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Free Gaza

Free Gaza

  • Die »Tahrir« hat gegen 17 Uhr deutscher Zeit Besuch von Polizei und Militär bekommen. Wie der jW-Korrespondent aus dem griechischen Hafen meldet, wollten die Ordnungshüter zunächst nur das Zertifikat des Seenottelefons an Bord des kanadischen Teilnehmerschiffs der »Free Gaza«-Flottille sehen. Militärschlauchboote hätten aber gleichzeitig die Hafenausfahrt blockiert. Auf der Landseite sei das Schiff von mehreren Polizeifahrzeugen umstellt. Einige Aktivisten diskutieren demnach mit einem Polizeibeamten, den sie zugleich gewaltfrei am Verlassen des Schiffes hindern, indem sie den Ausstieg blockieren. Sie hätten ihn gebeten, dies nicht perönlich zu nehmen.

    Das US-Teilnehmerschiff der Flottille, die »Audacity of Hope« war am Nachmittag ausgelaufen, jedoch wenig später noch in griechischen Gewässern von der Küstenwache gestoppt worden. Die griechische Regierung will nach Informationen der israelischen Zeitung Haaretz keines der Schiffe auslaufen lassen.

    (jW)

  • · Berichte

    US-Schiff von griechischer Küstenwache gestoppt

    Das US-Schiff der »Free Gaza«-Flottille, die  »Audacity of Hope«, ist nach jW-Informationen am Freitag nachmittag von Athen aus in See gestochen, wurde aber einige Minuten später von der Küstenwache gestoppt. Details folgen. (jW)

  • Korfu. In der Nacht zum heutigen Freitag hat es offenbar auch einen Sabotageversuch an dem Schiff »Stefano Chiarini« gegeben, nachdem zwei andere Schiffe der internationalen Solidaritätsflottille für den Gazastreifen im Lauf der Woche bereits beschädigt worden waren. Diesmal sei rechtzeitig Alarm geschlagen worden und kein Schaden entdeckt worden, als ein Taucher die Unterseite des Schiffes inspizierte, sagte eine deutsche Passagierin am frühen Nachmittag gegenüber jW. Das multinational besetzte Teilnehmerschiff der »Free Gaza«-Flottille liegt zur Zeit in einem Hafen der griechischen Insel Korfu.

    Gegen 4:20 Uhr kam laut Elfi Padovan ein kleines Boot in die Nähe der »Stefano Chiarini«, und Luftblasen stiegen aus dem Wasser auf. »Als das Boot von unserer Nachtwache entdeckt wurde, fuhr es mit großer Geschwindigkeit davon. Wir haben sofort die Küstenwache alarmiert und ein Taucher hat nachgesehen, konnte aber keine Schäden an dem Schiff entdecken. Wahrscheinlich haben wir einfach Glück gehabt, daß so schnell Alarm geschlagen wurde.« Zwei Schiffe sind durch Sabotage bereits ausgefallen. Wann die sieben bis acht verbliebenen Schiffe nach Gaza auslaufen, blieb wegen behördlicher Verzögerungen weiterhin unklar. (clw)

  • · Berichte

    Irische Passagiere nach Sabotageakt umgestiegen

    Sechs der 20 irischen Passagiere der schwer beschädigten »MS Saoirse« (Freiheit) werden auf dem multinational besetzten Schiff »Stefano Chiarini« an der »Free Gaza«-Flottille teilnehmen, berichtet heute die israelische Tageszeitung Haaretz, darunter auch der frühere irische Rugbyspieler Trevor Morgan und Paul Murphy, Europaabgeordneter der Sozialistischen Partei.

    Außer den neu zugestiegenen Iren und Italienern, Niederländern und Schweizern befindet sich auf dem Schiff auch die deutsche Teilnehmergruppe. Der Auslauftermin steht weiterhin nicht fest, da ein Teil der Schiffe von den griechischen Hafenbehörden aufgehalten wird. Deutsche Teilnehmer äußerten sich gegenüber jW skeptisch, ob sie heute noch in See stechen können.

    »Israel hat jedes Recht, gegen Versuche vorzugehen, Geschosse, Raketen und andere Waffen in die Terrorenklave der Hamas zu schmuggeln. Hamas ist ein skrupelloser Feind, der böswillig unseren Städten und Kindern Schaden zufügt«, sagte der israelische Ministerpräsident Benjamin Natanjahu am Donnerstag vor Piloten der israelischen Luftwaffe, berichtet Haaretz. Gleichzeitig hat die israelische Botschaft in Dublin jede Verbindung zu den Vorfällen auf den Schiffen der Flottille abgestritten. Das US-Außenministerium habe bislang keine unabhängigen Informationen, ob die Schiffe sabotiert worden seien, teilte ein Sprecher am Donnerstag mit. Gleichwohl seien die USA der Meinung, daß solche Flottillen »eine schlechte Idee« seien. (hoek)

  • Homosexuelle werden von der »Free Gaza«-Flottille nicht ausgegrenzt. An Bord der »MS Tahrir« gibt es sogar ein »inoffizielles Schwulen- und Lesbengremium«, berichtete am Freitag die mitreisende Journalistin Amira Hass in der linksliberalen israelischen Tageszeitung Haaretz.

    Vor wenigen Tagen war im Internet ein Video aufgetaucht, in dem ein junger Mann erzählte, er sei von den Organisatoren der Freiheitsflottille abgewiesen worden, weil die islamistische Hamas, die den Gazastreifen dominiert, etwas gegen Schwule und Lesben habe. 

    Ihm sei gesagt worden, seine Teilnahme sei deshalb nicht im Interesse der Flottille, die Hilfsgüter nach Gaza bringen soll. Allerdings stellte sich schnell heraus, daß es sich bei dem Video um eine Fälschung handelt und der junge Mann vermutlich ein Schauspieler aus Israel ist.

    Mitarbeiter des Büros von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatten den Kurzfilm scheinbar online verbreitet. »Ich mußte erst lachen, dann wurde ich sauer, dann mußte ich wieder lachen«, sagte John Greyson gegenüber Haaretz. Der 51-jährige schwule Filmregisseur aus Kanada erklärt, daß es auf jedem Schiff Homosexuelle gebe. Greyson trägt an Bord zuweilen sogar einen Hut mit der Aufschrift »Homosexuelle gegen israelische Apartheid«. Er habe auch schon mit homosexuellen Palästinensern zusammengearbeitet, die sich noch nicht geoutet hätten. Der Regisseur, auch bekannt für die Fernsehserie »Queer as Folk«, hält das Video für einen weiteren Versuch Israels, die Flottille zu verunglimpfen. (hoek)

  • · Berichte

    Athen blockiert Gernika

    Rumbo a Gaza
    Spanier nehmen Kurs auf Gaza

    Die spanische Kampagne »Rumbo a Gaza« (Kurs auf Gaza) hat sich mit einer offiziellen Erklärung an den griechischen Botschafter in Spanien gewandt, um gegen die »Hetzjagd« der Athener Behörden auf das von 45 Spaniern besetzte Schiff »Gernika« zu protestieren. Dieses Schiff sei das Ziel »jeder Art von Behinderungen und administrativer Eingriffe durch die Behörden Griechenlands«, kritisiert die Kampagne. »Diese bürokratische Hetzjagd hat keinerlei juristische Grundlage und verletzt das Schengener Abkommen, das die Bewegungsfreiheit aller Bürger von Mitgliedsländern der Europäischen Union in den Unterzeichnerstaaten dieses Vertrags garantiert.« Dazu gehörten sowohl Griechenland als auch Spanien, unterstreicht die Kampagne.

