24.06.2010 / Schwerpunkt / Seite 3
Bolivarisches Bündnis: ALBA heißt Morgenrot
Die heute acht Mitglieder umfassende Staatengemeinschaft ALBA
(Bolivarische Allianz für die Völker Unseres Amerikas)
geht auf eine Initiative des venezolanischen Präsidenten Hugo
Chávez und seines damaligen kubanischen Amtskollegen Fidel
Castro zurück. Im Dezember 2004 beschlossen sie bei einem
offiziellen Besuch von Chávez in Havanna, das zu der noch
als »Bolivarische Alternative« bezeichnete Bündnis
ins Leben zu rufen. Die Abkürzung ist zum einen eine
Anspielung auf das mittlerweile gescheiterte Projekt der
Vereinigten Staaten, eine Amerikanische Freihandelszone (span.
ALCA) zu schaffen. Zugleich bedeutet »Alba« im
Spanischen aber auch Morgendämmerung. Das wichtigste Ziel der
Gemeinschaft ist die Schaffung solidarischer Beziehungen
untereinander. Dazu dienen neben dem 2006 unterzeichneten
»Handelsvertrag der Völker« zahlreiche
Vereinbarungen auf politischem, finanziellem und kulturellem
Gebiet.
Nach der Amtsübernahme durch Evo Morales schloß sich im
April 2006 Bolivien dem Bündnis an. Ein Jahr später
folgte nach dem Wahlsieg Daniel Ortegas Nicaragua und im Januar
2008, der Karibikstaat Dominica. Honduras trat der ALBA im August
2008 bei. Die Mitgliedschaft des zentralamerikanischen Staates
wurde von den Putschisten jedoch Anfang 2010 offiziell
rückgängig gemacht. Da die Regierung von Porfirio Lobo
jedoch von den ALBA-Staaten nicht anerkannt wird, haben diese den
Austritt von Honduras zumindest offiziell nicht zur Kenntnis
genommen und sehen weiterhin Manuel Zelaya als
rechtmäßigen Staatschef seines Landes an.
Die bislang letzte Erweiterung der ALBA erfolgte im Juni 2009, als
Ecuador und die Karibikstaaten Antigua und Barbuda sowie St.
Vincent und die Grenadinen der Allianz beitraten. Als Beobachter
nahm zuletzt regelmäßig auch der Präsident von
Paraguay, Fernando Lugo, an den ALBA-Treffen teil. (scha)
https://www.jungewelt.de/artikel/146450.bolivarisches-bündnis-alba-heißt-morgenrot.html