13.04.2024 / Inland / Seite 2

Thyssen plant Industriebrache

Duisburg: Konzernbosse kündigen Produktionsabbau und Jobstreichung an

Oliver Rast

Es ist eine Kampfansage – die Stahlbosse von Thyssen-Krupp wollen es wissen. Am Donnerstag abend kündigte der Konzern an, die Produktionskapazität einzudampfen, Industriearbeitsplätze zu vernichten. Ort des Kahlschlags einmal mehr: Duisburg. In der Stahlsparte ackern rund 27.000 Beschäftigte, allein 13.000 in der Ruhr-Rhein-Metropole. Unbeantwortet bleib das nicht. Die Betriebsrätekonferenz von Thyssen-Krupp Steel Europe habe am Freitag beschlossen, die Kollegen aller Standorte für den 30. April zu mobilisieren, sagte Karsten Kaus gleichentags im jW-Gespräch. Wohin? »In die Arena des MSV Duisburg zur Belegschaftsversammlung«, so der Erste Bevollmächtigte der IG Metall (IGM) Duisburg-Dinslaken weiter.

Das Problem, niemand weiß so recht, woran man ist. Denn mehr als »erste konzeptionelle Grundzüge einer geplanten Neuausrichtung des Stahlbereichs« präsentierte der Konzernvorstand nicht. Bekannt ist nur: Die Kapazität in den Duisburger Werken soll von aktuell 11,5 Millionen Tonnen Rohstahl auf rund neun Millionen Tonnen reduziert werden. Diese Maßnahme werde mit einem »noch nicht bezifferbaren Abbau von Arbeitsplätzen verbunden sein«, der ferner nachgelagerte Weiterverarbeitungsstufen sowie Verwaltungs- und Dienstleistungsbereiche betreffen werden. Schritte, die laut Stahlbaronen »zwingend notwendig« seien, um den Konzern »unter anhaltend herausfordernden Marktbedingungen zukunftsfähig aufzustellen«. Und Ziel bleibe dabei, betriebsbedingte Kündigungen »weiterhin zu vermeiden«.

Das müsse auch so zu sein, betonte Kaus. »Wir haben einen Zukunftstarifvertrag, der Standorte sichert und betriebsbedingte Kündigungen ausschließt.« Gültig bis März 2026. Was Kaus richtig stört, ist: Die Aussage einer »strukturellen Neuausrichtung« sei kein industrielles Konzept. Statt dessen würden Ängste und Unmut unter den Kollegen geschürt. Klar sei für Betriebsräte und IGM: Gespräche gebe es nur, wenn die Konzernspitze keine »roten Linien« überschreite, Kerninhalte des Tarifvertrags akzeptiere. Kaus: »Ohne Wenn und Aber.«

Und sowieso: Duisburg brauche Industriekerne; fraglos, auch »grün« und klimaneutral transformierte, »aber keine neuen Landschaftsparks samt Klettergerüsten«, resümierte der Gewerkschafter.

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