    Die einzige Erklärung, die man für das Verhalten der griechischen Regierung habe, sei, daß sich Athen in eine »Komplizenschaft« mit dem israelischen Staat begeben habe, um die zweite Freiheitsflottille zu verhindern, bei der es sich um eine gewaltfreie und vom Völkerrecht gedeckte Kampagne handele.

    Auf ihrer Homepage bittet die Kampagne darum, Protestschreiben an die griechische Botschaft in Athen zu senden und dort um Informationen darüber zu bitten, ob es im Zusammenhang mit der »Gernika« irgendwelche juristischen Probleme gäbe und worin diese bestünden. (jW)

  • · Berichte

    »Wir sind auch auf Schußwunden vorbereitet« - Ein Gespräch mit Guido Gorissen

    Interview: Peter Wolter
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    An Bord des kanadischen Schiffes »Tahrir« sind hochwertige Medikamente für den Gazastreifen. Das »Medical Team« hat sich auch auf einen israelischen Überfall eingestellt.
    Dr. Guido Gorissen ist Arzt für Allgemeinmedizin. Er wohnt in Antwerpen (Belgien) und ist Mitglied der marxistischen Partij van de Arbeid (Partei der Arbeit)

    Am Dienstag wurde eine große Ladung von Medikamenten auf die »Tahrir« geschafft, die sich in Kürze als Teil der Solidaritätsflotte auf den Weg zum Gazastreifen machen wird. Was für Arzneimittel sind das?

    Die Palästinenser hatten uns eine lange Liste dessen geschickt, was sie dringend brauchen, aber aufgrund der israelischen Blockade nicht bekommen. Es sind zum Teil sehr teure Medikamente gegen Diabetes, gegen Erkrankungen des Herzens und des Verdauungstrakts sowie Antibiotika. Das Ganze hat rund 30000 kanadische Dollar gekostet, die die »Free Gaza«-Bewegung gesammelt hat. Mehrere der insgesamt zehn Schiffe haben ebenfalls wertvolle Medikamente an Bord.

    Die griechischen Genossen, die die Arzneimittel besorgten, haben darauf geachtet, daß sie ein möglichst spätes Verfallsdatum haben. Die Israelis werden unseren Konvoi ja wahrscheinlich überfallen und der Weltöffentlichkeit gegenüber behaupten, daß sie diese Hilfsgüter selbstverständlich zum Gazastreifen weiterleiten.

    Diese Nummer kennen wir aber schon, in früheren Fällen haben sie das nämlich erst dann gemacht, wenn das Verfallsdatum schon abgelaufen war oder kurz davor. Vergangenes Jahr haben sie die Rollstühle, die die erste Gaza-Flottille transportiert hat, zwar weitergeleitet – die Batterien aber vorher ausgebaut. Mit solchen Rollstühlen kann niemand etwas anfangen. Wenn die Israelis jetzt erneut unsere Medikamente stehlen und sie zwei Jahre liegen lassen oder falsch lagern, dann kommt das der bewußten Zerstörung von dringend benötigten Hilfsgütern gleich. Das wäre ein weiteres Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

    Als Arzt könnten sie in Belgien ein bequemes Leben führen. Statt dessen fahren Sie nach Palästina, auf einem kleinen Schiff, das aller Voraussicht nach von der israelischen Marine mit Tränengas oder Pfefferspray überfallen wird, vielleicht sogar mit Schußwaffen. Was motiviert Sie zu dieser abenteuerlichen Expedition?

    Zum Zeitpunkt der Massaker in den Flüchtlingslagern Sabra und Shatila im Libanon war ich 30 Jahre alt. Die Israelis hatten damals, im Jahr 1982, libanesische Faschisten – die angeblich christliche Falange – mit Hubschraubern in die Lager gebracht, wo sie binnen drei Tagen rund 1500 Menschen massakrierten. Als einer der ersten Ärzte kam ich danach in eines der Lager – es war einfach schrecklich. Die Männer waren fast alle ermordet, es gab dort nur noch Frauen, Kinder und einige Greise. Alle waren schwer traumatisiert, viele hatten schwerste Verletzungen. Über dem Lager hing Leichengeruch. Von diesem Tage bis heute hat mich das palästinensische Drama verfolgt. Verantwortlich für diesen Massenmord war übrigens der damalige Verteidigungsminister Ariel Scharon, der es später sogar zum Ministerpräsidenten brachte.

    Haben Sie weitere Erfahrungen dieser Art gemacht?

    Einige Jahre später, 1985, war ich im Nordlibanon im Flüchtlingslager Nar-El-Bared. Die Palästinensische Befreiungsorganisation PLO hatte sich in diese Region zurückgezogen und wurde vom Land her von den Syrern angegriffen, von der See von den Israelis. Auch bei dieser Gelegenheit gab es entsetzliche Massaker mit vielen Toten. PLO-Führer Yassir Arafat und seine Kämpfer konnten damals übrigens mit einem griechischen Schiff entkommen.

    Und 2002 war ich gemeinsam mit einem belgischen Rechtsanwalt als »fact finding mission« im Westjordanland, um herauszufinden, was sich im Flüchtlingslager Dschenin abgespielt hat. Dort hatten israelische Soldaten 60 Menschen umgebracht, und alle Häuser plattgewalzt – und zwar mit Planierraupen des US-Herstellers Caterpillar. Diese Geräte waren riesig, dreimal so groß, wie wir sie von Baustellen in Europa her kennen. All diese Erlebnisse haben mich dazu gebracht, daß ich den Rest meines Lebens jede Gelegenheit nutzen werde, mich für die Palästinenser einzusetzen.

    An der Reise mit der »Tahrir« nehmen etwa 50 Personen vorwiegend aus Kanada, Belgien, Australien und Dänemark teil. Sie, der kanadische Arzt Bashar und die belgische Krankenschwester Yannick sind das »Medical Team« . Worauf sind Sie vorbereitet?

