Gegründet 1947 Freitag, 26. April 2024, Nr. 98
Die junge Welt wird von 2751 GenossInnen herausgegeben
07.10.2012, 16:41:52 / Venezuela wählt

Wahlaufrufe per SMS

Von André Scheer, Caracas
Lange Warteschlangen vor den Wahllokalen
Lange Warteschlangen vor den Wahllokalen

Bislang ohne große Zwischenfälle hat in Venezuela die Präsidentschaftswahl begonnen. Nachdem morgens um 3 Uhr Ortszeit (9.30 Uhr MESZ) der Wahltag mit Fanfaren und Feuerwerk begrüßt wurde, konnten um 6 Uhr morgens die ersten Menschen ihre Stimmen abgeben. Vor den Wahllokalen haben sich bereits lange Schlangen gebildet, geduldig warten die Venezolanerinnen und Venezolaner darauf, ihre Stimme abgeben zu können.

Während in Deutschland die meisten Medien vom »Der schwerste Kampf des Caudillo« (Spiegel Online) oder gar bereits vom »letzten Kampf des Comandante Chávez« (news.de) schreiben, sind sich sowohl die Anhänger des Staatschefs als auch die Oppositionellen siegessicher. Am Vorabend der Abstimmung protestierten die Regierungsgegner in den Mittelschichts- oder Nobelvierteln der Hauptstadt Caracas mit einem »Cacerolazo« - lautstarkem Trommeln auf Kochtöpfe – gegen Chávez. Das ließen die Bewohner des eher von Armen bewohnten Barrios La Vega nicht auf sich sitzen. Sie fuhren mit einem Kleinlastwagen, auf den sie große Lautsprecher montiert hatten, in das Mittelschichtsviertel Montalban, stellten sich vor die Wohnhäuser der Oppositionellen und ließen lautstark Musik von Alí Primera und Wahlkampflieder der Chávez-Kampagne ertönen.

Viele Chavistas, die bereits in den frühen Morgenstunden zur Wahl gegangen waren, riefen ihre Freunde und Bekannten per SMS dazu auf, das selbe zu tun: »Wichtig ist, daß ihr wählt. Nimm dein Recht wahr. Es ist nicht wichtig, ob du für Hugo stimmst, oder für Rafael, oder sogar für Chávez – aber wähle! Und heute nacht feiern wir mit Frías!« Frías werden in Venezuela nicht nur die eisgekühlten Biere genannt – es ist auch der zweite Nachname des Präsidenten Hugo Rafael Chávez Frías.

Eine andere, 63 Jahre alte Frau, die erst im Rahmen des Alphabetisierungsprogramms Misión Robinson Lesen und Schreiben gelernt und später sogar noch ihr Abitur gemacht hat, teilte morgens um 6.30 Uhr ebenfalls per SMS mit: »Ich habe meine Pflicht für das Heimatland erfüllt, ich habe gewählt. Lang lebe meine Comandante! Für das Leben, für unsere Kinder, Enkel, für die Hoffnung auf eine bessere Welt: Viva Chávez!«

 
 

2 Wochen kostenlos testen

Die Grenzen in Europa wurden bereits 1999 durch militärische Gewalt verschoben. Heute wie damals berichtet die Tageszeitung junge Welt über Aufrüstung und mediales Kriegsgetrommel. Kriegstüchtigkeit wird zur neuen Normalität erklärt. Nicht mit uns!

Informieren Sie sich durch die junge Welt: Testen Sie für zwei Wochen die gedruckte Zeitung. Sie bekommen sie kostenlos in Ihren Briefkasten. Das Angebot endet automatisch und muss nicht abbestellt werden.