30.03.2024 / Feuilleton / Seite 11

Neulich im Beichtstuhl

Thomas Gsella

Hochwürden, Gott wird mich verdammen:

Ich warf meinen Mann aus dem Haus

Und bin nun, o Himmel o Graus!,

Mit seiner Geliebten zusammen.

*

So hab ich gefehlt. Und ich fehle,

Und wird auch die Hölle mein Lohn:

Die hat einen bildhübschen Sohn!

War schwärzer auch nie eine Seele:

*

Mein Körper liebt beide. Und gestern,

Da fiels mir wie Schuppen vom Haar:

Der Sohn hat bezaubernde Schwestern!

Die Nacht war ein bunter Basar!

*

So bin ich erschöpft, doch aus Gründen,

Und Scham brennt wie Feuer in mir!

Vergib mir! Erlass meine Sünden!

Dann bleib ich, ach Klaus, auch bei dir.

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