    Wir haben zunächst in einer Liste erfaßt, wer welche akuten oder chronischen Krankheiten hat und welche Medikamente er oder sie braucht. Wir sind auch auf die üblichen Geschichten eingestellt, wie Seekrankheit, Durchfall, Sonnenbrand oder Sonnenstich. Außerdem haben wir uns mit ausreichend Material eingedeckt, um in erster Hilfe alle Verletzungen zu behandeln, die bei einem Überfall der israelischen Marine entstehen können. Wir sind auch auf Schußwunden vorbereitet.


  • · Berichte

    Schiffe nicht mehr sicher

    Von Claudia Wangerin
    Aktivisten der »Free Gaza«-Flottille wollen so schnell wie möglich die Häfen verlassen. Irisches Schiff kann nach Sabotageakt nicht teilnehmen

    Nach dem Sabotagakt auf das irische Schiff der »Free Gaza«-Flottille, das infolgedessen nicht an dem Konvoi teilnehmen kann, hat am Donnerstag auf den übrigen Schiffen die Nervosität zugenommen. In verschiedenen Mittelmeerhäfen warteten Passagiere und Crewmitglieder auf das Startsignal des internationalen Lenkungsausschusses, um endlich die Häfen verlassen zu können, in denen sie sich nicht mehr sicher vor Anschlägen fühlen.

    Ursprünglich sollten die zehn Schiffe bereits am 27. Juni in internationalen Gewässern südlich von Kreta zusammentreffen, um Hilfsgüter in den palästinensischen Gazastreifen zu bringen und mit friedlichen Mitteln die Aufhebung der israelischen Seeblockade zu erreichen. Am Montag abend war bereits ein Sabotageakt auf das schwedisch-griechische Schiff der Flottille verübt worden. Teile der Schiffsschraube wurden vermutlich mit einem Metallschneidegerät abgeschnitten, teilten die Organisatoren mit. Die Aktivisten wollten aber den Schaden reparieren und wie geplant in See stechen. Zu Verzögerungen kam es außerdem, weil das US-Teilnehmerschiff »Audacity of Hope« von den griechischen Hafenbehörden aufgehalten wurde – angeblich wegen eines anonymen Hinweises auf technische Mängel, nach Einschätzung der Organisatoren jedoch aufgrund des politischen Drucks durch die USA und Israel.

    Das irische Schiff »Saoirse« sei in einer Art und Weise beschädigt worden, die zum Tod der Passagiere hätte führen können, teilte die Initiative »Irish Ship to Gaza« (ISG) am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Dublin mit. Israel müsse als Hauptverdächtiger dieses »professionellen und sehr kalkulierten Sabotageakts« gelten, hieß es. »Wenn wir den Schaden nicht rechtzeitig bemerkt hätten, wären wir mit einer gefährlich beschädigten Antriebswelle in See gestochen«, sagte der ISG-Koordinator Fintan Lane. Der irische Premierminister Enda Kenny warnte am Donnerstag die israelische Regierung vor sämtlichen Aktionen, die das Leben der Aktivisten gefährden könnten.

    Tel Aviv hatte am Montag angekündigt, mit allen Mitteln zu verhindern, daß die Schiffe der »Freedom-Flottilla II« den Gazastreifen erreichen. Die Schiffe sollen geentert und die Passagiere verhaftet werden. Zeitnah verbreitete das Militär ohne Quellenangabe Gerüchte über Chemikalien, die von gewaltbereiten Extremisten an Bord der Schiffe gebracht werden sollten, um israelische Soldaten zu verletzen oder sogar zu töten. Armeesprecherin Avital Leibovich beharrte am Dienstag abend darauf, daß diese Gerüchte der Wahrheit entsprächen. »Diese Chemikalien werden erst an Bord aus Dünger hergestellt. Dünger darf legal nach Gaza eingeführt werden. Es gibt keinen anderen Grund, Dünger zu laden, als diesen als Waffe gegen die Soldaten zu mißbrauchen«, sagte Leibovich nach einem Bericht der Tageszeitung Neues Deutschland. Leibovich behauptete zudem, die Armee habe einen Agenten in die US-Teilnehmergruppe eingeschleust, nachdem sie zunächst »aus Sicherheitsgründen« keine Quelle nennen wollte. Die Organisatoren der Flottille nannten die Vorwürfe absurd. Sie hatten mehrfach Medien und internationale Organisationen zur Inspektion der Schiffe eingeladen und israelische Sicherheitskreise aufgefordert, ihre Verdachtsmomente zu präzisieren.

  • Das irische Schiff »Saoirse« ist bei einem Anschlag so schwer beschädigt worden, daß es nicht an der Hilfsflottille für den Gazastreifen teilnehmen kann. Das teilte die Gruppe »Irish Ship to Gaza« (ISG) am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Dublin mit. Israel müsse als Hauptverdächtiger dieses »professionellen und sehr kalkulierten Sabotageakts« gelten, hieß es.

    ISG-Koordinator Fintan Lane sprach von einer »rücksichtslosen Aktion« und einem »Akt des internationalen Terrorismus«, der zum Tod irischer Bürger hätte führen können. »Wenn wir den Schaden nicht rechtzeitig bemerkt hätten, wären wir mit einer gefährlich beschädigten Antriebswelle in See gestochen und das Schiff wäre gesunken, wenn der Rumpf beschädigt worden wäre«, sagte Lane. Demnach wurde ein Teil des Propellerschafts abgesägt, während das Schiff im Hafen von Göcek lag, so daß sich der Schaft bei Betrieb verbog. Der Schaden sei nach einer Inspektion am Dienstag bemerkt worden. Die Gruppe »Irish Ship to Gaza« hat inzwischen Fotos und Videomaterial von den Schäden veröffentlicht.

    Die irisch-republikanische Partei Sinn Fein forderte Premierminister Enda Kenny auf, umgehend eine Erklärung des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu zu verlangen. »Wenn sich die Behauptungen der Aktivisten bewahrheiten, haben sich die Verantwortlichen der Sabotage und der Gefährdung des Lebens irischer Bürger schuldig gemacht«, erklärte Sinn Fein. Sollte Israel sich nicht äußern, wie es wahrscheinlich sei, solle Kenny in Zusammenarbeit mit den türkischen Behörden Ermittlungen einleiten, forderte die Partei.

    Der Schaden an der »Saoirse« gleicht dem an einem anderen Schiff der geplanten Hilfsflotte. Die »Juliano« war am Montagabend im Hafen von Piräus bei Athen schwer beschädigt worden. Nach Angaben der Schiffseigner hatten Unbekannte bei einem Sabotageakt die Schiffsschraube und die Antriebswelle beschädigt. Die »Juliano« sollte griechische, schwedische und norwegische Aktivisten transportieren.

