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Buchmesse Havanna 2010

Buchmesse Havanna 2010

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    Bau auf, bau auf

    Die Mitglieder unserer Delegation schuften, um einen schönen Stand zu bekommen
    Starke Kerls und schwere Kisten
    Die Sonderausgabe der jW ist da...
    Starke Hände für eine starke Zeitung
    Hoch hinaus
    ...und 20.000 Exemplare wollen eingelagert werden
    Aus weißen Platten werden bunte Plakatwände
    Geschafft, die Messe kann kommen
    Klare Ansagen
  • · Berichte

    Der Gefährte

    André Scheer
    Alberto Granado
    Alberto Granado

    Alberto Granado stellt auf der Buchmesse in Havanna ein Werk über Che Guevara vor


    Alberto Granado ist eine lebende Legende. In Lateinamerika und weltweit wurde er als der Mann bekannt, der in den 50er Jahren gemeinsam mit Ernesto Guevara, dem späteren »Che«, auf dem Motorrad durch Südamerika reiste. Dabei wäre sein eigenes Leben selbst so manches Buch wert, denn der wie Che in Argentinien geborene ausgebildete Mediziner und Biochemiker, der seit 1961 in Kuba lebt, hat seinen Beitrag zu dem Gesundheitswesen auf der Insel geleistet, das heute auf dem Kontinent seinesgleichen sucht.


    Wir treffen Alberto Granado in der »Casa de la Amistad«, dem Haus der Freundschaft, in Havannas Villenviertel Vedado. Die Geschichte dieses rosafarbenen Gebäudes ist so richtig nach dem Geschmack der Kubaner. Errichten ließ es im 19. Jahrhundert ein reicher Geschäftsmann aus Europa, der in eine junge Kubanerin verliebt war. Die damalige Kolonialgesellschaft lehnte diese nicht standesgemäße Verbindung ab, woraufhin der Mann seiner Freundin das Haus als Geschenk bauen ließ. Es gehörte zu den teuersten Bauwerken der damaligen Zeit, sogar der Marmor wurde aus Italien importiert.

    Heute ist das Gebäude, das sich in ausgezeichnetem Zustand befindet, ein Gäste- und Versammlungshaus, das unter anderem vom Kubanischen Institut für Völkerfreundschaft (ICAP) genutzt wird, um ausländische Delegationen zu betreuen. Eine Fotoecke zeigt, welche hochrangigen Gäste hier schon begrüßt werden konnten, darunter Nelson Mandela und Hugo Chávez.

    In dem Salon, in dem das Treffen mit Alberto Granado stattfinden soll, liegen Zeitschriften von Kuba-Soligruppen aus aller Welt aus. Auf dem kleinen Tisch vor der Sofaecke steht eine weiße Porzellanvase mit dem Bild Lenins auf einem Teller, der die Flaggen aller Sowjetrepubliken der UdSSR zeigt, ein Geschenk von 1985, zum vierzigsten Jahrestag des Sieges im Großen Vaterländischen Krieg.

    Alberto Granado betritt den Saal gestützt auf einen Stock, in etwas gebeugter Haltung, aber mit klarem Blick und kräftiger Stimme. Immerhin 88 Jahre ist er jetzt alt, aber er hat noch etwas zu erledigen, das ist zu spüren. Auf der Internationalen Buchmesse will er am heutigen Montag ein gerade frisch erschienenes Buch vorstellen, das aus dem Gespräch einer kubanischen Journalistin mit ihm besteht. Natürlich geht es um seine Erinnerungen an Che, was schon der Buchtitel verrät: »Che vertraut mir«. Aber gibt es nicht längst genug oder sogar zu viele Bücher über den 1967 in Bolivien ermordeten Guerrillero, frage ich. Alberto verneint entschieden: »Che hatte so viele Facetten, von denen viele überhaupt noch nicht behandelt wurden«. Hinzu kämen die unzähligen Lügen, denen widersprochen werden müsse. Zum Beispiel die Legende, daß Che wegen Meinungsverschiedenheiten mit Fidel Castro nach Bolivien gegangen sei. »Das stimmt nicht, und die Geschichte hat bewiesen, daß es keinen Streit zwischen beiden gegeben hat.«

    Natürlich fragen wir nach Venezuela, wo Alberto Granado mehrere Jahre in einem Leprakrankenhaus gearbeitet hatte. Dort wollte ihn Ernesto Guevara eigentlich treffen, nachdem er in Buenos Aires sein Medizinstudium beendet hatte. Doch auf dem Weg nach Caracas traf der spätere Che am Titicacasee in Peru einen linken Emigranten, der ihn überredete, seine Reiseroute zu ändern: »Was willst du in Venezuela, das ist nur etwas für Reiche. Komm mit mir nach Guatemala, dort ereignet sich eine soziale Revolution.« Ernesto folgte, und diese Entscheidung veränderte sein Leben. Er engagierte sich mit ganzer Kraft für das Reformprojekt des guatemaltekischen Präsidenten Arbenz, und als dieser mit Hilfe von US-Söldnern gestürzt wurde, stand Che erstmals auf den Fahndungslisten der CIA. Er flüchtete letztlich nach Mexiko, wo er einer Gruppe kubanischer Emigranten um den jungen Rechtsanwalt Fidel Castro Ruz begegnete. Alberto Granado und Ernesto trafen sich erst 1960 wieder, als Che nach dem Sieg der Kubanischen Revolution Direktor der kubanischen Nationalbank geworden war.  

    Aber wie würde Che denn nun heute die Entwicklungen in Venezuela einschätzen? Alberto antwortet aus seinen eigenen Erfahrungen, denn er habe das Glück gehabt, Hugo Chávez und auch Boliviens Präsidenten Evo Morales getroffen zu haben. Chávez sei heute genau der richtige Mann an der Spitze des revolutionären Prozesses in Venezuela, ist sich Alberto Granado sicher. »Che hat Venezuela sehr geschätzt, er hatte ja sogar überlegt, nicht in Bolivien, sondern in Venezuela in die Guerilla zu gehen. Was ihm heute entgegenkommen würde, ist der Stil von Hugo Chávez, der ja aggressiver ist als der von Fidel. Das wäre was für Che.«

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    Tausende stürmen die Bücher-Festung

    Claudia Schröppel
    Kinder auf der Buchmesse
    Die Internationale Buchmesse ist ein Kinderfest

    Bereits nach den ersten beiden Messetagen können die Veranstalter der 19. Internationalen Buchmesse in Havanna trotz für kubanische Verhältnisse bitterkalter Witterung (23 Grad Celsius) mehr als 132.000 Besucher auf der Cabaña vermelden, 50.000 weitere haben die Bücherläden der Stadt Havanna, die ebenfalls an der Buchmesse teilnehmen, besucht.

    Überall sind glückliche Kinder zu sehen, die sich von ihren Omas ihr neues Buch vorlesen lassen. An den Wegesrändern und unter den Palmen sitzen Pärchen tief versunken in ihre neuen Lektüre. Bislang wurden bereits 250.000 Bücher verkauft, vermeldeten die Organisatoren der Messe stolz bei ihrer täglichen Pressekonferenz. 

