Leserbrief zum Artikel Niedersachsen: »Lagerwahlkampf wird es mit uns nicht geben«
vom 15.08.2017:
Veränderung beginnt mit Opposition
Der »Anmoderation des Gesprächs« mit Anja Stoeck kann ich als Mitglied der Partei Die Linke in Niedersachsen so nicht zustimmen: »Kommt Niedersachsens Linkspartei in den Landtag, könnte sie sich auch eine Regierungsbeteiligung vorstellen.« Das wage ich zu bezweifeln. Hat Anja Stoeck die Mitglieder gefragt? Ich habe eine solche Stimmung an der Basis jedenfalls nicht feststellen können und bei unseren potentiellen Wählerinnen und Wählern schon gar nicht. Träumereien von »Rot-Rot-Grün« in Niedersachsen, das hat uns gerade noch gefehlt! Für eine Regierungsbeteiligung der Linken stellt unsere Vorsitzende gar Bedingungen: »Die SPD müsste sich zumindest wieder ihrer Aufgabe bewusst werden: Kontrolle der Industrie zum Wohle der Menschen statt zum Wohle der Betrugsprofiteure.« Kein Kommentar! Die Vorsitzende fordert auch »genügend Lehrer« und »ausreichend pädagogisches Personal« an den Schulen. Welche Partei fordert das nicht? »Genügend« bzw. »ausreichend« entspricht einer Vier als Schulnote. Für Niedersachsen gilt das gleiche wie im Bund: Mit den Parteien des Sozialabbaus, der Bellizisten und des Dosenpfands ist kein Staat zu machen. Veränderung beginnt mit Opposition. Ich hoffe, dass einige Kernsätze aus der Rede von Sahra Wagenknecht auch in der niedersächsischen Provinz angekommen sind. Die Hoffnung stirbt zuletzt, und deswegen gehe ich davon aus, dass es trotz solcher Peinlichkeiten unserer Landesvorsitzenden zu einem starken Oppositionswahlkampf für ein gutes Ergebnis im Bund und im Land Niedersachsen kommt.
Veröffentlicht in der jungen Welt am 19.08.2017.