    Die Hilfsflotte will die von Israel verhängte Blockade des Gazastreifens durchbrechen, um Hilfsgüter in das Palästinensergebiet zu bringen. Rund 300 pro-palästinensische Aktivisten sowie 35 Journalisten aus 22 Ländern wollen sich an der Aktion beteiligen. Israels Regierung hat seine Marine angewiesen, eine Ankunft der Schiffe im Gazastreifen zu unterbinden.  (AFP/jW)

  • Dublin. Nach einem Sabotageakt auf das irische Schiff der »Free Gaza«-Flottille hat der irische Ministerpräsident Enda Kenny am Mittwoch die israelische Regierung aufgefordert, alle Aktionen zu unterlassen, durch die Passagiere und Besatzungsmitglieder verletzt werden könnten, meldete die Nachrichtenagentur AFP. Die Aktivisten an Bord der »MV Saoirse« hatten gefährliche Schäden festgestellt, die offenbar durch Taucher mutwillig herbeigeführt worden und geeignet waren, das Leben der Mitreisenden zu gefährden, hätten sie die Schäden nicht vor dem Auslaufen entdeckt. (AFP/jW)

  • · Berichte

    Irisches Schiff sabotiert

    Ziel eines Anschlags: Die irische MV Saoirse
    Ziel eines Anschlags: Die irische MV Saoirse

    Wie die irische Kampagne »Irish Ship To Gaza« informiert, ist die MV Saoirse durch einen Sabotageakt ernsthaft beschädigt worden. Die Aktivisten kündigen für den heutigen Donnerstag um 11 Uhr Ortszeit (12 Uhr MESZ) eine Pressekonferenz in Dublin an. Dort sollen Fotos und Videos der Schäden veröffentlicht werden.

    Auf ihrer Homepage teilt die Organisation weiter mit, die Beschädigung des Schiffs sei umfangreich und hätte das Leben der Besatzung ernsthaft gefährden können, wenn die Schäden nicht vor dem Auslaufen entdeckt worden wären.

    »Dies ist ein nicht hinnehmbarer Akt der Aggression gegen ein irisches Boot (das souveränes irisches Territorium ist), gegen die Freiheitsflottille und vor allem gegen das Volk Palästinas, das die Flottille in einem Akt humanitärer Solidarität erreichen wollte«, heißt es auf der Internetseite.

    Die Kampagne »Irish Ship To Gaza« hat zu einer Spontandemonstration am heutigen Donnerstag um 18 Uhr Ortszeit in der Spire in O'Connell Street in Dublin aufgerufen. Der Zug soll zur israelischen Botschaft ziehen und dort die ganze Nacht über in einer Mahnwache ausharren. Diese Demonstration solle »so laut wie möglich« sein, weshalb die Teilnehmer Trommeln und andere Musikinstrumente mitbringen sollten, heißt es in dem Aufruf. »Dieser Sabotageakt gegen eine friedliche, humanitäre Mission der Zivilgesellschaft, für die rund 1000 normale irische Bürger gespendet haben, muß in schärfster Weise verurteilt werden«, so die Kampagne abschließend. (jW)

  • · Tagebuch

    Warten auf das Startsignal

    Von Peter Wolter

    Die »Tahrir« hat Kraftstoff übernommen, die Trinkwassertanks sind gefüllt, der Proviant für mehrere Tage ist verstaut. Jeder der 50 Aktivisten und Journalisten, die mit der jetzt aus zwölf Schiffen bestehenden Gaza-Flottille die israelische Blockade durchbrechen wollen, hat seine Sachen gepackt. Es kann also losgehen. Tut es aber noch nicht.

    Wir warten nämlich auf das Startsignal, das vom »Steering Committee«, dem  Lenkungsausschuß der Flottille gegeben wird. Das »Committee« besteht aus Vertretern der multinationalen »Free Gaza«-Bewegung, jedes einzelne Schiff ist darin vertreten. Sobald der entscheidende Anruf bei uns ankommt, werden alle unsere Leute per Telefonkette verständigt, so daß wir binnen zwei Stunden ablegen können.

    Fast eine Woche lang haben wir im Konferenzraum eines griechischen Hotels alle Facetten der Aktion durchgesprochen. In Rollenspielen haben wir den passiven Widerstand geübt, Verhöre durchgespielt, uns mit den zu erwartenden Haftbedingungen vertraut gemacht. Ein wichtiges Thema war die Angst vor dem Zugriff der Israelis, die dabei sehr wahrscheinlich Blendgranaten, Pfefferspray, Taser, Gummigeschosse und Tränengas einsetzen. Beim Entern der ersten Flottille im vorigen Jahr hatte die Marine sogar scharfe Hunde dabei. Angst, das haben unsere kanadischen Kommunikationstrainerinnen betont, läßt sich am besten in der Gruppe ertragen.


    Zusammenleben auf engstem Raum

    Wir sind darauf eingestellt, erst einmal drei Tage lang auf engstem Raum zusammenleben zu müssen. Waschen müssen wir uns mit Seewasser. Trinkwasser ist – wie der Name schon andeutet - nur zum Trinken da. Schlafen können wir nur auf den wenigen Sitzbänken in der Kabine oder auf dem stählernen Schiffsboden, unter dem Tag und Nacht die beiden Dieselmotoren wummern. Die meisten von uns werden wahrscheinlich seekrank sein, hoffentlich lernt jeder noch rechtzeitig, Luv und Lee zu unterscheiden – also die dem Wind zugewandte Seite des Schiffs von der anderen – es könnte an Deck sonst rutschig werden. Wenn die Israelis angreifen, werden wir fix und fertig sein, vor Angst bibbern und riechen wie die Iltisse. Hoffentlich legen uns die Soldaten das nicht als Angriff mit Chemiewaffen aus, über die bereits israelische Zeitungen fabulierten, die von den Streitkräften mit solchen Gruselgeschichten gefüttert werden. Bei uns an Bord gilt jedenfalls als oberste Regel: Wir sind friedlich. Jeder von uns hat eine Liste von Verhaltensmaßregeln unterschrieben, die uns sogar jedes böse Wort gegenüber den Soldaten verbieten.


    Strenge Sicherheitsregeln

    Die gefährlichsten Gegenstände an Bord sind Schraubenzieher, Schraubenschlüssel und Küchenmesser, die einzige Chemie findet sich in den sündhaft teuren Medikamenten, die wir in den Gazastreifen bringen wollen. Es darf kein Alkohol und keine Droge mitgenommen werden. Und damit nicht heimlich etwas an Bord geschmuggelt wird, wird jeder Teilnehmer vor dem Betreten des Schiffes mit Metalldetektoren durchsucht, sein Gepäck wird kontrolliert. Wir sind uns dessen bewußt, daß alles, was die Soldaten als Provokation mißverstehen könnten, in einem Massaker enden kann. Wie am 31. Mai 2010 auf der »Mavi Marmara«. Damals wurden neun Menschen erschossen, 50 weitere erlitten zum Teil schwerste Verletzungen.

