23.03.2024 / Ansichten / Seite 8

Vaterlandsverräter des Tages: Deutscher Fußball-Bund

Stefan Siegert

Robert Habeck hat den »Standortpatriotismus« entdeckt. Seit Erscheinen des Kommunistischen Manifests könnten alle wissen, dass im Werteschaufenster der regelbasierten Bourgeoisie kaum mehr als – derzeit – anglistisch aufgemotzter Wortplunder zu begutachten ist. Da ist das doch mal ein deutsches Wort zur rechten Zeit! Denn Habeck hätte sich von der Firma DFB doch »ein Stück mehr deutscher Identität, ein Stück mehr Standortpatriotismus gewünscht«. Es geht dabei um die Entscheidung des nationalen Fußballverbands, nach 70 Jahren Kollaboration mit dem deutschen »Traditionsunternehmen« Adidas zum US-Konkurrenten Nike zu wechseln. Habecks Maßstab für den gewünschten Standortpatriotismus dürften dann wahrscheinlich die deutschen Unternehmen sein, die ihren Standort wegen der von Habeck mitzuverantwortenden Kostengroßsteigerungen hierzulande in die USA verlegen.

Der gleichen Systemlogik verpflichtet, postete der DFB umgehend: »Wir verstehen jede Emotionalität«, und fügte zerknirscht hinzu, »das alles lässt uns nicht kalt«. Aber: »Damit Fußball ein Volkssport bleibt«, habe man sich darum für die Zeit nach 2026 für das üppigste Angebot – dem Vernehmen nach 100 Millionen statt 50 – entschieden. Und das kam eben vom Weltmarktführer Nike, der mit zuletzt 47,1 Milliarden Euro Jahresumsatz und 4,7 Milliarden Gewinn die deutsche Konkurrenz mit ihrem Jahresumsatz von 21,4 Milliarden und einem Verlust von 75 Millionen locker abhängte.

Nike soll sich dem Vernehmen nach den hehren Zielen seines neben Brasilien, Frankreich, England und anderen prominenten Teams des internationalen Fußballsports neuesten Werbepartners wohlwollend angeschlossen haben. Für Habeck gehörten eigentlich »Adidas und Schwarz-Rot-Gold immer zusammen«. Und nun? Ist »kein anderes Band zwischen Mensch und Mensch« übrig, »als das nackte Interesse«. Man könnte fast Mitleid mit diesen Leuten haben.

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