15.05.2010 / Feuilleton / Seite 12
Mit aller Härte. 30 Jahre Olympiaboykott
Am 15. Mai vor 30 Jahren schloß sich das Nationale Olympische
Komitee (NOK) der BRD dem NOK der USA an und boykottierte Olympia.
Thomas Bach, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes
(DOSB), blickt im gebremsten Zorn zurück: »Der
Olympiaverzicht auf die Sommerspiele in Moskau war die
größte Fehlentscheidung in der deutschen
Sportpolitik«, sagt er heute. »Der Druck der Politik
war enorm.« Vorneweg US-Präsident James Carter. Laut
Bach hat auch »der damalige Bundeskanzler Helmut Schmidt mit
aller Härte auf den Boykott gedrängt«.
DOSB-Präsident Willi Weyer und Sporthilfe-Chef Josef
Neckermann setzten sich im Funktionärstroß gegen
NOK-Präsident Willi Daume und IOC-Mitglied Berthold Beitz
durch. Die BRD blieb außen vor. Briten, Franzosen und
Italiener waren dabei. Es wurden tolle Spiele. Und wenn Bach heute
an den Grund des Boykotts denkt – den Einmarsch sowjetischer
Truppen in Afghanistan –, spricht er von einer
»makabren Ironie der Weltgeschichte«. (sid/jW)
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