    Auch auf diesen hoffentlich nie eintretenden Fall sind wir eingestellt. Unser »Medical Team« besteht aus zwei Ärzten aus Belgien und Kanada sowie einer belgischen Krankenschwester. Sie haben sich mit dem nötigen Material eingedeckt, um im Notfall auch Schußwunden versorgen zu können. Und einige Psychologinnen würden sich um die Traumatisierten kümmern. Einige von uns haben schon einen Teil ihres Gepäcks entsorgt oder den meist bettelarmen Zimmermädchen des Hotels übergeben – außer einigen T-Shirts, etwas Unterwäsche, einer Decke oder eines Schlafsacks können wir nichts mitnehmen. Eine erst später zu uns gestoßene Journalistin war mit mehreren Koffern angereist – sie wurde ein wenig bleich, als sie erfuhr, daß sie Abendgarderobe und Pumps entsorgen muß. Am Mittwoch wurden noch große Umschläge verteilt, in denen wir Kredikarten, persönliche Dokumente, Fotos und ähnliches nach Hause schicken. Den meisten Teilnehmern der Flottille des vergangenen Jahres blieb nämlich bei der Abschiebung aus Israel nur das, was sie auf dem Leib trugen – nur wenige bekamen einen Teil ihres Gepäcks zurück. Vielen wurde sogar die Brille von der Nase gerissen.


    Multinational und multireligiös

    Mittlerweile sind wir eine multinationale Gesellschaft geworden – gleich viel Männer und Frauen. Die Mehrheit kommt aus Kanada, wo auch der größte Teil der Spenden gesammelt wurde, mit denen das Schiff und die Medikamente gekauft wurden. Es gibt viele Australier sowie je ein halbes Dutzend Belgier und Dänen. Dann haben wir noch einen BRD-Bürger, eine russische Journalistin, einen iranischen TV-Reporter sowie zwei Türken.

    Buntscheckig wie die nationale Zusammensetzung sind auch die Berufe: Universitätsprofessoren, Ärzte, Sekretärinnen, Krankenschwestern, IT-Spezialisten, eine Anwältin. Viele gehören christlichen Friedensgruppen an, einige sind Muslime, andere jüdischer Abstammung. Atheisten wie ich sind in der Minderheit. Wir kommen bestens miteinander aus, der Umgang ist herzlich. »Wir fahren nach Palästina, weil wir dazu beitragen wollen, daß die Israelis die unmenschliche Blockade des Gazastreifens aufheben müssen«, faßte ein Kanadier zusammen. »Wir sind nicht hier, um darüber zu streiten, was die Sowjetunion falsch gemacht hat oder ob es einen Gott gibt.«

  • · Berichte

    »Dignité« auf dem Weg

    André Scheer
    Erstes Schiff der Gaza-Freiheitsflottille offenbar zum Treffpunkt im Mittelmeer gestartet

    Mit der französischen »Dignité« ist am Mittwoch offenbar das erste Schiff der Gaza-Freiheitsflottille zu dem geplanten Treffpunkt im Mittelmeer aufgebrochen. Während die Organisatoren des insgesamt zehn Schiffe umfassenden Konvois weiter Stillschweigen über die genauen Aufenthaltsorte der Schiffe wahren, berichtete die israelische Tageszeitung Haaretz auf ihrer Internetseite, die »Dignité« wolle erst an der ausgemachten Stelle vor Anker gehen. Nach Angaben der federführenden »Free Gaza«-Bewegung befinden sich an Bord des Schiffs zehn Passagiere sowie ein Journalist.

    Unklar ist bislang, wann diese Gesellschaft von den anderen neun Schiffen bekommen, die noch in mehreren europäischen Häfen auf die Abfahrt warten, unter ihnen die ebenfalls französische »Louise Michel« mit 24 Passagieren und sechs Journalisten an Bord. Offenbar wollen diese auf die griechisch-schwedisch-norwegische »Juliano« warten, die am Montag das Ziel einer Sabotageaktion wurde und nun repariert werden soll. 25 Teilnehmer und vier Journalisten sollen mit ihr in See stechen.


    Hinzu kommt aus Spanien die »Gernika« mit 30 Passagieren an Bord, unter ihnen mehrere Parlamentsabgeordnete und der Schriftsteller Santiago Alba. 48 Passagiere und neun Journalisten aus Australien, Belgien, Kanada, Dänemark und Deutschland, darunter jW-Redakteur Peter Wolter, reisen auf der »Tahrir« mit, die in einem griechischen Hafen auf das Kommando »Leinen los« wartet. Mit 65 Passagieren und fünf Journalisten an Bord das größte Schiff ist die »Stefano Chirarim«, die von Italien, den Niederlanden, Deutschland, der Schweiz und Malaysia ausgerüstet wurde. Irland ist mit 20 Teilnehmern und zwei Reportern auf der »Saoirse« dabei, aus den USA kommt die »The Audacity of Hope« mit 40 Passagieren und zehn Journalisten. Die Flottille wird von dem griechisch-schwedisch-norwegischen Frachter »Methimus 2« und seinen 15 Passagieren sowie der von einer europäischen Kampagne gegen die Gazablockade gecharterten »Freedom for all« und ebenso vielen Mitreisenden komplettiert.


    Angesichts der offensichtlichen Sabotage an der »Juliano« in einem griechischen Hafen hat der Sprecher der spanischen Delegation, Manuel Tapial, die Regierungen der Europäischen Union aufgefordert, endlich »einen Schritt vorwärts« zu gehen und den Konvoi zu schützen. »Es ist offensichtlich, daß Personen von außerhalb Griechenlands die Souveränität des Landes verletzt haben, um eine verbrecherische Aktion durchzuführen«, sagte Tapial. Alle Regierungen der Gemeinschaft müßten deshalb gemeinsam eine »klare und eindeutige Haltung« gegenüber dem Geschehenen einnehmen. Der irische Außenminister Eamon Gilmore hatte bereits vor einigen Tagen Israel aufgefordert, alles dafür zu tun, daß sich die tragischen Ereignisse des vergangenen Jahres nicht wiederholen. Dublin verurteile die Blockade des Gazastreifens durch Tel Aviv und werde deshalb irische Staatsbürger nicht von einer Teilnahme an der zweiten Flottille abhalten, so Gilmore.