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    Wir sammeln Unterschriften

    André Scheer
    Aleyda Guevara
    Aleyda Guevara trägt sich am Stand des Berliner Büros Buchmesse Havanna ein

    Allmählich wächst die Sammlung prominenter Unterschriften auf der Wand am Eingang unserer Ausstellung in Havanna. Neben unseren eigenen Namenszügen bitten wir regelmäßig besondere Gäste, sich ebenfalls zu verewigen. Heute konnten wir am Stand auch Aleyda Guevara begrüßen, die zusammen mit einer Delegation von Parlamentariern aus der Schweiz die Buchmesse besuchte und auch bei uns Station machte. Natürlich ließ sich Aleyda nicht lange bitten, ihren Namen zu hinterlassen, zumal einige von uns der kubanischen Kinderärztin von früheren Besuchen in Deutschland her noch in Erinnerung geblieben waren.

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    Gysi war da

    André Scheer
    Gregor Gysi
    Gregor Gysi am Stand des Berliner Büros Buchmesse Havanna

    Als einen weiteren Gast konnte das Berliner Büro Buchmesse Havanna heute auch den Vorsitzenden der Linksfraktion im Bundestag, Gregor Gysi, begrüßen. Der Politiker machte bei seinem Besuch der Buchmesse auch einen Abstecher an unseren Stand.

    Gysi erinnerte daran, daß die Initiative des Berliner Büros eine direkte Antwort auf den Boykott der Buchmesse Havanna 2004 durch die damalige Bundesregierung gewesen war. Dieser Boykott zeigte das wahre Gesicht des damaligen Bundeskanzlers Gerhard Schröder, der zu Beginn seiner Amtszeit noch angekündigt hatte, auch Kuba besuchen zu wollen. Die kubanische Seite hatte bereits damals auf diese Ankündigung zurückhaltend reagiert - mit Recht, wie sich bald zeigte.

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    Trubel auf der Cabaña

    André Scheer
    Blick von der Festung
    Der Blick auf Havanna ist einzigartig

    Zehntausende Kinder bevölkern die altehrwürdige Kolonialfestung La Cabaña, die hoch über Havanna thront. Zusammen mit ihren Eltern stürmen sie die unzähligen Stände, an denen Kinderbücher angeboten werden. Aber auch Liebhaber anderer Literatur kommen auf ihre Kosten.

    Beeindruckend die Halle des Gastlandes Rußland. Die Präsentation der russischen Gäste konzentriert sich auf den 50. Jahrestag der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen der Sowjetunion und Kuba, sowie auf den 65. Jahrestag der Befreiung vom Faschismus. Eine Sonderausstellung ist den Kubanern gewidmet, die in den Reihen der Roten Armee gegen Hitlerdeutschland gekämpft haben. Dazu kommen historische Plakate, die die Freundschaft zwischen der Sowjetunion und Kuba hochhalten, sowie großformatige Fotos von kubanisch-sowjetischen Bewegungen, so von Treffen Raúl und Fidel Castros mit sowjetischen Staatschefs oder ein Foto, das Che Guevara mit Juri Gagarin, dem ersten Menschen im All, zeigt.

    Guter Betrieb auch am Stand des Berliner Büros Buchmesse Havanna, an dem junge Welt, mehrere linke Verlage und Cuba-Soligruppen ihre Produkte vorstellen. Guten Absatz finden die Werbeplakate der jungen Welt, die für fünf Pesos Cubanos ihre Abnehmer finden. Besonderen Anklang bei den kulturinteressierten Kubanern finden auch die Bilder von Thomas J. Richter, die unseren Stand schmücken und ihm ein Aussehen geben, das sich wunderbar von den manchmal etwas sehr traditionell gestalteten Messeständen etwa der Frankfurter Buchmesse abhebt.

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    Festung der Bücher

    André Scheer
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    Kubas Präsident Raul Castro (r.) und der russische Außenminister Sergej Lawrow (l.) bei der Eröffnung der Buchmesse am Donnerstag in Havanna

    In Havanna wurde die 19. Internationale Buchmesse eröffnet. Russischer Außenminister sieht Kuba und Rußland auf dem Weg zu neuer »strategischer Partnerschaft«

    Für Zuleica Romay ist die 19. Internationale Buchmesse in Havanna ganz sicher nicht das erste literarische Großereignis ihres Lebens. Trotzdem zeigte sich die Chefin des Vorbereitungskomitees der Ausstellung und Direktorin der Kubanischen Kammer des Buches bei der diesjährigen Eröffnung am Donnerstag abend (Ortszeit) erneut beeindruckt von der malerischen Kulisse, in der die Präsentation auch in diesem Jahr veranstaltet wird. »Dies ist eine Revolution, die ebenso Kasernen in Schulen verwandelt hat wie eine koloniale Trutzburg in ein Zentrum der Literatur«, freute sie sich in der historischen Festung San Carlos de la Cabaña, die hoch über Havanna thront und deren historische Kanonenrohre die Einfahrt des Hafens bewachen.

    Keine Handelsware

    Immer wieder schweifte der Blick der Ehrengäste, unter ihnen der kubanische Präsident Raúl Castro und ein halbes Dutzend Kulturminister aus Lateinamerika, ab vom Geschehen auf der Bühne, auf der junge Musiker Werke von Tschaikowski präsentierten, hinüber zum leuchtend roten Sonnenuntergang, der sich in den Wellen widerspiegelte, die an die weltberühmte Uferpromenade, den Malecón, schlugen. Romay erinnerte daran, daß Bücher in Kuba keine Handelsware und keine Werbeträger sind und der Wert eines Buches nicht daran gemessen wird, ob sich möglichst viele Exemplare verkaufen lassen. Bücher seien in Kuba Bestandteil eines Lern- und Bildungsprozesses, der die Autoren ebenso umfasse wie die Leser, so die Leiterin der Buchmesse. Ein Teil dieses »Wunders« sei, daß sogar im Jahr 2008, als drei verheerende Wirbelstürme Kuba heimsuchten und schwere Schäden verursachten, mehr als 1000 Buchtitel veröffentlicht werden konnten.

    Als Vertreter des diesjährigen Ehrengastes Rußland ergriff der Außenminister des Riesenlandes, Sergej Lawrow, das Wort und erinnerte an die langjährigen freundschaftlichen Beziehungen zwischen seinem Land und Kuba. Im Mai sei es 50 Jahre her, daß die kubanische Regierung und die Sowjetunion diplomatische Beziehungen aufgenommen haben. Dieser Jahrestag sei wichtig und werde mit zahlreichen Veranstaltungen begangen, kündigte Lawrow an. Dabei werde das Erinnern an die Beziehungen zwischen beiden Ländern verbunden mit den weltweiten Feierlichkeiten zum 65. Jahrestag des Sieges der Sowjetunion und ihrer Alliierten gegen Hitlerdeutschland. Rußland danke Kuba dafür, daß es in der UNO den Vorschlag der russischen Regierung unterstützt habe, den 8. bzw. 9. Mai zum internationalen Feiertag zu erklären.

    Rußland und Kuba sind nach Ansicht Lawrows auf dem besten Weg zu einer neuen »strategischen Partnerschaft«. Das hatte der russische Außenminister zu Beginn seines Kuba-Aufenthaltes gesagt. Sein kubanischer Kollege Bruno Rodríguez bstätigte dies und sprach von einem »enormen Potential« der Beziehungen beider Länder.

