09.07.2009 / Natur & Wissenschaft / Seite 15
Unvereinbare Prinzipien
Eine aktuelle Studie des International Institute for Environment
and Development (IIED) mit Sitz in London warnt vor Plänen der
UN-Sonderbehörde für geistiges Eigentum (WIPO). Die
Weltorganisation will den Schutz des traditionellen Wissens der
weltweit 470 Millionen Ureinwohner mit herkömmlichen Regeln
zum Schutz geistigen Eigentums abgleichen. »Besitzrechte auf
geistiges Eigentum schränken den Zugriff auf genetische
Ressourcen und immaterielle Güter erheblich ein«,
erklärt Michel Pimbert vom IIED.
Richtlinien zum Schutz von Erfindungen wie etwa Medikamenten wurden
auf der Grundlage westlicher Handelsverfahren entwickelt,
führt er aus. »Sie schaffen Monopole, verhindern den
Wettbewerb und werden deshalb von transnationalen Pharma- und
Saatgutunternehmen vorangetrieben«. Dieser Ansatz ist nach
Einschätzung des IIED unvereinbar mit den kulturellen
Traditionen der Ureinwohner. Wie Alejandro Argumedo, Koautor des
Berichts und Mitglied der peruanischen Vereinigung für Umwelt
und nachhaltige Entwicklung der Quechua- und Aymara Ureinwohner
(ANDES), betont, sind indigene Gemeinschaften mehrheitlich der
Auffassung, daß Ideen, Saatgut und Lebensformen
möglichst vielen Menschen zugänglich gemacht und nicht
privatisiert werden dürfen. Geschützt werden könnten
solche Gemeinschaften am besten durch Wahrung ihrer
Gewohnheitsrechte. Die Kuna in Panama etwa haben ein solches
Abkommen entwickelt. Auswärtige Wissenschaftler, die
landwirtschaftliche oder medizinische Kentnisse des Volkes
erforschen wollen, müssen auf einem Kuna-Generalkongreß
eine Mehrheit bekommen. Laut IIED ist die WIPO im Begriff, den auf
Gewohnheitsrechten gründenen Ansatz aufzugeben. (IPS/jW)
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