  • Korfu/Berlin. Deutsche Teilnehmer der bevorstehenden »Free Gaza«-Flottille haben sich in einem Leserbrief an die Tageszeitung Neues Deutschland über die öffentliche Dramatisierung ihrer internen Diskussionen beschwert. »Die einigen Mitgliedern zugeordneten Aussagen sind weder authentisch noch autorisiert«, so die Gruppe in dem Schreiben, das auch jW vorliegt.

    Der mitreisende ND-Korrespondent hatte in seinem Artikel den möglichen Ausstieg friedfertiger Teilnehmer aufgrund von Gerüchten über die Beteiligung gewaltbereiter Araber geschildert. Diese wollten angeblich »von Akaba aus nach Gaza auslaufen«, was mit Blick auf die Landkarte keinen Sinn ergibt und nach Meinung der »Free Gaza«-Aktivisten schon viel über die Qualität des Gerüchts aussagt.

    Israelische Zeitungen hatten am Montag von Militärs verbreitete Gerüchte über Chemikalien zitiert, die von Aktivisten an Bord der Schiffe gebracht werden sollten, um sie gegen israelische Soldaten einzusetzen. Die Informationsquellen dieser Militärs wurden nicht genannt. Die Organisatoren und Unterstützer des Schiffskonvois fühlten sich dadurch an frühere Kampagnen und Falschmeldungen erinnert.


    Die Flottillenteilnehmerin Elfi Padovan sagte am Mittwoch telefonisch gegenüber jW, es habe unter den deutschen Mitreisenden eine Diskussion über die aktuellen Gerüchte gegeben. »Wir waren alle übermüdet«, so Padovan. Auch sei der Journalist völlig überarbeitet gewesen. Die Diskussionsteilnehmer hätten spontane Einschätzungen abgegeben, wobei ihnen nicht klar gewesen sei, daß der anwesende ND-Korrespondent sie namentlich zitieren und gleich die bevorstehende Spaltung an die Wand malen würde. Die deutsche Teilnehmergruppe wehre sich gegen diese Darstellung. Die Mission der »Free Gaza«-Flottille basiere auf Gewaltfreiheit, erklärte die Gruppe in ihrem Leserbrief. Interne Diskussionen würden basisdemokratisch, offen und vertraulich geführt. 

    Der  jW-Korrespondent, der die Flottille begleitet, reist unterdessen als einziger Deutscher auf dem kanadischen Schiff »Tahrir« mit, das zur Zeit in einem anderen griechischen Hafen liegt. (jW)

  • Der »Deutsche Koordinationskreis Palästina Israel«, ein Netzwerk von bundesweit über 40 Organisationen und Initiativen, die sich »für einen gerechten Frieden in Nahost« einsetzen, hat heute einen offenen Brief an die Bundesregierung gerichtet. Namentlich Bundeskanzlerin Angela Merkel und Außenminister Guido Westerwelle werden darin aufgefordert, auf die israelische Regierung einzuwirken, damit deren Streitkräfte der internationalen »Freiheitsflottille II«, ihren Passagieren und den Hilfsgütern freie Fahrt nach Gaza gewähren. Wir dokumentieren das Schreiben an dieser Stelle:

    »Menschlich bleiben«

    29. Juni 2011

    Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin,
    sehr geehrter Herr Bundesaußenminister,

    Der Deutsche Koordinationskreis Palästina Israel, ein Verbund von bundesweit über 40 Organisationen und Initiativen, fordert die Bundesregierung auf, gegenüber Israel darauf hinzuwirken, daß die israelischen Streitkräfte, insbesondere die israelische Marine der internationalen Freedom-Flottille II, ihren Passagieren und den Hilfsgütern freie Fahrt nach Gaza gewähren.

    Schließen Sie sich der Stellungnahme des irischen Außenministers an, der die Blockade von Gaza verurteilt und die israelische Regierung vor dem gewaltsamen Aufbringen der Flottille warnt.

    Die Freedom-Flottille II »Menschlich bleiben« ist das Projekt einer internationalen Koalition und bricht in diesen Tagen nach Gaza auf, um gegen die völkerrechtswidrige Blockade von Gaza seitens der israelischen Regierung und gegen die verheerenden Folgen für die Zivilbevölkerung zu protestieren und um die Blockade friedlich zu durchbrechen.

    Die Schiffe haben Hilfsgüter an Bord. Es geht aber vor allem darum, durch eine politische, gewaltfreie Aktion zu einer Beendigung der Seeblockade Gazas beizutragen. Mehrere Hundert Menschen aus vielen Ländern sind stellvertretend für die internationale Zivilgesellschaft unterwegs.
    Der oft gehörte Hinweis, das Ansinnen der Freedom-Flottille habe sich erledigt, weil der Übergang zwischen Ägypten und Gaza in Rafah jetzt geöffnet sei, geht an der Realität vorbei. Die Öffnung dieses Übergangs beendet die Blockade nicht. Die israelische Menschenrechtsorganisation Gisha hat sich in einer Veröffentlichung ausführlich zur Blockade geäußert (»10 Gründe, warum die Öffnung des Übergangs in Rafah unzureichend ist« auf www.kopi-online.de/10gruende/). Deshalb wäre auch eine Umleitung der Schiffe nach Ägypten ein durchsichtiges Manöver, das an der Blockade nichts ändert.

    Die Aufhebung dieser Blockade hat auch der Deutsche Bundestag am 1. Juli 2010 gefordert. Setzen Sie sich dafür ein, daß dieser Beschluß des Bundestages ernst genommen und umgesetzt wird.

    Mit freundlichen Grüßen
    Deutscher Koordinationskreis Palästina Israel

  • · Berichte

    Vorbereitungen im Hafen von Gaza abgeschlossen

    Gaza. Die »Freedom Flottilla II« kann kommen: Wie die palästinensische Tageszeitung Al-Quds Al-Arabi heute berichtet, sind in Gaza die Vorbereitungen abgeschlossen, um die Hilfsgüter entgegen zu nehmen, sollte der Schiffskonvoi wider Erwarten von israelischer Seite durchgelassen werden.

    Auf einer Pressekonferenz im Hafen von Gaza warnte der Sprecher eines »Komitees zur Brechung der Blockade« Israel vor einem Angriff auf die Schiffe und verlangte von der UNO, ihrer Verantwortung gerecht zu werden und die Flottille vor »israelischem Terror und Piraterie« zu schützen. Die israelische Blockade sei unvereinbar mit internationalen Gesetzen und der menschlichen Ethik. Das palästinensische Volk habe alles Recht der Welt, die Freiheitsflottille in Gaza zu empfangen.

    Am Dienstag  hatte nach Informationen der palästinensischen Nachrichtenagentur WAFA der Der Verband der Industrie in Gaza verlangt, die Grenzübergänge zu öffnen, um größere Mengen Rohstoffe, Autos und Maschinen einführen zu können.