    Literatur und Revolution

    Bei der Messeeröffnung zeigte sich Lawrow überzeugt davon, daß auch im Zeitalter der elektronischen Medien das Buch seinen Platz in der Gesellschaft behaupten werde. Seine Regierung setze sich dafür ein, daß die Bedeutung der Literatur in der Gesellschaft weiter zunehme, unterstrich er, denn »es ist das Buch, das den Menschen weise macht«. So diene die Literatur dem Aufbau einer Gesellschaft des Friedens und der sozialen Gerechtigkeit, unterstrich Lawrow.

    Zu Beginn der Veranstaltung hatten außerdem zwei kubanische Intellektuelle das Wort ergriffen, denen die diesjährige Buchmesse gewidmet ist. Die Sozialwissenschaftlerin María del Carmen Barcia erinnerte in ihrer Ansprache daran, daß sie ihren Erfolg nicht reichen Eltern zu verdanken habe. »Mein Vater war ein Handwerker, der aus Galicien eingewandert ist.« Trotzdem habe sie studieren und eine Laufbahn als Wissenschaftlerin einschlagen können. Das sei das Verdienst der kubanischen Revolution, erklärte sie. Auch der Schriftsteller und Essayist Reynaldo González betonte, daß die umfangreiche Literatur, die in den vergangenen Jahrzehnten in Kuba entstanden sei, nicht von der Revolution und dem Aufbau des Sozialismus getrennt werden könne.

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    »Blockade beeinträchtigt uns in allen Bereichen«

    Interview: André Scheer

    Ein Jahr Obama-Regierung: Kein grundsätzlicher Wandel in der Politik Washingtons. Ein Gespräch mit Elio Gámez Neyra

    Elio Gámez Neyra lebt in Havanna und ist Vizepräsident des Kubanischen Instituts für Völkerfreundschaft

    Vor etwas mehr als einem Jahr übernahm Barack Obama das Präsidentenamt in Washington. Hat sich seither die Haltung der USA gegenüber Kuba verändert?

    Das einzige, was sich geändert hat, ist der Diskurs. Obama ist etwas freundlicher, etwas anziehender, gebildeter. Das hat viele Menschen verwirrt, die glauben, daß die Blockade nun abgeschwächt wird oder verschwindet. Aber Obama hat nur eine Reihe kosmetischer Maßnahmen angekündigt, von denen auch nur einige umgesetzt worden sind.

    Doch selbst wenn alle diese Maßnahmen umgesetzt würden, brächte uns das gerade einmal auf den Stand der Beziehungen zwischen Kuba und den USA, der unter der Regierung Clinton und in den ersten Monaten der Bush-Administration geherrscht hat. Es gibt keinen grundsätzlichen Wandel in der Politik. Im vergangenen Jahr hat Obama das Gesetz über den Handel mit dem Feind verlängert, eine der wichtigsten Grundlagen für die Blockade. Das wäre eine Gelegenheit gewesen, Kuba von der Liste verfeindeter Länder zu streichen.

    Außerdem hätte Obama Gelegenheit gehabt, die internationale Forderung nach der Freilassung der fünf kubanischen Genossen aufzunehmen, die in US-Gefängnissen inhaftiert sind, weil sie gegen den Terrorismus antikubanischer Organisationen in Miami gekämpft haben. Die Verantwortlichen ihrer Verbrechen leben frei in den USA, während die fünf Genossen zu langen Haftstrafen verurteilt wurden. Aber Obama hat sich gegenüber diesem Fall taub gestellt und vermieden, sich für die Freiheit dieser Genossen auszusprechen.

    Wie ist in dieser Situation die Lage der fünf Kubaner? Die juristischen Instanzen, um ihre Freilassung zu erreichen, sind ja ausgeschöpft.

    Was nun bleibt, ist der Druck der Solidaritätsbewegung unserer Freunde in aller Welt, um diese Mauer des Schweigens der großen Massenme­dien zu durchbrechen. Diese Bewegung umfaßt derzeit 2111 Organisationen in 148 Ländern, davon arbeiten mehr als 900 Gruppierungen in den meisten Ländern Europas. Die Forderung an Obama ist, daß er von seiner Möglichkeit Gebrauch macht, die Fünf zu begnadigen.

    Welche Auswirkungen hat die Blockade Kubas durch die USA auf die Internationale Buchmesse in Havanna?

    Die Blockade beeinträchtigt unser Leben in allen Bereichen. Durch die Blockade ist es vielen nordamerikanischen Schriftstellern und Verlagen, die hier gerne dabei wären, nicht erlaubt zu kommen. Zugleich wird der Erwerb und Transport von Druckereimaterial erschwert, das wir gern auf dem uns so nahen Markt der USA erwerben würden. Wir müssen aber alles, was für den Druck von Büchern und Zeitschriften benötigt wird, von weit entfernten Orten besorgen und deshalb zwei- oder dreimal so viel bezahlen, wie dies in den USA kosten würde. Das Torricelli-Gesetz bestraft außerdem jedes Schiff, das in Kuba anlegt. Es darf die nächsten sechs Monate keinen US-Hafen anlaufen.

    Das diesjährige Gastland der Messe ist Rußland. Wie haben sich die Beziehungen mit diesem Land entwickelt?

    Die Beziehungen sind von großer Freundschaft und Übereinstimmung in internationalen Fragen bestimmt, die Zusammenarbeit wächst weiter. Hinzu kommen die historischen Beziehungen aus den ersten Jahren der Kubanischen Revolution, als das sowjetische Volk dem kubanischen Volk immer die Hand gereicht hat und es in den meisten Bereichen unserer Wirtschaft, im Bildungswesen und Gesundheitsbereich eine intensive Zusammenarbeit gegeben hat. Deshalb hat Rußland sich die Auszeichnung, diesmal Ehrengast der Buchmesse zu sein, redlich verdient.

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    Lesen heißt Wachsen

    André Scheer
    Bild 1

    Heute wird die Internationale Buchmesse in Havanna eröffnet. Sechs Millionen Bücher warten auf die Besucher

    Hunderttausende Menschen werden sich ab dem heutigen Donnerstag durch die Gänge der historischen Hafenfestung La Cabaña in Havanna drängen. Mit weit über 100 Ausstellern aus 40 Ländern, die 600 Neuerscheinungen vorstellen wollen, beginnt dort unter dem Motto »Lesen heißt Wachsen« die 19. Internationale Buchmesse, die im vergangenen Jahr fast eine Million Besucher zählte. Die Gesamtzahl der bei der Messe präsentierten und verkauften Bücher wird von den Organisatoren auf nicht weniger als sechs Millionen geschätzt, wie die Direktorin des Kubanischen Instituts des Buches, Zuleyka Romay, sagte. Sie sieht in der Messe vor allem für die zahlreich vertretenen kubanischen Kinder und Jugendlichen eine gute Gelegenheit, die Literatur und Kultur der vertretenen Länder kennenzulernen. Das gilt vor allem für Rußland, das in diesem Jahr als Gastland besonders umfangreich vertreten ist.


    Eröffnet wird die Messe in diesem Jahr vom russischen Außenminister Sergej Lawrow. Begleitet wird er von mehr als 200 Intellektuellen, Künstlern und Schriftstellern seines Landes, darunter so bekannten Repräsentanten der russischen Literatur wie der 1932 geborene Jewgeni Jewtuschenko, aber auch jüngere Autoren wie Marina Lwowna oder Dmitri Bikow. Im Gepäck hat die Delegation mehr als 3500 Bücher, die in einem 450 Quadratmeter großen Pavillon ausgestellt werden. 65 Verlage präsentieren außerdem Neuauflagen klassischer Werke der russischen Literatur, darunter Gedichtbände, Erzählungen und Kinderbücher. Mit einer besonderen Präsentation wird auf der Buchmesse auch an den 150. Geburtstag von Anton Tschechow erinnert, dessen wichtigste Werke in Havanna ebenfalls zum Verkauf stehen.

