12.08.2009 / Schwerpunkt / Seite 3
Studie: Nebenwirkungen überwiegen positive Effekte
Einer neuen Studie zufolge sollten an einer jahreszeitlich
bedingten Grippe erkrankte Kinder nicht mit dem Medikament Tamiflu
behandelt werden. Bei dem Arzneimittel würden die
gefährlichen Nebenwirkungen überwiegen, während sich
der Nutzen in engen Grenzen halte, heißt es in einem Bericht,
den das British Medical Journal am Montag auf seiner Internetseite
veröffentlichte. Demnach kann Tamiflu bei Kindern
Übelkeit und Erbrechen verursachen, was zu Austrocknung und
anderen Komplikationen führen kann. Die Dauer der Krankheit
wird durch das Medikament aber höchstens um eineinhalb Tage
verkürzt.
Die aktuelle Verbreitung der Schweinegrippe ist in dem Bericht
nicht berücksichtigt. Dennoch lassen die Ergebnisse darauf
schließen, daß der Einsatz von antiviralen
Präparaten wie Tamiflu auch bei mit dem Virus A/H1N1
infizierten Kindern die Krankheitsdauer nur wenig reduziert und
kaum vor Komplikationen wie Asthmaanfällen oder
Mittelohrentzündungen schützt. Tamiflu kann bei Kindern
ab einem Jahr verschrieben werden.
Für die Studie stützen sich die Autoren auf die Daten von
vorangegangenen Untersuchungen. Ein Sprecher des schweizerischen
Pharmaunternehmens Roche sagte, die in dem Bericht beschriebenen
Symptome könnten auch auf die Grippe selbst und nicht auf das
Medikament zurückzuführen sein. Roche besitzt das Patent
für Tamiflu.
(AFP/jW)
https://www.jungewelt.de/artikel/129634.studie-nebenwirkungen-überwiegen-positive-effekte.html