16.04.2024 / Ausland / Seite 1

Sudan: Größte Flüchtlingskrise der Welt

Hilfekonferenz in Paris mit wenig Zusagen. Konflikt ist internationalisiert

Arnold Schölzel

Ein Jahr nach Beginn des Kriegs im Sudan richteten Frankreich, die Bundesrepublik und die EU am Montag in Paris eine internationale Konferenz dazu aus. Nach einem nichtöffentlichen Ministertreffen fand am Nachmittag eine Geberkonferenz statt. Die UNO veranschlagt die benötigte Summe auf 3,8 Milliarden Euro. Deutschland sagte für 2024 244 Millionen Euro zu, Frankreich 110 Millionen Euro, die EU-Kommission rund 355 Millionen Euro. Insgesamt wurden am Montag von Diplomaten Zusagen in Höhe von mehr als einer Milliarde Euro erwartet. Parallel zu beiden Konferenzteilen kamen etwa 40 Vertreter der sudanesischen Zivilgesellschaft zusammen.

Der am 15. April 2023 entfesselte Kampf zwischen dem sudanesischen De-facto-Machthaber Abdel Fattah Al-Burhan und seinem früheren Stellvertreter Mohammed Hamdan Daglo hat die gegenwärtig größte Flüchtlingskrise weltweit ausgelöst. Laut UNO sind mehr als 8,6 Millionen Menschen auf der Flucht vor der Regierungsarmee SAF und Daglos Miliz RSF. Amnesty International fordert, der UN-Sicherheitsrat müsse das bereits für die Region Darfur geltende Waffenembargo auf das ganze Land ausweiten. Die Linke im Bundestag verlangt, dass die Bundesregierung die Lieferung von sechs Airbus A-400 M an die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) nicht genehmigt. Die VAE unterstützen in erheblichem Maße die RSF.

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Bündnis 90/Die Grünen) sagte zu Beginn der Konferenz vor Journalisten, 25 Millionen Menschen, rund die Hälfte der sudanesischen Bevölkerung, seien »dringend auf humanitäre Hilfe angewiesen«. Frankreichs Außenminister Stéphane Séjourné erklärte, der Sinn des Treffens bestehe darin, »das Schweigen zu brechen, das diesen Konflikt umgibt, und die internationale Gemeinschaft zu mobilisieren«.

Ähnlich wie im vom Westen zerstörten Libyen ist der Krieg internationalisiert. So wies der sudanesische Diplomat Nureldin Satti am Montag in einem Interview mit Radio France Internationale darauf hin, dass die Ukraine an der Seite der SAF kämpfe, russische Soldaten an der Seite der RSF.

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