    Der Verband wies auf die schwierige Lage der Bevölkerung hin. Industriebetriebe im Gazastreifen müssen demnach bald die Produktion einstellen, weil ihnen die Grundstoffe ausgehen. Als Folge der Blockade seien außerdem die Preise für Autos erheblich gestiegen, inzwischen seien sie doppelt so hoch als in den umliegenden arabischen Staaten. Israel halte zahlreiche Fahrzeuge in seinen Häfen zurück. (hoek)

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    Niederländische Miniflottille zeigt Solidarität mit der Freedom Flotilla II

    Palestine News Network
    Miniflottille in den Kanälen von Utrecht
    Miniflottille in den Kanälen von Utrecht
    Trotz Regen beteiligten sich am Montag über 50 Niederländer und Palästinenser an einer Fahrt der Miniflottille in den Kanälen Utrechts, um ihre Solidarität mit der Gaza Freedom Flottille zu demonstrieren.

    Die aus zwölf Schiffen bestehende Gaza Freedom Flottille wird im Laufe der Woche ablegen, um die vierjährige israelische Gaza Blockade zu durchbrechen. Das niederländisch-italienische Schiff trägt den Namen »Open Gaza - Stefano Chiarini« und soll mit 13 niederländischen Aktivisten an Bord auslaufen. Unter den niederländischen Passagieren der Gaza Freedom Flotille befinden sich Studenten, Journalisten, ein Rotterdamer Stadtrat, ein professioneller Fotograf und ein Anwalt.

    »Die niederländischen Teilnehmer schliessen sich der Flotte an um humanitäre Hilfe leisten und um die illegale israelische Gaza Blockade zu brechen«, schreiben die Organisatoren in ihrer Pressemitteilung. Von ihrem aktuellen Aufenthaltsort in Korfu aus haben die Teilnehmer mitgeteilt, dass sie den Menschen in Gaza Hoffung geben wollen und dass die Ungerechtigkeit und die Kollektivstrafe Israels enden muss.

    Die Reaktionen der Passanten auf die Mini-Flottille in Utrecht war sehr positiv. Es waren viele ausgestrecke Daumen zu sehen und zustimmende Worte zu hören. Einer der Organisatoren der Miniflottille meinte: »Die niederländische Regierung ist sehr pro-israelisch, aber das niederländische Volk ist sehr kritisch gegenüber der Ungerechtigkeit, die dem palästinensischen Volk angetan wird. Israel muss die Besatzung und die illegale Blockade des Gazastreifens beenden. Wir möchten auf der richtigen Seite der Geschichte stehe und wir können nicht länger zulassen, dass sich unsere Regierung auf der falschen Seite steht.«

    Quelle: Palestine News Network

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    Erklärung der Initiative »Ship To Gaza« zur Sabotage des griechischen Schiffs

    freedomflotilla.eu

    Gestern, am 27. Juni, stellten wir am Abend eine Sabotage an dem griechischen Passagierschiff fest, das am Handelshafen von Saronic festgemacht hatte. Dieses Schiff war dazu bestimmt, an der »Freiheitsflotille II - Bleib menschlich« mit Ziel Hafen von Gaza teilzunehmen, und an Bord sollten Mitglieder der griechischen Mission und Delegationen aus Norwegen und Schweden sowie Mitglieder des Europäischen und nationaler Parlamente sowie weitere internationale Persönlichkeiten aus diesen Ländern sein.

    Wie ein Berufstaucher feststellte, der die fragliche Stelle am Kiel des Schiffs filmte (siehe Video auf www.freedomflotilla.eu), waren beide Propellerachsen der Schiffsmotoren von Tauchern beschädigt worden, wofür das Wissen von Technikern für Unterwassersabotage und die Benutzung von Unterwasserwerkzeug notwendig sind.

    Diese Aktion, die offensichtlich von Geheimdienst- und Sondereinsatzkräften verursacht worden ist, beweist, dass diese ungestört auf griechischem Territorium agieren können, vielleicht sogar gedeckt von den griechischen Behörden, denn alle an der Freiheitsflotille II beteiligten Schiffe, die in Häfen des Landes vor Anker liegen, werden auf Anweisung der Regierung von den Hafen- und anderen Behörden permanent überwacht. Diese verbrecherische Aktion zielt auf diejenigen, die an Bord des Schiffs sein würden und hätte diese ernsthaft in Gefahr bringen können, wenn sie nicht früher entdeckt worden wäre.

    Diese auf griechischem Territorium durchgeführte Sabotage hat unser Land international beschädigt, denn sie stellt die griechischen Häfen und Anlegestellen als gesetzlose Gebiete dar, in denen verbrechische Aktionen sogar ohne die formelle Intervention der griechischen Behörden durchgeführt werden.

    Es ist offensichtlich, dass die israelische Regierung Griechenland als ihr Protektorat betrachtet und glaubt, es wie eine Bananenrepublik behandeln zu können. Diejenigen, die in den Armen der gegenwärtigen israelischen Regierung liegen, stehen nun auch aufgrund ihres Pseudo-Patriotismus im Licht der Öffentlichkeit. Griechenland hat von seiner Unterordnung unter die israelische Regierung nichts zu gewinnen. Die Verantwortung der griechischen Regierung ist riesig.

    Diese Aktion hat uns nicht überrascht. Sie kann uns weder ablenken noch erschrecken. Die Freiheitsflotille II wird um jeden Preis nach Gaza segeln. Die kriminellen Angriffe Israels und seiner Verbündeten, um uns einzuschüchtern, stärken nur unseren Willen.

    Quelle: freedomflotilla.eu / Übersetzung: RedGlobe

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    Sabotage hält Flottille nicht auf

    André Scheer

    Die Teilnehmer der bevorstehenden zweiten Gaza-Freiheitsflottille wollen sich auch durch Sabotageakte und eine bizarre Drohkampagne Israels nicht von der Durchführung ihrer Aktion abhalten lassen. Zwei Schiffe seien bereits auf hoher See und somit vor Sabotage sicher, berichtete jW-Redakteur Peter Wolter, der sich auf der »Tahrir« an dem Schiffskonvoi beteiligt.

    Demgegenüber ist am Montag abend das griechisch-schwedische Schiff durch einen Anschlag schwer beschädigt worden. Unbekannte hätten die Schiffsschraube und die Antriebswelle abgeschlagen, berichtete der Sprecher der griechischen Organisatoren der Flottille, Dimitris Plionis, der Nachrichtenagentur AFP. Die Aktivisten wollten aber versuchen, das Schiff zu reparieren und wie geplant noch in dieser Woche in See zu stechen.