    Neben den russischen Autoren sind in Havanna auch so prominente Persönlichkeiten vertreten wie die südafrikanische Literaturnobelpreisträgerin Nadine Gordimer oder die 2008 mit dem renommierten spanischen Literaturpreis »Prinz von Asturien« ausgezeichnete kanadische Autorin Margaret Atwood. Aus Brasilien wird der Theologe Frei Betto erwartet, während Venezuela unter anderem mit dem bekannten Essayisten Luis Britto García vertreten ist. Trotz aller Schwierigkeiten durch die Blockade reisen aus den USA der Autor Clifford Conner (»A People’s History of Science«), der Politologe und Historiker Michael Parenti sowie die selbst aus Kuba stammende Sonia Rivera an. Wie Kubas Vizekulturminister Fernando Rojas ankündigte, sollen bereits am zweiten Tag der Messe die kulturellen Beziehungen zwischen der Insel und den USA im Mittelpunkt einer Diskussionsveranstaltung stehen, die der kubanische Künstler- und Schriftstellerverband organisiert. »Das ist nichts spektakuläres, aber die kulturellen Beziehungen zu analysieren ist sicherlich nicht unwichtig«, sagte Rojas bei einer Pressekonferenz im Vorfeld der Messe.

    Auch Frankreich ist nach Jahren der Abwesenheit nach Havanna zurückgekehrt. Mit mehr als 200 Titeln beteiligt sich die Zentralkasse für soziale Aktivitäten der Energie- und Wasserwirtschaft (CCAS) an der Messe. Dies sei ein bescheidener Beitrag für die Kinder und Jugendlichen Kubas, sagte CCAS-Sprecher Sébastien Viscuso der Agentur Prensa Latina. Er hoffe, daß sich die französische Beteiligung in den nächsten Jahren wieder stabilisieren werde.

    Neben dem Gastland Rußland ist die diesjährige Buchmesse zwei Kubanern gewidmet, dem Erzähler Reynaldo González, Träger des kubanischen Literaturpreises 2003, sowie der Historikerin María del Carmen Bacia, die 2003 mit dem Nationalpreis für Sozialwissenschaften ausgezeichnet wurde.

    Bereits vor einer Woche und damit sieben Tage vor der offiziellen Eröffnung haben mehr als 40 Buchhandlungen in der kubanischen Hauptstadt ihre Pforten für die Buchmesse geöffnet. Von 9 Uhr morgens bis 21 Uhr abends sind die Geschäfte für die Literaturinteressierten der Insel geöffnet und präsentieren ein breites Spektrum der kubanischen und internationalen Buchproduktion. So zeigte sich Sonia Fernández stolz darauf, allein in dem von ihr geleiteten Buchladen Ateneo de Línea y 12 im Stadtviertel Vedado mehr als 300 Buchtitel präsentieren zu können, darunter Kinderbücher, Märchen, Romane, politische Werke und natürlich russische Literatur.

    Kuba ist ein Leseland. Mehr als 2200 Buchtitel mit einer Gesamtauflage von fast 24 Millionen Exemplaren wurden allein im Jahr 2008 gedruckt, statistisch gesehen also mehr als zwei für jeden Kubaner, vom Säugling in seinem Bettchen bis zum alten Mann in seinem Schaukelstuhl.
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    Wir sind da!

    Andre Scheer

    Das Wichtigste vorweg: Die gesamte Delegation ist gut in Havanna angekommen, und sogar das Gepäck kam vollständig in Kuba an. Nach dem zehnstündigen Flug erreichten wir am Montag geschafft, aber zufrieden Havanna, wo uns ab Donnerstag die Internationale Buchmesse erwartet.

    Am Dienstag standen bereits die ersten inhaltlich wichtigen Punkte auf unserem Programm. Mit Compañeros des Kubanischen Instituts für Vökerfreundschaft (ICAP) gingen wir unser umfangreiches Programm durch, das neben der Absicherung des Stands des Büros Buchmesse vorgesehen ist. Dazu gehören neben den Lesungen deutscher Autorinnen und Autoren vor allem Gesprächstermine mit Vertretern kubanischer Organisationen und Medien sowie mit interessanten Persönlichkeiten des kubanischen Lebens. Die Leserinnen und Leser der Tageszeitung junge Welt werden die Ergebnisse dieser Treffen natürlich aus erster Hand mitbekommen: Hier im Blog und natürlich im Blatt selbst.

    Momentan sind wir allerdings Internet-technisch noch ein wenig gehandicapt, deshalb können wir unsere Beiträge noch nicht so umfangreich und häufig wie wir wollen ins Netz stellen. Dies ist also erstmal nur ein erstes Lebenszeichen - live und direkt aus Havanna!

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    Abzocke

    André Scheer

    Wir sind angekommen. Trotz Verspätung des Zubringers von Berlin nach Amsterdam erreichten wir unsere Maschine nach Havanna noch. Eine Angestellte erwartete uns am Ausgang und begleitete uns direkt zum Gate, an dem unser Flieger nach Kuba wartete. Und noch ein bisschen länger wartete, denn die Grenzkontrollen bei der Ausreise aus der Europäischen Union und der nächste Sicherheitscheck dauerten ihre Weile. Im Flugzeug dann die Überraschung: Obwohl beim Einchecken behauptet worden war, der Flieger sei derart ausgebucht, dass es keine Plätze nebeneinander mehr gäbe und wird deshalb gänsemarschartig hintereinander aufgereiht sitzen müssten, gab es letztlich reihenweise freie Plätze. Selbstorganisation war also die Devise, und prompt ging, was vorher nicht gehen sollte.

    Zehn Stunden Flug sind anstrengend, selbst wenn die Maschine nicht voll besetzt ist, und deshalb kein so enges Gedränge herrscht. Nervig wird es aber, wenn ein Unternehmen wie „Martin Air“, das offenbar zur KLM/Air France-Gruppe gehört, sich bemüht, einen neuen Rekord in Abzocke ihrer Passagiere aufzustellen. Gleich zu Beginn wird allen „Gästen“ ein Umbuchen auf die „Comfort Class“ angeboten, für läppische 65 Euro. Dafür gibt es dann das „Unterhaltungsprogramm“ und kostenlos Wein und Bier, mehr nicht.

    In der Economy Class hingegen wird für jedes Glas Wein, für jedes Bierchen und selbst für ein kleines Tütchen Erdnüsse zur Kasse gebeten, mit 3,50 Euro schlägt ein Plastikbecher Rotwein zu Buche. Selbst das Unterhaltungsprogramm, der Standard so ziemlich jeder Fluggesellschaft, wird zur Abzocke der Passagiere genutzt. Wer nicht auf  winzigen Monitoren an der Kabinendecke mit gestörtem Bild „Tom und Jerry“ verfolgen möchte, kann sich zum Schnäppchenpreis von 12 Euro einen portablen DVD-Player leihen. Auf dem gibt es dann ein halbes Dutzend Filme bescheidener Qualität. Für nur 8 Euro mehr gibt es dann auch noch etwas Knabbergebäck und ein Nackenkissen dazu. Kapitalismus zum Abgewöhnen.

