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Aus: Ausgabe vom 18.04.2020, Seite 16 / Aktion
Coronakrise

Klare Standpunkte

Warum gerade in Krisenzeiten Kritik und Zustimmung an der Tageszeitung junge Welt zunehmen
Von Dietmar Koschmieder
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Auch in komplizierten Zeiten kann man es halt nicht allen recht machen (wollen wir übrigens auch gar nicht). Die einen meinen, die junge Welt verliere den Klassenstandpunkt, weil sie nicht vorbehaltlos die Meinung teile, dass das aktuell grassierende Virus nur deshalb zum Einsatz gekommen sei, um die Arbeiterklasse zu bekämpfen. Andere werfen uns vor, diesen Erreger und die Konsequenzen seiner Verbreitung zu verharmlosen, was wieder andere nicht davon abhält, uns zu unterstellen, dass wir dabei mitwirkten, eine Hysterie zu schüren: Das Ganze sei im wesentlichen nur eine Erfindung, von wem auch immer! Wir bekommen auch Vorwürfe, dass wir »alternativen Wissenschaftlern« zu wenig Platz einräumten, um ihre Gegengutachten zu den offiziellen ausbreiten zu können. Manche regen sich sogar darüber auf, dass wir uns in diesen Zeiten nicht ausschließlich den Problemen der Deutschen widmen, sondern nach wie vor auch darüber berichten, was im Rest der Welt geschieht.

Nun weisen wir in jeder Ausgabe der jungen Welt darauf hin, dass und wie die Folgen der Coronakrise vor allem auf arbeitende Menschen abgewälzt werden oder werden sollen. Auch wir wissen, dass Wissenschaftler oft nicht nur der Wissenschaft, sondern auch ihren Auftraggebern verpflichtet sind. Und natürlich warnen auch wir davor, dass die Krise genutzt werden kann, um nicht nur kurzfristig demokratische und soziale Rechte in Frage zu stellen oder gar zu schleifen. Aber wir leugnen auch nicht das Problem einer gefährlichen Pandemie, und es ist nicht gerade hilfreich, diese mit dem Hinweis kleinzureden, dass auch bei größeren Grippeepidemien viele tausend Tote zu beklagen sind. Und wenn wir darüber berichten, dass Menschen in wirtschaftlich schwächeren Ländern wesentlich stärker gefährdet sind, relativieren wir damit keineswegs die Risiken für die Menschen hier im Lande: Wir beschreiben fast täglich die Schwächen eines am Profit orientierten Gesundheitssystems. Und uns ist auch klar, dass in wirtschaftlich starken Ländern, in denen der Neoliberalismus und die Profitorientierung noch radikaler umgesetzt wurden als bisher in Deutschland, ein noch größeres Gefährdungspotential vorliegt. Kurzum, wir behalten auch und gerade in diesen Krisenzeiten unseren marxistischen Ansatz bei, nehmen also einen Klassenstandpunkt ein, wenden uns aber auch gegen alle Formen von Wissenschaftsfeindlichkeit, die übrigens schon vor der Coronakrise immer mehr zunahmen.

Allerdings wollen wir auch gar nicht verschweigen, dass unsere journalistische Arbeit nicht nur in diesen Punkten auf sehr viel Zustimmung stößt. Neben einigen, die eine andere Meinung in der jungen Welt nicht ertragen und deshalb ihr Abo kündigen, gibt es sehr viele, die uns gerade in diesen Tagen für sich entdecken: Im Moment lesen etwa 3.500 Menschen unsere Zeitung zusätzlich über das Probeabo – und die Zugriffe auf unsere Internetseiten haben sich auf bis zu täglich 40.000 Besucher deutlich erhöht! Dies liegt nicht nur an den äußeren Umständen (die junge Welt ist oft »Krisengewinnler«), sondern vor allem daran, dass unsere Leserinnen und Leser gerade in diesen Tagen verstärkt unser dreiwöchiges kostenlose Probeabo weiterempfehlen an andere. Nicht nur unsere langjährigen Abonnenten beteiligen sich an dieser Aktion, sondern auch viele von jenen, die uns in diesen Tagen gerade erst neu entdeckt und schätzengelernt haben. Dafür unser herzlicher Dank!

Am kommenden Sonnabend, 25. April, startet in der Tageszeitung junge Welt eine zehnteilige Artikelserie "Gesundheitssystem am Tropf".

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Die Grenzen in Europa wurden bereits 1999 durch militärische Gewalt verschoben. Heute wie damals berichtet die Tageszeitung junge Welt über Aufrüstung und mediales Kriegsgetrommel. Kriegstüchtigkeit wird zur neuen Normalität erklärt. Nicht mit uns!

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  • Leserbrief von Onlineabonnent/in Florian B. (18. April 2020 um 20:29 Uhr)
    Vielen Dank auch an euch für die ausgewogene Berichterstattung. Und da mir zur eigenen Ansicht immer auch eine andere Sicht fehlt, danke ich euch, dass ihr diese oft liefert, aber auch oft die eigene Sicht bestätigt. Die Arbeiterklasse würde einen wichtigen Fürsprecher ohne die jW verlieren. Macht einfach weiter, was ihr macht, weil ihr das gut macht!

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