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20.07.2011, 20:28:55 / Free Gaza

Abschiebung aus Tel Aviv

Von Claudia Wangerin

Insgesamt 15 Aktivisten, Crewmitglieder und Journalisten, die sich am Dienstag morgen an Bord der französischen Motoryacht »Dignité al Karama« befanden, als diese vor der Küste Gazas von der israelischen Marine geentert wurde, sollten bis Mittwoch abend aus Israel abgeschoben werden.

Dies berichteten israelische Medien unter Berufung auf eine Sprecherin des Innenministeriums. Mehrere Personen seien bereits vom Flughafen in Tel Aviv ausgeflogen worden.

Neben den 15 ausländischen Staatsbürgern, überwiegend Franzosen, war auch die israelische Reporterin Amira Hass, eine Mitarbeiterin von Haaretz, an Bord der »Dignité«.

Schiff und Passagiere waren nach der Enterung in den südisraelischen Hafen Aschdod gebracht worden. Mit Ausnahme der israelischen Staatsbürgerin, die noch am Dienstag freigelassen wurde, hatten sie alle aus der Sicht der Einwanderungsbehörde versucht, illegal nach Israel einzureisen.

Tatsächlich wollten sie die israelische Seeblockade des palästinensischen Gazastreifens überwinden – ursprünglich als Teil einer Friedensflottille, deren Schiffe zum Großteil wegen des Auslaufverbots in Griechenland festsitzen.

Unklar blieb am Mittwoch, wie weit die »Dignité« beim Entern von der Küste entfernt war. Militärsprechern zufolge hatte die israelische Marine etwa zwölf Meilen vor Gaza eingegriffen. Amira Hass berichtete am Mittwoch in Haaretz, drei Kriegsschiffe und sieben Kommandoboote seien bereits 50 Seemeilen vor der Küste aufgetaucht, um die »Dignité« zu entern.

Am Dienstag abend war auf der englischsprachigen Internetseite von Haaretz von »drei Meilen vor der Küste« die Rede – in einem Artikel, der sich zum Teil auf Agenturinformationen stützte.

Die Organisatoren der »Free Gaza«-Bewegung sprechen von einem Zugriff in internationalen Gewässern – also außerhalb der Zwölfmeilenzone. Nach Militärangaben gab es nach der ersten Kontaktaufnahme mit der Crew mehrere Aufforderungen, den Kurs zu ändern, bevor das Schiff geentert wurde. Anders als im vergangenen Jahr beim Kapern der ersten »Free Gaza«-Flottille hatte es dabei keine Verletzten gegeben.

Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan verlangte eine offizielle Entschuldigung für die Tötung von neun türkischen Aktivisten durch die israelische Marine. Dies berichteten am Mittwoch mehrere türkische Zeitungen. Erdogan erwägt in diesem Zusammenhang auch, persönlich den Gazastreifen zu besuchen.

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