    Aber ich will nicht ungerecht sein. Kurz nach dem Start, also so etwa um 14 Uhr Mitteleuropäischer Zeit, gab es bereits aufgewärmtes Essen: drei Bröckchen Huhn, versteckt unter einer undefinierbaren Soße, dazu ein kleines bisschen Reis. Eine Füllung für den hohlen Zahn. Schon acht Stunden später dann bereits das kulinarische Highlight, die freie Auswahl zwischen in Mayonnaise schwimmendem Käse oder etwas, das als Truthahnfleisch präsentiert wurde. Das ganze in zwei Scheiben malzgefärbtes Weißbrot gequetscht, fertig ist das Abendessen. Ehrlicher wäre gewesen, gleich gar kein Essen zu servieren und das vorher anzukündigen. Dann hätten wir uns wenigstens noch Stullen geschmiert.

    Also tief durchatmen, auf uns warten Kuba, 27 Grad, Sonnenschein, leckere Cocktails, die Atmosphäre einer seit mehr als einem halben Jahr unbesiegten Revolution und natürlich jede Menge Einsatz auf der Internationalen  Buchmessen.  Adelante, a pesar de todo!

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    Nobelpreisträgerin Ehrengast in Havanna

    Peter Steiniger

    »Die USA müssen alle Arten von Sanktionen und Boykotten gegen Kuba aufheben, ob sie nun wirtschaftlicher oder anderer Art sind«, fordert Nadine Gordimer, die bekannteste Schriftstellerin Südafrikas, in einem Interview mit dem kubanischen Online-Kulturmagazin »La Jiribilla«. Hierin äußert sie sich über die Rolle der Literatur in ihrem Land, zu den sozialen Ursachen von Fremdenhaß und über die politische Situation dort.

    Gordimer setzt sich in ihren Arbeiten vor allem mit der Apartheid, mit deren Wurzeln im Kolonialismus und mit den Perspektiven des neuen Südafrika auseinander. Sie zeichnet differenziert und ironisch die Folgen von Rassismus und sozialer Ungleichheit auf. 1991 wurde ihr der Literaturnobelpreis zuerkannt.

    »Mich besorgen die aktuellen Differenzen und eine mögliche Spaltung innerhalb der Allianz mit der KP Südafrikas und anderen wichtigen Verbündeten«, bekennt sich das ANC-Mitglied Gordimer zur Regierung der Einheit. »Ich glaube, wenn wir die Apartheid überwinden konnten, dann können wir auch unsere jetzigen Probleme überwinden, die aus der weltweiten ökonomischen Rezession herrühren.«

    Mit dem sozialistischen Kuba verbindet die Romanautorin und Essayistin Nadine Gordimer (geb. 1923) eine lange Freundschaft. An der diesjährigen Internationalen Buchmesse in Havanna nimmt sie als Ehrengast teil. 

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    In den Läden hat die Buchmesse schon begonnen

    André Scheer
    Cuba liest
    Die Plätze und Parks von Havanna stehen schon im Zeichen der Buchmesse

    Eine Woche vor der offiziellen Eröffnung der 19. Internationalen Buchmesse in Havanna hat die Ausstellung für die Buchhandlungen der kubanischen Hauptstadt bereits begonnen. Stolz berichtet das Portal cubadebate.cu, dass in den Buchläden an einem einzigen Tag mehr als 34.000 Bücher verkauft wurden.

    Mehr als 100 Aussteller aus 40 Ländern, fünfzig kubanische Verlage und 73 aus dem diesjährigen Gastland Russland sowie eine große russische Kulturdelegation beteiligen sich vom 12. bis 21. Februar an der Messe in der historischen Festung San Carlos de La Cabaña. Aber schon jetzt sind die Straßen, Parks und Bibliotheken mit lesenden Männern, Frauen und Kindern bevölkert.

  • · Berichte

    »Wir stellen auch Videos ins Netz«

    Interview: Peter Wolter

    Am Donnerstag beginnt die 19. Internationale Buchmesse in Havanna. Ein Gespräch mit Katja Klüßendorf

    Katja Klüßendorf, verantwortlich für Marketing im Verlag 8. Mai, ist ­zugleich Leiterin des Berliner Büro ­»Buchmesse Havanna«

    Am 11. Februar wird die diesjährige Buchmesse in Havanna eröffnet. Es gibt dort einen großen Stand des Büros Buchmesse, das u.a. von junge Welt, von Gewerkschaften, der Freundschaftsgesellschaft (FG) BRD-Kuba und Cuba Sí getragen wird. Was ist der inhaltliche Schwerpunkt Eurer Präsentation?

    Wir versuchen vor allem, die deutsche Solidaritätsbewegung mit Kuba darzustellen – dazu bringen wir Aufstelltafeln in spanischer Sprache mit, außerdem haben wir Flugblätter und andere Informationsmaterialien vorbereitet. Darüber hinaus sind jetzt schon zahlreiche Gespräche mit Gewerkschaften und dem kubanischen Jugendverband vereinbart. Wir besuchen auch die Redaktionen von Juventud Rebelde und Granma Internacional. Außerdem sind wir zu einem Gespräch mit der Redaktion der kubanischen Nachrichtenagentur Prensa Latina angemeldet.

    Habt Ihr auch eigene Veranstaltungen für das kubanische Messepublikum im Programm?

    In dieser Hinsicht haben wir mehrere Dinge geplant: Etwa eine Buchpräsentation mit Steffen Niese, einem jW-Autor, sein soeben erschienenes Buch heißt »Die deutsche Kuba-Politik seit 1990«. Die Schriftstellerin Dorle Gelbhaar wird zwei Veranstaltungen für die Deutsch-Studenten der Cátedra Humboldt bestreiten und ihren Krimi »Anders und die Duisburger Mafia« vorstellen.

    Vor zwei Jahren hatte die jW-Besatzung des Messestandes erstmals einen Internet-Blog über ihre Zeit in Havanna eingeführt. Wird das in diesem Jahr fortgesetzt?

    Auf jeden Fall – wer die jW im Internet liest, wird auf dem Laufenden bleiben. Erstmals wollen wir jetzt auch von Havanna aus Videos ins Netz stellen, die sind über youtube zu sehen.

    Das ist ja ein volles Arbeitsprogramm …

    Wir sind ingesamt elf Leute – u.a. je zwei von der FG und von ver.di, vier von der jW. Wir haben auch schon vorgearbeitet: Die jW präsentiert wie in den Vorjahren auch dieses Mal eine spanischsprachige Sonderausgabe – 20000 Exemplare.
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    Bloggen gegen die Blockade

    buchmesse.jpg

    Die junge Welt nimmt auch in diesem Jahr unter dem Dach des Berliner Büros Buchmesse Havanna an der 19. Ausgabe des größten Kulturereignisses in Kuba teil. Unsere Entsandten wirken dabei mit Vertretern von Gewerkschaften, der Freundschaftsgesellschaft (FG) BRD-Kuba und der Arbeitsgemeinschaft Cuba Sí zusammen. Katja Klüßendorf, Daniel Hager, Christof Meueler und André Scheer werden in diesem Blog über ihre Eindrücke und Erfahrungen vor Ort berichten.

    Die Kuba-Blogs aus den vergangenen beiden Jahren finden Sie in unserem Archiv, siehe Havanna 2008 bzw. 2009.

