29.05.2009 / Feminismus / Seite 15
Hilde Coppi zum 100. Geburtstag
Sie war Mitglied der bekannten antifaschistischen
Widerstandsgruppe, die von der Gestapo als »Rote
Kapelle« bezeichnet wurde. Vor 100 Jahren, am 31. Mai 1909,
wurde sie in Berlin geboren, am 5. August 1943, erst 34jährig,
zusammen mit zwölf weiteren Antifaschistinnen von den Nazis
hingerichtet. Bereits am 20. Januar 1943 war sie gemeinsam mit
zahlreichen Mitgliedern der Gruppe zum Tode verurteilt
worden.
1933 war Hilde Rake mit Kommunisten in Kontakt gekommen, schon bald
beteiligte sie sich am Widerstand gegen die Nazis. Sie
gewährte Verfolgten Unterschlupf und verhalf ihnen zur Flucht.
Ihren späteren Ehemann Hans Coppi lernte sie 1935 kennen,
nachdem sie aktiv den Kontakt zu Widerstandskreisen gesucht hatte.
Sie beteiligte sich an Flugblattaktionen, hörte die
Nachrichten von Radio Moskau ab, übermittelte Grüße
und Lebenszeichen von deutschen Kriegsgefangenen an deren
Angehörige in Deutschland – und entlarvte damit auch die
Nazipropaganda als Lüge, der-zufolge die Rote Armee feindliche
Soldaten sofort erschießen würde. Am 12. September 1942
wurden die Coppis von der Gestapo verhaftet, am 27. November
brachte Hilde ihren Sohn Hans im Berliner Frauengefängnis
Barnimstraße zur Welt. Ihr Mann wurde bereits am 22. Dezember
1942 zum Tode verurteilt und in Berlin-Plötzensee
hingerichtet.
Hilde Coppis Sohn Hans berichtete in einem berührenden Artikel
zum 60. Jahrestag der Hinrichtung (5.8.2003, Berliner Zeitung) von
einer Karte aus der »Kartei Hinrichtungen
Barnimstraße«, die er im Bundesarchiv
Berlin-Lichterfelde gefunden hatte. Darauf war zu lesen:
»Hilde Coppi, Hochverrat und Landesverrat,
Schulze-Boysen-Kreis, zart, fein, tapfer, ganz selbstlos.
(…) Stolz, beherrscht und lieb. Kein Haß. Eine
rührende Persönlichkeit. Rechnete nie mit
›Gnade‹ der Menschen. Nie bereut.«
(jW)
https://www.jungewelt.de/artikel/125775.hilde-coppi-zum-100-geburtstag.html