Leserbrief zum Artikel Sanktionen und Ambitionen: Teure Industriepolitik
vom 14.08.2017:
Schwierige Anfänge
Hauptgrund für den Crash der sowjetischen Luftfahrtindustrie waren nicht die veralteten Tupolews – für die damals schon moderne Nachfolger wie die »TU-205« oder die erwähnte »Il-96« zur Verfügung standen –, sondern der Zerfall der SU. Ob die neuen, für den westlichen Markt konzipierten Muster reüssieren, bleibt angesichts des sanktionsbedingten Refinanzierungsverbots für Dollar-Kredite doch fraglich. Dass westliche Komponenten in russischen Maschinen verbaut werden – so what? Die spektakulären US-Mars-Missionen erhalten ihren Vortrieb ja auch von russischen RD-180-Triebwerken. Und eine chinesische Luft- und Raumfahrtindustrie würde – trotz beeindruckender Fortschritte in letzter Zeit – nachweislich ohne russischen Technologietransfer so nicht existieren. Expertise habe die russischen Ingenieure beim Bau von modernen, energiesparenden Turboproptriebwerken für »Propellermaschinen« (...). Wie technisch anspruchsvoll der Bau solcher Motoren ist, zeigt sich an den Problemen, die westeuropäische Ingenieure beim Bau des Militärtransporters »A-400« mit entsprechender, der »AN-70« nachempfundener Antriebstechnologie haben. Insgesamt lässt sich die von Putin angestoßene Restrukturierung der Luftfahrtindustrie recht gut an. Russische Hubschrauber und Militärjets sind jedenfalls »Verkaufsschlager«. (...)
Veröffentlicht in der jungen Welt am 21.08.2017.