    Unsere aktuelle vierseitige Sonderausgabe in spanischer Sprache können Sie hier auch als pdf-Datei downloaden.

  • · edición especial

    Sueños y otras realidades

    Dietmar Koschmieder

    Donde un sistema se basa en la explotación, siempre hay explotados

    A escala europea o norteamericana, Cuba no es un país rico. En algunas ciudades alemanas, los pasos de peatones por calles simples están hechos por mármol caro de Italia. En esas calles cruzan muchos carros de cromo brillante y de última moda. A sus bordes se encuentran restaurantes, diseñados como templos religiosos y en los cuales se cobran más para un pasapalo que un ciudadano cubano gana en un mes. En el centro comercial al lado ofrecen 37 variantes de salchichas de todo el mundo. Sin embargo, no todos pueden disfrutar de ese bienestar. Pero queda la pregunta si se puede justificar esa forma de bienestar. Sobre todo: La base de la riqueza de los ricos y del bienestar relativo de los pobres de aquí es la explotación brutal del resto del mundo. La explotación de América Latina y de otros continentes desde hace 500 años formaba la base económica para el desarrollo de la industria europea y así también para el bienestar. Igualmente, esa explotación impidió el desarrollo propio de las regiones explotadas, no sólo en la historia. Queda vigente hasta hoy lo que afirmó el gran escritor alemán Bertolt Brecht: "Hombre rico y hombre pobre se miraron a la cara / y el pobre dijo pálido: Si yo no estuviera pobre, tú no estuvieras rico."
    Nosotros en Europa vivimos a costo de muchos seres humanos en todo el mundo. Consorcios europeos roban los recursos naturales, alimentos y patentes biológicos y venden sus productos y licencias encarecidos a los países pobres. Ya por eso, otros no pueden adaptar el modelo europeo del vivir y sobrevivir, es decir el modelo de los Estados industriales capitalistas. Donde un sistema se basa en la explotación, siempre hay explotados. Pero el sistema capitalista tampoco funciona por otros asuntos, muy banales. Si en todo el mundo haya tantos carros como en Alemania, los sistemas ecológicos colapsarían. No sólo la gente de América Latina necesita una alternativa al capitalismo, sino también los europeos, porque se trata del sobrevivir de la humanidad.
    Aunque Cuba no es un país rico, se mantiene un servicio de salud para la población que se puede comparar con los países más ricos del mundo. Cuba ofrece a su pueblo educación y cultura y no renuncia a sus principios sociales ni en las condiciones más duras, como por ejemplo durante el Período Especial. En tiempos de crisis, la Alemania rica muestra otra cara. Allí, los trabajadores no podrán jubilarse antes de cumplir los 67 años, aunque el Gobierno sí sabe que la mayoría de los trabajadores debe renunciar a su empleo mucho antes por razones de salud. Alemania es uno de los países más ricos del mundo, pero desde hace años se ahorra los gastos culturales y de educación. Se cierra teatros, y las entradas de aquellos que se mantienen abiertos son tan caras que mucha gente ya no las pueden pagar. La calidad de las escuelas públicas hunde cada vez más. Sólo aquella parte de la población que gana bien puede resolver esos problemas – con dinero. Ellos mandan sus hijos a escuelas privadas que cobran cuotas caras. Aunque Cuba no es un país rico, pero comparte sus excelentes sistemas de salud y de educación con otros países. Alemania, por su parte, no envía médicos o educadores a otros países, sino soldados, para defender así los intereses del capital alemán. Por eso, y por muchas razones más, Cuba es un país de la esperanza, una posibilidad y un modelo para un futuro más justo.
    Si nosotros venimos cada año a La Habana, junto con editoriales de izquierda, sindicatos y grupos del movimiento de solidaridad con Cuba, para asistir a la Feria Internacional del Libro, no es sólo porque queremos a ese país y su gente, sino también, porque podemos aprender mucho aquí. Repito: Cuba es un país de la esperanza, no sólo para América Latina, sino para todo el mundo. Queremos luchar juntos para que un día no nos reunamos como ricos y pobres, sino como seres humanos que viven en condiciones justas y, por eso, iguales. Para lograr eso objetivo queda mucho de hacer en Cuba, en Alemania y en todo el mundo.

    Dietmar Koschmieder es gerente de la editorial 8. Mai Verlag que publica el diario junge Welt.

    El periódico junge Welt es editado por 952 miembros actuales de la sociedad colectiva mediática LPG junge Welt e.G.

  • · edición especial

    Participantes

    Participantes de la exposición alemana alternativa en la Feria Internacional del Libro de La Habana, 2010:
    Verlag 8. Mai (Editorial 8 de mayo)
    Netzwerk Cuba – informationsbüro e.V. (Red de solidaridad con Cuba)
    Cuba Sí (Asociación solidaria del partido La Izquierda)
    En Buenas Manos e.V. (Proyecto de promoción de energías alternativas)
    Freundschaftsgesell­schaft BRD-Kuba (Sociedad de Amistad entre Alemania y Cuba)
    KarEn e.V. (Asociación para la promoción de energías alternativas en el Caribe)
    PapyRossa Verlag (Editorial)
    Humanitäre Cubahilfe e.V. (Apoyo humanitario para Cuba)
    VS Verband Deutscher Schriftsteller in ver.di (Asociación de escritores alemanes en el sindicato de servicios)
    ver.di Landesbezirk Berlin-Brandenburg (Rama regional de Berlín y Brandenburgo del sindicato de servicios)
    Verlag Wiljo Heinen (Editorial)
    comedia Die Mediengewerkschaft Verlag (Editorial)
    El Patio – Der Innenhof e.V. (Iniciativa de inmigrantes de Iberoamérica en Berlín)
    Equilibrismus e.V.
    From Here To Fame Publishing (Editorial)
    Vereinigung Schweiz-Cuba VSC (Asociación Suiza-Cuba)
    Berthold Wahlich
    Uwe Detemple

  • · edición especial

    Nuestra Cultura

    Katja Klüßendorf

    En Alemania, Cuba es de moda. Pero el Gobierno Federal mantiene su politica de bloqueo

