In Europa und Nordamerika lebende iranische Wissenschaftler und
Kriegsgegner haben zur Lage im Iran eine offenen Brief
verfaßt, der am 31. Juli in der britischen Tageszeitung
Guardian veröffentlicht wurde.
Die Unterzeichner setzen sich für demokratische Reformen in
ihrem Heimatland ein, ohne aber – wie derzeit viele
oppositionelle Exil-Iraner – die aggressive Politik der USA
zu ignorieren. Diese sei ein entscheidender Grund für das
Scheitern des reformwilligen Präsidenten Mohammad Khatami
(1997–2005) sowie für die Niederlage der Reformisten in
der Parlamentswahl 2003 und der Präsidentenwahl 2005
gewesen.
Anders als die iranischen Oppositionsführer, die die
Popularität Mahmud Ahmadinedschads in großen Teilen der
Bevölkerung leugnen, konstatieren die Unterzeichner, daß
sich zwei viele Millionen Menschen umfassende Lager
gegenüberstehen. Die beste Lösung der fatalen
Pattsituation sehen sie deshalb in Verhandlungen über eine
»Versöhnung« und in der Bildung einer Regierung
der Nationalen Einheit, in der die politischen und
gesellschaftlichen Hauptströmungen vertreten sind. Dazu
müßten beide Seiten die feindselige Propaganda und die
persönlichen Angriffe einstellen und statt dessen ein Klima
der gegenseitigen Geduld und des Vertrauens aufbauen.
Die Autoren rufen die Regierenden auf, alle inhaftierten
Führer und Aktivisten der Opposition freizulassen. Die
Freiheit der Presse ebenso wie alle anderen Bürgerrechte
müßten respektiert werden. Von den westlichen
Regierungen verlangen sie, jede Art der Einmischung einzustellen
und »alle illegitimen wirtschaftlichen, politischen und
militärischen Druckmaßnahmen zu beenden, die auf die
innere Destabilisierung Irans abzielen.«
Die Führer der Oppositionsbewegung ruft der Offene Brief dazu
auf, »unzweideutig allen Sanktionen entgegenzutreten und alle
Regime-Change-Operationen zu verurteilen«, »um die
Ausnutzung der gegenwärtigen Krise durch die westliche
Propaganda und opportunistische Gruppen zu verhindern«.
Der gesamte Offene Brief ist hier zu finden:
www.guardian.co.uk/commentisfree/2009/jul/31/iran-truth-reconciliation-commission