mit seinem Lavieren in den zurückliegenden Jahren der Partei wesentlich geschadet. Das I-Tüpfelchen ist nun die Rolle des Brutus, in die er geschlüpft ist. Wer also SPD wählt, muss sich immer bewusst sein, dass er solchen janusköpfigen Egomanen weiter ein Forum bietet und ferner die hohe Besoldung für die nächste Legislaturperiode garantiert. Wird der Ehevertrag nach dem 24. September neu geschlossen, fragt sich, wem von beiden Merkel die Gnade zuteil werden lässt. Hätte Schulz Charakter, würde er von seiner Kandidatur Abstand nehmen und vom Parteivorsitz zurücktreten, um seinen Genossen eine Lehre zu erteilen.
Veröffentlicht in der jungen Welt am 01.09.2017.