    En Alemania, Cuba está de moda. En verano pasado, el Buena Vista Social Club estuvo de gira por ciudades alemanas, mientras en el público se fumaba con mucho gusto un "Montecristo" o "Romeo y Julietta". Mientras, el actor Benicio del Toro, convertido en el Che Guevara en la película "Che – Revolución", de Steven Sonderbergh, ganó la última batalla de Santa Clara. Un u otro espectador descubrió entonces su corazón revolucionaria y viajó a Cuba, junto con los más que cien mil turistas alemanes que cada año visitan la isla.
    Ningún otro país de América Latina despierta tanto interés, y pocos otros países gozan de tanta simpatía. No sólo por la exótica fascinante. El gran interés mutuo de ambos pueblos por la política y cultura del otro responde a una fase intensa de las relaciones cubano-alemanas. Aunque, si somos exactos, por la parte alemana lo era solamente su parte oriental, la República Democrática Alemana. Ya en 1961 se aprobó un Convenio Cultural entre ambos países. Poco después, la Editorial Militar de la RDA publicó la obra "La guerra de guerrillas", por Che Guevara, así como autores cubanos como Alejo Carpentier, José Antonio Portuondo o Cintio Vitier. En las universidades de Rostock, Leipzig y Berlín se estudiaba e investigaba la historia cubana. En total, unos 30.000 ciudadanos cubanos vivían, trabajaban y estudiaban en la RDA. Ellos conocen la cultura alemana, y no sólo están interesados en mantener el contacto con la cultura que vivían, sino también en mantenerse informados sobre sus desarrollos actuales.
    Sin embargo, ¿como puede el pueblo cubano aprovecharse de una imagen de Alemania que están difundiendo el Ministerio Federal de Relaciones Exteriores y las instituciones financiadas por el Gobierno Federal alemán, como el Instituto Goethe o el Servicio Alemán de Intercambio Académico (DAAD)? La política cultural internacional del Gobierno Federal es un instrumento ideológico, lo que se llama intercambio cultural se entiende como asunto unilateral. Eso fue obvio en 2004, cuando el Gobierno Federal renunció a la invitación como invitado especial en la Feria Internacional del Libre, un honor anteriormente aceptado, argumentando con un supuesto deterioro de la situación de los Derechos Humanos en la isla. El diario conservador Frankfurter Allgemeine Zeitung lo definió en su edición del 18 de febrero de 2004 como "embargo barato contra Cuba" para "recuperar simpatías perdidas del Presidente estadounidense".
    Esa política cultural acompaña la alianza del Gobierno Federal alemán con regimenes neoliberales de América Latina, como los de México y Colombia, y sus posiciones duras contra gobiernos progresistas como en Venezuela, Bolivia o Nicaragua así como el apoyo para la oposición golpista interna en esos países por sus fundaciones y supuestas organizaciones no-gubernamentales.
    Pero los representantes del Gobierno Federal y de su política cultural encuentran a la resistencia del movimiento solidario alemán. Cuba, como espacio y mezcla de diferentes influencias culturales, despierta su interés, amplia su propia cultura y sus bases de valores.
    "La Revolución es Cultura, y Cultura es Revolución" Ese pensamiento del político y poeta Ernesto Cardenal, formulado sobre la Revolución Sandinista en Nicaragua, también se puede afirmar sobre Cuba. Ser revolucionario significa destacar los valores de la literatura y de la pintura, de la música y de los teatros, de los museos, del baile y de la música folclórica, del cine, del trabajo editorial, de la protección de la herencia arquitectónica y del deporte. La Feria Internacional del Libro en La Habana muestra el apoyo incondicional a la cultura como un de los logros más importantes de la Revolución Cubana.
    A base de ese pensamiento, en 2004, varios militantes del movimiento de solidaridad con Cuba organizaron, a través de la Oficina Berlinesa Feria del Libro La Habana (Berliner Büro Buchmesse Havanna), una muestra alternativa alemana en la feria, como proyecto de la red de los grupos de solidaridad, Netzwerk Cuba. Con 35 editoriales y creadores culturales, esa muestra alternativa se convirtió en la participación alemana más grande de la historia de la Feria del Libro cubana, hasta ese momento. Mientras el Ministerio Federal de Relaciones Exteriores insistía en el boicot, el número de participantes en la muestra alternativa alemana creció año tras año.
    Desde 2008, la Feria del Libro de Frankfurt, como representante del Ministerio Federal de Relaciones Exteriores alemán, ha vuelto a participar en la feria de La Habana. Sin embargo, es claro que el gobierno alemán también a partir de su regreso mantiene su actitud enemiga frente a Cuba. Por un lado, parece que se mejoran las relaciones de Alemania y de la Unión Europea frente a Cuba, como parece indicar el levantamiento de las sanciones europeas contra la isla socialista, aprobado por los cancilleres de los 27 estados afiliados a la UE en junio de 2009. Pero, aunque se relaja la política de bloqueo por sus intereses financieras, se sigue presionando al gobierno cubano en el campo ideológico. Con su decisión, la UE pretende "facilitar el cambio político en Cuba", afirmó la Comisaria de Relaciones Exteriores de la UE, Benita Ferrero-Waldner.
    Sabiendo que también depende de la solidaridad con Cuba que la isla puede mantenerse como alternativa al sistema capitalista la Oficina Berlinesa Feria del Libro La Habana continúa su trabajo y ha organizado nuevamente una muestra alternativa alemana. Un amplio espectro de editoriales, sindicatos y organizaciones solidarias se presenta con libros, exposiciones y conferencias y está interesado en un animado intercambio de ideas, en nuevos contactos y proyecto, porque la Solidaridad es la ternura de los pueblos.

    Katja Klüßendorf es politóloga, directora de marketing de la editorial 8. Mai Verlag y dirige la exposición alemana alternativa en la Feria.
  • · edición especial

