13.03.2024 / Feuilleton / Seite 14

Nachschlag: Oberfläche

Ghost in the Shell | Mo., 20.15 Uhr, Sky Action

Was ist das überhaupt für eine Figur, ein Cyborg? Der Geist (das Bewusstsein) in der Hülle (die Maschine)? Freud bemerkte, wie so oft leicht mysteriös, in »Das Ich und das Es«: »Das Ich ist vor allem ein körperliches, es ist nicht nur ein Oberflächenwesen, sondern selbst die Projektion einer Oberfläche.« Nicht die Oberfläche ist die Illusion, sondern das, was angeblich dahinterstehen soll. Für den Cyborg im Remake des japanischen Animeklassikers hat man eine ganz spezielle Oberfläche designt. Man sieht diese Körperoberfläche niemals nackt, sondern erblickt ein Design, das die Maske einer Nacktheit darstellt: einen farblosen Ganzkörperlatexanzug, der die Konturen des darin steckenden Körpers zwar zwangsläufig betont, diesen Körper jedoch entsexualisiert. Diese Oberfläche kennt weder Brustwarzen noch Vulva. Im Notfall kann sie sich sogar unsichtbar machen. Das ist dann paradoxerweise natürlich die perfekte Oberfläche, eine, die nicht mehr sichtbar ist, die sich jedoch als eine Ahnung, eine Spur von Bewegung, bewahrt. (aha)

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