14.06.2011 / Feuilleton / Seite 13
Angeklagt
Im Fall der jahrzehntelang in Südfrankreich unter
Verschluß gehaltenen Werke des Malers Pablo Picasso ermittelt
nun die französische Justiz. Wie die Zeitung Le Monde in ihrer
Sonntagsausgabe berichtete, leitete die Staatsanwaltschaft in
Grasse ein Ermittlungsverfahren gegen den 71jährigen Rentner
Pierre Le Guennec sowie gegen seine Frau Danielle ein.
Pierre und Danielle Le Guennec hatten in ihrem Haus in
Mouans-Sartoux nördlich von Cannes fast 40 Jahre lang 271
unbekannte Werke Picassos aufbewahrt. Im Januar 2010 wandten sie
sich an den Sohn des Künstlers, Claude Picasso, der auch
Nachlaßverwalter der Familie ist. Sie schickten ihm Fotos von
einigen der Werke zu und wollten Echtheitszertifikate haben. Dann
reisten sie mit einem Koffer voller Bilder nach Paris. Claude
Picasso hielt die Werke für echt und erstattete gegen das
Ehepaar Anzeige wegen Hehlerei. Die Polizei beschlagnahmte im
Oktober 2010 die Bilder, Collagen und Skizzen im Wert von 60
Millionen Euro.
Le Guennec gab an, die letzten drei Jahre bis zum Tod Picassos 1973
als Elektriker für den Künstler gearbeitet zu haben. Er
will die Bilder, Grafiken und Skizzen, die zwischen 1900 und 1932
entstanden sind, von Picasso und dessen Frau Jacqueline geschenkt
bekommen haben. Claude Picasso hält das jedoch für
unmöglich. Er verwies darauf, daß sein Vater nie so
viele Werke verschenkt habe und daß er bei Schenkungen stets
ein Datum, eine Signatur und eine Widmung auf den Werken
hinterlassen habe.
(AFP/jW)
https://www.jungewelt.de/artikel/165361.angeklagt.html