    La fortaleza Europa

    Ulla Jelpke

    Como la Unión Europea construye muros contra refugiados

    Fronteras son, a veces, líneas de demarcación entre pobres y ricos, entre el "primer" y el "tercer mundo". Bien visible es eso en la frontera entre México y EEUU, donde una barrera cruza el horizonte. A veces, un mar es tal frontera, que puede ser un poco más abierto, porque no se puede controlarla tan estrictamente.
    Un proyecto central de la Unión Europea (UE) es que nadie tenga dudas que la frontera está cerrada para los pobres de África y Asia. Por eso se sigue fortaleciendo el régimen de frontera, los controles van mucho más allá de las propias fronteras. Paralelamente, los guarda-fronteras forman parte de la Política Exterior e Interior Común de la UE.
    A partir del fin de la "Guerra Fría", la República Federal de Alemania eliminó el derecho a asilo político, hasta entonces  bastante generoso. Se organizaba campañas contra supuestos "refugiados económicos" y "asilados fraudulentos". En varias ciudades alemanas, multitudes racistas quemaron las casas de inmigrantes y refugiados. Un elemento clave para la eliminación del derecho a asilo fue una nueva construcción jurídica, los supuestos "terceros estados seguros". Se trata de Estados que  un refugiado pasaba durante su viaje y en los cuales, según las autoridades alemanas, ya hubiera podido solicitar asilo. Todos los países con que limita Alemania se considera "seguro", es decir, ya no es posible entrar por tierra a Alemania para solicitar refugio. Deportan en seguida a todos que entran a Alemania a través de tal "tercer estado seguro". Como consecuencia, todos los países que limitan con Alemania han cerrado sus fronteras al sur y oriente.
    Dentro de la UE ya se han eliminado los controles de frontera entre los Estados afiliados. Así, no se puede controlar tan fácil la migración dentro de la Comunidad. Pero han creado una serie de medidas para compensar esa supuesta pérdida de seguridad. Entre esas medidas configuran controles fuertes de las zonas cercanas a las fronteras y el así llamado "Sistema de Información de Schengen", un banco de datos gigante. Casi 800.000 personas de nacionalidades fuera de la UE aparecen en esa lista para que impidan su ingreso al territorio europeo. Además se utiliza los países que limitan con la UE para que ellos frenen a la gente que intenta inmigrar ilegalmente al territorio de la Unión Europea.
    Esa "defensa" contra refugiados fuera de las propias fronteras forma parte integral de la así llamada "política de vecindad" de la UE. Pretenden crear un patio trasero económico con convenios comerciales mutuos, la aproximación de las normas económicas, penales y judiciales y otras medidas para renovar los países vecinos según criterios neoliberales. Los "socios" en eso son las antiguas repúblicas soviéticas, los Estados que surgieron a partir de la antigua Yugoslavia y los países mediterráneos. Dentro del catálogo de medidas también aparecen convenios para que esos países reciben a la gente deportada por Europa y el otorgamiento más fácil de visados (sólo) para las élites de esos Estados. El motor de todo ese desarrollo a nivel europeo es la "Agencia para la Colaboración operativa en las fronteras externas de los Estados afiliados de la UE", FRONTEX. Las patrullas que esa agencia coordina cazan los barcos de refugiados ya dentro de la ampliada zona de 12 millas frente a la costa africana e impiden que pueden seguir su viaje. Muchos refugiados mueren en el intento de huirse de las patrullas.
    Mientras, en Alemania ya no se puede diferenciar entre seguridad "externa" e "interna". Con todas medidas se lucha contra supuestos terroristas. Como consecuencia importante del fascismo alemán con su policía secreta Gestapo, en la República Federal de Alemania se mantenía una separación estricta entre la policía, las fuerzas armadas y los servicios de inteligencia. Hoy, indicando la lucha contra el terrorismo, se elimina esa separación. Y también la "migración ilegal" se considera parte  de la lucha contra el terrorismo, porque pueden aparecer "combatientes islamistas" entre los inmigrantes ilegales. Por eso, los servicios de inteligencia suministran sus informaciones como "inmigrantes ilegales" a la policía.
    Esa colaboración fortalecida entre todas las autoridades que tienen algo de ver con la "seguridad" ya se estableció también al nivel europeo. FRONTEX coopera estrechamente con la Agencia Europea de Policía Europol, que también se dedica a combatir la inmigración ilegal. FRONTEX también participa en proyectos de investigación para desarrollar tecnologías que pueden servir también para vigilar fronteras como para operaciones militares en la guerra.
    Lleno de cinismo, los ministros del Interior defienden los controles en las fronteras con la necesidad de combatir el comercio de personas. Se debería proteger a los migrantes "ilegales" de si mismo y de los responsables que los mandan a través del Mar Mediterráneo o del Océano Atlántico. Pero, de hecho, las altas barreras para obtener el permiso para la inmigración legal son la causa por qué décenas de miles de africanos eligen la vía peligrosa y cara de cruzar el mar en vez de tomar simplemente un avión.
    Pero la migración ilegal, de hecho, se concentra en las fronteras orientales terrestres de Polonia y Europa del Sudeste. Cada año crece el número de refugiados que no logran pasar la frontera entre Turquía y Grecia. Sin que el público europeo preste mayor atención, en la frontera oriental de Europa se estableció un sistema de campos donde se registra a los migrantes antes de deportarlos.
    Los gobiernos de la Unión Europea construyen juntos muros cada vez más altos alrededor de Europa. Su meta es encerrarse contra los países pobres y en crisis y sobre todo contra la gente que pretenden salvarse de esas situaciones. En vez de combatir las razones como la miseria y la opresión, los Estados europeas luchan con un montón de leyes y normas contra los refugiados y los selecciona entre personas "útiles" y "no deseadas". En contra de esa situación luchan partidos políticos de la izquierda, organizaciones de refugiados e iniciativas antiracistas, a favor de una Alemania abierta y generosa. No queremos una fortaleza Europa, sino un continente solidario con los países del sur y del oriente.

    Ulla Jelpke es portavoz de política interior del grupo parlamentario del partido La Izquierda en el Deutscher Bundestag (parlamento alemán) y autora del diario junge Welt.
  • · edición especial

    Privatizado, destruido

    Rainer Balcerowiak

    La codicia capitalista destruyó el transporte urbano de Berlín

    Durante muchas décadas se consideraba un ejemplo para el mundo al sistema de transporte urbano eléctrico en carriles de Berlín, el S-Bahn. A partir del 1990, después de la caída del muro, se pudo recuperar y ampliar la red completa de esos trenes urbanos, formada por un círculo alrededor de la ciudad, dos ejes centrales del norte al sur y del oeste al este y varias líneas hacia los alrededores de la capital alemana. En una red de 331,5 kilómetros van 15 líneas que pasan por 166 estaciones. El año pasado, los trenes del S-Bahn de Berlín pasaron 32,5 millones de kilómetros y transportaron un total de 388 millones de pasajeros. Aunque Berlín también posee una red de metro, un tranvía y líneas de guaguas, el S-Bahn es el núcleo indispensable del transporte público de la ciudad, especialmente para la gente que por la mañana debe llegar a sus puestos de trabajar y para aquellos que al fin de semana quieren disfrutar la naturaleza en las regiones cercanas de la capital.
    Esa importancia se nota especialmente cuando hay fallas en el servicio del S-Bahn, y esas ya son muy frecuentes. El año 2009 fue un año que se conmemorará en la historia de los ferrocarriles alemanes. El caos ya empezó en la tercera semana del año, cuando se canceló 3000 viajes y se registró 15000 retrasos fuertes porque el S-Bahn no estaba preparada a las bajas temperaturas del invierno. Cuando llegó el invierno, los carriles fueron congelados y los trenes no pudieron manejar. En mayo, la falta de inspecciones regulares de los coches provocó un accidente. En consecuencia, la administración pública de vigilancia del transporte público ordenó en julio la suspensión de tres de cada cuatro trenes del S-Bahn por la falta de mantenimiento de ruedas y ejes en los coches. Todavía no se había recuperado esa situación, cuando se descubrió que tampoco se había inspeccionado a los frenos de los trenos que ya constituían un verdadero riesgo para la seguridad de los pasajeros. Otra vez se debía establecer un horario de emergencia, lo cual significaba para los pasajeros líneas cerradas, trenes llenos de gente y retrasos permanentes. Y todavía sigue esa serie de fallas. Se descubrió problemas en las puertas., calefacciones y agujas rotas.
    Es muy fácil encontrar la verdadera razón para esos problemas. La empresa S-Bahn de Berlín es un filial de los ferrocarriles alemanes, Deutsche Bahn AG. Aunque esa empresa es, todavía, estatal,  a partir de una resolución del Gobierno Federal, aprobada en 1994, los ferrocarriles alemanes deben trabajar como una empresa capitalista "normal". La cúpula de la empresa, con el apoyo del mayor sindicato del sector, Transnet, pretende privatizarla parcialmente y poner acciones de los ferrocarriles en la bolsa. Para que la empresa cree ganancias y sea "atractivo" para inversores capitalistas, se ahorraba en todo que era posible. En el caso del S-Bahn de Berlín, eso significaba el cierre de talleres, la pérdida de mil puestos de trabajo y la eliminación de los trenes de reserva. Así, año tras año, su lograba aumentar la ganancia. Para el año 2010 se pretendía reenviar la mitad de los 250 millones de euros, que el S-Bahn cobra al presupuesto estatal de Berlín, como ganancia al consorcio de ferrocarriles. No sólo el comité de empresa advertía de lo peligroso de esa política, pero los defensores de la privatización insistían en su rumbo.
    Hoy, gracias a la codicia de los gerentes capitalistas, ese sistema famoso de transporte urbano se convirtió en ruina. Los despidos de personal y el cierre de talleres provocaron que ya no se podía realizar las inspecciones regulares necesarias. Y hasta hoy, la gerencia del S-Bahn no está dispuesto a cambiar de rumbo. Así, la caída del S-Bahn de Berlín es un ejemplo como el capitalismo destruye los resultados de su productividad.

    Rainer Balcerowiak es redactor del diario junge Welt