    Am Donnerstag oder Freitag sollen sich dann rund zehn Schiffe vor der Küste der griechischen Mittelmeerinsel Kreta treffen um die von Israel verhängte Blockade des Gazastreifen zu durchbrechen und Hilfsgüter in das Palästinensergebiet zu bringen.

    Rund 350 Aktivisten aus insgesamt 22 Ländern befinden sich an Bord der Schiffe oder erwarten in mehreren Häfen die Abfahrt. Für Israels Außenminister Avigdor Lieberman ist dies ein»Erfolg«, weil die Zahl der Teilnehmer geringer sei, als ursprünglich geplant. An der Flotte beteiligten sich nun nur noch »Hardcore-Terroraktivisten«, behauptete er. Zu diesen gehören beispielsweise rund 50 Teilnehmer aus Spanien, unter ihnen mehrere Parlamentsabgeordnete.

    In Madrid erreichten die Abgeordneten der Vereinigten Linken (IU) und der katalanischen und galicischen Regionalparteien ICV, ERC und BNG deshalb vom Außenministerium die Zusage, die Entwicklung der Freiheitsflottille »genau und permanent« zu verfolgen. Ministerin Trinidad Jiménez erklärte jedoch, ihre Regierung sei nicht in der Lage, die Sicherheit der auf der»Gernika« mitreisenden Aktivisten zu garantieren. IU-Chef Gaspar Llamazares zeigte sich von dieser Aussage enttäuscht und forderte die Ministerin auf, bei den höchsten israelischen Stellen vorstellig zu werden, um den Verzicht auf ein gewaltsames Vorgehen gegen die Aktivisten zu erreichen.

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    »Mir geht es um Frieden und Gerechtigkeit« - Ein Gespräch mit Kevin Neish

    Interview: Peter Wolter
    Kevin Neish ist Mitglied der Kommunistischen Partei Kanadas. Wie schon 2010 nimmt er auch in diesem Jahr an der Solidaritäts-Flottille nach Palästina teil.


    Es gibt sehr viele Konfliktherde auf dieser Welt. Was hat Sie als Kanadier motiviert, sich ausgerechnet für das weit entfernte Palästina zu engagieren?


    Ich habe mich auch schon in anderen Ländern für Frieden und Gerechtigkeit eingesetzt – das ist es letztlich, worum es mir geht. Das tue ich selbstverständlich auch in meinem eigenen Land, ich bin schließlich aktiver Gewerkschafter. Ich war mehrere Male in Kolumbien, wo ich einen Gewerkschaftsführer im Hochsicherheitsgefängnis besucht habe. Ich habe mich auch ein wenig um seine Familie gekümmert. Außerdem habe ich an Solidaritätsaktionen in Guatemala und El Salvador teilgenommen.

    Gab es einen Auslöser für Ihr Engagement für die Palästinenser?

    In der Tat, den gab es. Als ich 2002 in der Westbank war, griffen die Israelis an und verfügten eine Ausgangssperre, die ab 16 Uhr galt. Ein 60jähriger Palästinenser, ein Großvater, hatte sich wohl in der Zeit vertan, er kam zu spät vom Einkaufen zurück. Israelische Soldaten schossen mit automatischen Waffen so lange auf ihn, bis der Leichnam buchstäblich in Stücke gerissen war. Ich habe später dabei geholfen, die Reste seines Körpers in einen Leichensack zu stecken. Dieses Erlebnis hat mich dazu gebracht, mich im vergangenen Jahr der Palästina-Flottille anzuschließen. Auf der türkischen »Mavi Marmara« wurde ich bei der Kaperung des Schiffes erneut Zeuge der Brutalität des israelischen Soldaten – neun Menschen wurden sozusagen vor meinen Augen ermordet. Und deswegen bin ich in diesem Jahr wieder dabei.

    Sie haben Verhöre durchmachen müssen, und waren bis zur Abschiebung aus Israel im Gefängnis. Wie ist es Ihnen da ergangen? 

    Es gibt wesentlich angenehmere Orte. Zu 40 Mann wurden wir in einem Zellenblock eingesperrt, jeweils zwei in einer Zelle. Erst gab es gar nichts zu essen, dann wurde uns ein Behälter mit tiefgefrorenem Brot auf den Fußboden geknallt, später gab es eine wässerige Gemüsesuppe. Trotz der Hitze bekamen wir nur ganz wenig Wasser zu trinken, für die Nacht gab es eine Decke, die jeder Beschreibung spottete. Sie war löchrig, klebrig und stank nach Desinfektionsmitteln. In der Nacht bollerten die Wärter jede halbe Stunde an die Zellentür und machten das Licht an, an Schlaf war also kaum zu denken. Nach zwei Tagen wurden wir in einen Bus gesetzt und zur Abschiebung zum Flughafen gebracht. Auf dem Weg dahin sah ich, wie Passanten drohend ihre Fäuste schüttelten und die Geste des Halsabschneidens machten. So viel zur aufgehetzten Stimmung der israelischen Bevölkerung.

    Selbst unter deutschen Linken ist es so gut wie unbekannt, daß es in Kanada eine kommunistische Partei gibt. Wie sind Sie zum Kommunisten geworden? 

    Ich wurde sozusagen als Marxist-Leninist geboren. Meine Vorfahren stammen aus Finnland – wo ich übrigens noch nie war– sie waren allesamt rote Finnen, mütterlicherseits sogar in der vierten Generation. Meine Mutter war jedoch nicht in der Partei, sie haßte deren bürokratischen Stil. Das tue ich übrigens auch. Als die CPC dann vor vielen Jahren ein Parteilokal nach meinem Vater benannte, blieb mir nichts anderes übrig, als dann doch noch einzutreten. Mein Vater war Fischer, ich bin oft mit ihm zum Lachsfang vor der Küste von British Columbia gefahren. Auf seine Initiative hin wurde die Fischer-Gewerkschaft gegründet. Ich selbst bin dann Mechaniker geworden, später Schiffsingenieur. 

    Wenn man Sie anschaut, meint man, Wladimir Iljitsch Lenin sei wieder auferstanden ...


    Das ist eine witzige Geschichte. Mein Vater bekam eines Tages Besuch von einem alten Genossen. Der schaute mich an und sagte: Du könntest wie Lenin aussehen. Ich habe mich dann zu Hause mit einem Lenin-Foto vor den Spiegel gestellt und beschloß, mir spaßeshalber einen Bart wachsen zu lassen, wie er ihn hatte. Und das hat dann zu einem der größten publizistischen Erfolge der CPC geführt: Die US-Tageszeitung Milwaukee Sentinel brachte auf ihrer Titelseite eine Story über diese verrückte Idee. Wenn man in Kanada lebt, ist so etwas möglich – was meinen Sie, wie uns die Genossen in den USA darum beneidet haben!